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Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann

Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann

Titel: Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Thoma
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Gründen wollte ich mich nie wieder mit einem Mann darüber auseinandersetzen müssen, wer morgens um sechs Uhr die Schulbrote schmiert, wer ein vollgemachtes Kinderbett frisch bezieht, wer die Kinder haare entlaust oder das Hundefell entfloht. Jahrelang hatte ich während meiner Ehe die Kombination aus engmaschig geteiltem Alltag, begrenztem Wohnraum und Kleinkindern als Beziehungs- und Erotikkiller kennengelernt – das reichte.
    Andererseits strebte ich auch keine reine Schönwetter- Hobby-Beziehung an. Aber eine wohl dosierte Mischung aus beidem sollte es sein. Eine Beziehung, die auf emotionalen, nicht aber auf äußeren Verträgen beruhen würde. Nicht das harte und auch nicht das weiche Frühstücksei, sondern das wachs weiche, bitte.
    Claire sah mich mit großen Augen an. Dass ich eine zukünftige Beziehung mit einem Mann innovativ angehen wollte, nachdem ich in der klassischen Variante des Zusammenlebens schon mal gescheitert war, konnte sie nicht nachvollziehen. Und so konterte sie, meine Zielvorgaben hätten nichts mit einem wachsweichen Frühstücksei zu tun, sondern allenfalls mit Gulasch ohne Fleisch oder mit Meerwasser ohne Salz.
    »Weißt du was?«, sagte sie schließlich und beendete unser Gespräch mit einer zündenden Idee, von der sie sich drei neue Charity-Sternchen im Himmel versprach.
    »Klaus-Dieter und ich organisieren bald ein Abendessen für dich. Überlass die Suche nach einem neuen Mann ruhig mir. Wenn du den Richtigen erst kennengelernt hast, kriegst du bestimmt auch wieder Lust, noch mal zu heiraten.«
    Resigniert gab ich auf. Offensichtlich haftet einer alleinstehen den Mutter automatisch das Image der emotionalen und finan ziellen Bedürftigkeit an – ganz gleich, ob das der Realität ent spricht oder nicht. Anders konnte ich mir jedenfalls nicht erklä ren, warum Claire mir hartnäckig und unbeirrbar temporäre Bindungsangst unterstellte, hinter der sie meine Sehnsucht nach einem Sicherheit spendenden Aufpassermann vermutete.
    Kies knirschte unter meinen Füßen, nachdem sich zwei Wochen später ein schmiedeeisernes Tor in der Abenddämmerung vor mir geöffnet hatte und ich an zwei Porsches – einem alten Neunhundertelfer und einem Cayenne mit dunkel getönten Scheiben – vorbei auf eine Jugendstilvilla aus der Gründerzeit zuging.
    Zwei Tage zuvor hatte Claire mich angerufen.
    »Ich hab jemanden gefunden, er ist perfekt für dich«, hatte sie gesagt und mich wie angekündigt zum Abendessen ge beten.
    Auch wenn ich nicht erwartete, in Claires Umfeld einen Mann zu treffen, der mich ernsthaft interessieren würde, sagte ich zu. Da Claire mir beteuert hatte, das Date möglichst unauffällig einzutüten, ging ich nämlich automatisch davon aus, sie würde eine ihrer sonst üblichen rauschenden Dinnerpartys ver anstalten, bei der ich mich auch mit anderen Leuten amüsieren könnte. Obendrein hatte ich keine Pläne für den Abend, an dem die Kinder wieder bei Mark sein würden.
    Während mir eine asiatische Bedienstete, die Claire ihre »Perle« nannte, im steif gebügelten, grau-weiß gestreiften Kleid mit Schürze meine Jacke abnahm, wunderte ich mich, warum kaum Stimmen aus dem Salon drangen, der sich am anderen Ende des Entrees hinter geschlossenen Flügeltüren befand. Ich sah auf die Uhr und befürchtete, zu früh gekommen zu sein, als Claire auf mich zueilte.
    »Er ist schon da!«, flüsterte sie mir ins Ohr, begrüßte mich mit Küsschen und bat das Hausmädchen, meine mitgebrachten Blumen in eine Vase zu stellen.
    »Und die anderen Gäste?«
    »Welche anderen? Wir sind zu viert. Sonst lernt ihr euch doch nicht richtig kennen.«
    Am liebsten hätte ich auf dem Absatz kehrtgemacht. Das nannte Claire »möglichst unauffällig«?
    »Komm, wir warten schon auf dich.«
    Claire drängte mich vorwärts.
    Unbehaglich folgte ich ihr in den Salon und hielt inne: Neben Klaus-Dieter, dem seine Wohlstandswampe als Stütze für sein Whiskeyglas diente, stand ein großer, gut gebauter Mann, den ich auf Anfang vierzig schätzte, mit kinnlangem braunem Haar und grauen, unergründlichen Augen. Sein Dreitagebart, sein braunes Hemd, das er über der Jeans trug, und seine abgelatschten Turnschuhe ließen mich vermuten, dass er entweder in der Kunst- oder in der Filmszene arbeitete.
    »Hallo, ich bin Phyllis«, sagte ich und gab ihm die Hand.
    »Hi, Jesco«, stellte er sich mit festem Händedruck vor und sah mich dabei mit einer Intensität an, die mich meinen Blick abwenden ließ.
    Während mir das

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