Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer im Trueben fischt

Wer im Trueben fischt

Titel: Wer im Trueben fischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
Vom Netzwerk:
restlichen Sekunden nutzen.
    »Herr Bohmann, was ist ein junger Fisch?«
    Bohmann sah sie an. Sein Blick war hart und klar.
    »Ich habe meinen Meister übertroffen. Ein weißer Jude, der ist schlimmer als die Sippe. Er hätte das auch so gesehen.«
    »Papa, kommst du …Was machen Sie denn hier?«
    Emma schnappte sich Mikrofon und Gerät, speicherte die Aufnahme und stopfte es in die Tasche.
    »Ich habe nur den Jubilar inter…«
    »Raus hier, aber dalli.«
    Alexander Bohmann schrie fast, aber in seiner Stimme schwang noch etwas außer Wut. Angst? Emma trat auf ihn zu. Ihre Hand lag wieder auf dem Mikro in ihrer Tasche.
    »Ihr Vater hat mir erzählt, dass Tom Rosenberg ihn sprechen wollte. Das wussten Sie, nicht wahr?«
    »Mit Ihnen rede ich nicht.«
    »Das sollten Sie aber. Ich habe das Interview mit Ihrem Vater. Es war Unrecht, auch wenn Ihr Vater das nicht einsehen will. Und ich werde das öffentlich machen, ob das Ihnen passt oder …«
    Bohmann fasste sie grob am Ärmel. Emma schrie auf, lauter als nötig.
    »Schluss jetzt.«
    Die Stimme des Alten schnitt durch den Raum. Augenblicklich ließ Bohmann Emma los. Er schnaufte und strich über seine Krawatte.
    »Du hast Recht«, Alexander Bohmann rang um Fassung, »entschuldige bitte.«
    Der Alte wendete seinen Rollstuhl und fuhr durch ihre Mitte, so dass die beiden einen Schritt zurückweichen mussten. Jetzt hatte Emma den Knopf ihres Aufnahmegerätes in der Tasche gefunden und drückte darauf.
    »Ich glaube, dass Sie Angst vor Tom Rosenberg hatten. Sie wussten, dass er die alte Geschichte wieder hochkochen würde, vielleicht in einem neuen Buch? Und da haben Sie Siebenschläger angerufen. Ein kleiner Dienst unter Freunden. Ein paar Briefe, ein paar Hakenkreuze. Erst sollte er nur Angst bekommen. Aber Tom Rosenberg ließ sich nicht so leicht einschüchtern. Was haben Sie dann geplant, Herr Bohmann?«
    »Nein!«
    Alexander Bohmann schrie. Emma und sein Vater sahen ihn erstaunt an. Der Mann kämpfte um seine Fassung.
    »Nein, das ist alles Unsinn.«
    Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Ich kenne den Mann überhaupt nicht. Verschwinden Sie.«
    Emma brauchte selber eine Sekunde, bis ein Gedanke in ihr reifte. Sie trat noch einen Schritt auf den Mann zu.
    »Wissen Sie, was ich glaube? Sie wissen selber nicht genau, was passiert ist. Tom Rosenberg sollte nur ein bisschen Angst bekommen. Und verschwinden. Aber jetzt ist er tot. Ist das Ganze aus dem Ruder gelaufen? Fragen Sie sich das, Herr Bohmann? Ein Mann ist tot. Und vielleicht sind Sie dafür verantwortlich.«
    Bohmann war jetzt wieder der Geschäftsmann, der nicht zurückwich. Er beugte sich zu Emma, die über einen Kopf kleiner und nur halb so breit war wie er.
    »Wenn Sie davon irgendetwas bringen, verklage ich Sie.«
    Sie schaute ruhig zu ihm hoch, aber ihre Finger am Rekorder zitterten. Sie ballte sie zur Faust.
    »Mir haben schon andere gedroht.«
    »Legen Sie sich nicht mit mir an.«
    Bohmann streckte sich und verschränkte die Arme.
    »Und jetzt hauen Sie ab, sonst ruf ich den Wachschutz.«
    Emma ging langsam zur Tür. Dann drehte sie sich noch mal um und schaute zu dem alten Mann im Rollstuhl.
    »Auf Wiedersehen, Herr Bohmann.«
    Er sagte nichts. Alexander Bohmann stellte sich demonstrativ hinter den Rollstuhl seines Vaters. Wie zu einem Ritual hob der Alte den Unterarm und streckte die Hand nach dem Sohn aus. Alexander ergriff sie. Emma drehte sich um und verließ den Raum.
    Sie hatte sich beherrscht, um ihre Angst nicht zu zeigen. Jetzt zitterte ihr Körper, und sie sah kaum, wo sie hintrat. Fast stolperte sie oben an der Treppe. Martha stand vor ihr. Sie musterte sie mit ihren alten Augen.
    »Hast du erfahren, was du wissen wolltest?«
    Emma dachte einen Moment nach und schüttelte dann flüchtig den Kopf. Nein, dachte sie, noch nicht. Oder doch? War es so einfach?
    Martha lächelte.
    »Komm mit, wir gehen zu mir, und du verlierst noch mal.«
    »Ich kann nicht. Ich hab noch eine Verabredung.«
    Alexander Bohmann erschien im Türrahmen. Er rief nach der Security. Sie sollten die junge Dame hinausbegleiten, sie ginge jetzt. Emma hob beschwichtigend die Hand, lächelte Martha noch einmal zu und ging schnell die geschwungene Treppe hinunter. An der Haustür drehte sie sich noch einmal um. Zwischen Bohmann und Martha lagen bestimmt fünf Meter, aber ihr Gesichtsausdruck war der gleiche. Sie hatten Angst.
    Ein Mann fasste sie am Ärmel. Sie machte sich rasch los und verließ das Haus.
    Der alte Mann

Weitere Kostenlose Bücher