Wer ist der andere, Alissa
Mal verraten."
"Ich ... ich weiß nicht, was Sie damit meinen."
"Ich meine, Ihre Lügen sind keinen Pfifferling wert. Ich glaube Ihnen nämlich nicht.
Überhaupt nicht."
"Nein, Sie sehen das falsch, ich ..."
"Pst ... Sorgen Sie sich nicht darum. Entspannen Sie sich, und genießen Sie die Musik."
Dirk zog Alissa enger an sich und schmiegte wieder das Kinn an ihre Schläfe.
Sich entspannen? Wie konnte er das von ihr erwarten, wenn er sie so dicht an sich hielt?
Wenn so gut wie jede Person im Raum zu ihnen herüberstarrte? Wenn ihr Körper vor Erregung prickelte und ihre Nerven bis zum Zerreißen angespannt waren? Ihre Körper waren eng aneinander geschmiegt, so dass Alissas Brüste gegen seinen Oberkörper drückten. Mit dem Arm hielt er sie dicht an sich gezogen, und auf dem Rücken fühlte sie seine Hand auf der bloßen Haut, fühlte, wie er die Fingerspitzen unter den Saum des Ausschnitts schob. Wie konnte ich mich nur in so eine Situation bringen, fragte Alissa sich verzweifelt. Harmlose Fantasien waren eine Sache für sich. Doch mit jemandem wie Dirk fertig zu werden war wirklich etwas anderes. Dem war sie einfach nicht gewachsen. Sie hielt sich für eine einfache, gewöhnliche Person, häuslich veranlagt und für ihre sechsunddreißig Jahre lächerlich unerfahren. In ihrem ganzen Leben hatte sie sich nur ernsthaft mit einem einzigen Mann eingelassen, und den hatte sie auch geheiratet. Dirk Matheson dagegen war ein starker, einflussreicher, überaus maskuliner Mann und von einem völlig anderen Format als sie.
Glücklicherweise endete in diesem Moment der Tanz. Alissa seufzte erleichtert auf und versuchte sich aus Dirks Umarmung zu lösen. Aber sein Arm hielt ihre Taille nur noch enger umspannt. "Bitte nicht", murmelte er. "Aber die Musik hat aufgehört." Bevor Alissa weiter protestieren konnte, fing die Band mit einem neuen Stück an, und Dirk schwang sie im Rhythmus dazu herum. Sie hatten gerade die ersten paar Schritte getan, als Jack Hennesey Dirk auf die Schulter tippte. Dirk blickte finster drein, aber Jack erwiderte den Blick mit einem breiten Grinsen. "Darf ich dich ablösen?"
"Nein." Diese kurze, einsilbige Antwort verblüffte Alissa. Sie versteifte sich, aber Dirk zog sie an sich und tanzte mit ihr um ein anderes Paar herum. Jack zog die Augenbrauen hoch und blieb etwas ratlos auf der Tanzfläche stehen. "Warum haben Sie das getan?"
"Warum? Das war doch wohl offensichtlich. Ich wollte Sie nicht von mir lassen."
"Aber das war unhöflich."
"War es das? So ein Pech!" erwiderte Dirk ohne den Anflug von Reue. "Aber machen Sie sich keine Gedanken. Jack wird es schon wieder überwinden." Alissa versteifte sich wieder, doch wie bereits zuvor zog er sie nur noch dichter an sich und tanzte mit ihr zum anderen Ende der Fläche hin.
Dirk war im Büro immer so beherrscht und energisch, dass Alissa eher von ihm erwartet hätte, dass er sich steif bewegen würde. Aber er war ein überraschend guter Tänzer, der sich den Rhythmen leicht und geschmeidig anpasste.
Alissa versuchte, sich zu entspannen und den Augenblick zu genießen, aber es gelang ihr nicht. Schließlich endete auch dieses Lied. Und diesmal löste Alissa sich aus seiner Umarmung und machte schnell einen Schritt zurück, noch ehe Dirk mit ihr wieder davonschweben konnte. "Danke für den Tanz."
"Warum wollen Sie denn schon aufhören? Die Serie ist doch noch gar nicht zu Ende", entgegnete er und streckte die Arme nach ihr aus. Alissa legte die Hände auf den Rücken und zog eine kleine Grimasse, als ihr bewusst wurde, wie kindisch das wirken musste. "Wenn wir weitertanzen, dann sorgen wir wirklich für Klatsch in der Firma. Und überhaupt, müssten Sie jetzt nicht zurück zu Miss Hollingsworth?"
"Diedre Hollingsworth ist gar nicht hier. Wir treffen uns nämlich nicht mehr." Ein Anflug von Belustigung flackerte über sein Gesicht. "Eigentlich endete meine Beziehung zu Diedre beim Essen an dem Tag, als ich Ihnen und Ihren Kolleginnen bei Alberto's begegnet bin."
Ach, deshalb hatte diese Frau das Restaurant also so eingeschnappt verlassen. Er war sie gerade losgeworden. "Das tut mir Leid. Das wusste ich nicht. Aber wer auch immer heute in Ihrer Begleitung ist, wird mittlerweile verärgert sein."
"Ich bin ohne Begleiterin gekommen." Das überraschte Alissa. Dirk hatte zu solchen Ereignissen bisher immer jemanden mitgebracht. Sogar zu den Picknicks hatte er immer irgendeine weibliche Person im Schlepptau gehabt, die ihn offenbar anhimmelte. "Oh
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