Wer ist der andere, Alissa
Dirk gerichtet, darauf, wie sich an den Außenseiten seiner Augen kleine Fältchen bildeten, wenn er lächelte, wie sein sexy Mund sich bewegte, wenn er redete, wie attraktiv die grauen Schläfen sich von seinem sonst dunklen Haar abhoben.
Sie musste sich noch immer über den schnellen Wandel der Ereignisse wundern. Noch am Morgen hatte es ihr vor dem nächsten Tag gegraut, an dem sie wieder Dirk gegenübertreten müsste. Und nun saß sie mit ihm hier an einem Tisch und aß mit ihm zu Abend und unterhielt sich mit ihm ganz normal ... zumindest versuchte sie es. Alles war so, als ob es den leidenschaftlichen Kuss mitten auf der Tanzfläche am Abend zuvor niemals gegeben hätte.
Alissa war so nervös, sie konnte sich kaum konzentrieren. Es war mittlerweile siebzehn Jahre her, dass sie sich mit einem Mann getroffen hatte ... mit ihrem zukünftigen Ehemann. Tom Kirkpatrick war ein wunderbarer Mensch gewesen. Und ihr war er ein guter Ehemann gewesen, von sanftem Charakter und gemäßigtem Temperament ... ganz der Junge von nebenan. Sie waren bereits auf der High School ein Paar gewesen, und sie hatte sich nie wirklich für einen anderen Jungen interessiert. Sie hatte Tom lieb gehabt, und die Basis ihrer gegenseitigen Liebe war vor allem Zärtlichkeit gewesen. Mit Tom konnte sie sich sicher und zufrieden fühlen.
Dirk erweckte keins dieser Gefühle in ihr. Diesmal spielte sie mit dem Feuer, und sie fühlte sich unbekümmert und wagemutig und unerträglich aufgeregt dabei. Und erschrocken.
Alissa verbarg ihre Verwundbarkeit hinter einem ruhigen Äußeren. Aber ihre Nerven waren zum Zerreißen angespannt, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Doch trotz allem gelang es ihr, die Unterhaltung aufrechtzuerhalten. Es war unvermeidlich, dass sie auf Tex-Con und ihre Arbeit zu sprechen kamen. Dirk war von ihrem Wissen und ihren aufschlussreichen Einblicken beeindruckt. Er lehnte sich über den Tisch und hörte ihr aufmerksam zu. Sein Gesicht drückte Bewunderung aus, während er ihre reizvollen Züge betrachtete. Seine Aufmerksamkeit schmeichelte Alissa, und ihre angeborene Zurückhaltung fiel von ihr ab. Sie unterhielt sich so gut, dass sie keinen Gedanken mehr daran verschwendete, vorsichtig zu sein oder sich zu schützen. Sie kam Dirk auf jeder Ebene entgegen - gefühlsmäßig, intellektuell und körperlich -, öffnete sich ihm wie eine Blüte in der Sonne. Ihre blauen Augen funkelten im Kerzenschein.
Allmählich, als sie anfingen, sich in der Gegenwart des anderen entspannter zu fühlen und die Fachsimpelei sich erschöpft hatte, wandten sie sich mehr persönlichen Themen zu. "Mich macht eins neugierig", sagte Dirk ruhig, nachdem man die Teller abgeräumt hatte. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und nippte an seinem Kaffee. "Warum haben Sie sich nicht schon früher ausführen lassen? Sie sind eine reizvolle Frau und seit über einem Jahr Witwe.
Ich bin sicher, dass es genug Männer gibt, die es gern getan hätten. Jack zum Beispiel. Er hat am Freitagabend ganz schön heftig mit Ihnen geflirtet." Alissa lachte in sich hinein. "Ach, Jack ist aber kein gutes Beispiel. Sie kennen ihn doch und wissen, dass er ein großer Charmeur ist. Ich müsste schon ganz schön naiv sein, wenn ich ihn ernst nehmen würde. "Hm
... vielleicht. Aber das war noch keine Antwort auf meine Frage." Alissa zuckte die Schultern und fuhr mit der Fingerspitze über den Rand ihrer Kaffeetasse. "Ich weiß es nicht. Mangel an Interesse, glaube ich. Und Angst."
"Angst? Erklären Sie mir das doch bitte." Alissa sah hoch und lächelte. "Tom, mein verstorbener Mann, und ich waren seit der High School zusammen. Und wir haben gleich im ersten College-Jahr geheiratet. Ich bin tatsächlich noch nie mit einem anderen Mann als Tom aus gewesen. Und wenn man in meinem Alter damit anfängt, wird einem schon ganz schön bange dabei."
"Ach so. Dann überrascht es mich aber, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind." Ihr Lächeln wirkte jetzt ein wenig gequält. "Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie mich ganz schön unter Druck gesetzt."
"Hm. Da haben Sie wohl Recht."
Dirk nahm einen Schluck Kaffee. "Tut es Ihnen denn Leid, dass ich Ihnen keine andere Wahl gelassen habe?" fragte er und betrachtete sie über den Rand der Tasse hinweg. Alissa sah hoch und geradewegs in seine eindringlich dreinblickenden silbergrauen Augen. Sie schluckte schwer. Die Luft zwischen ihnen schien auf einmal elektrisch aufgeladen zu sein.
"Nein", antwortete sie leise und hielt noch
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