Wer ist der andere, Alissa
Schutz des Vertrauten wohl.
Trotzdem war es ausgerechnet Dirk, den sie seit Monaten beobachtet hatte, von dem sie fantasiert hatte. Doch niemals, nicht in ihren wildesten Träumen, hatte sie erwartet, dass sich etwas zwischen ihnen anbahnen würde. Und nun bot er ihr etwas an, was er noch keiner Frau bei Tex-Con angeboten hatte: eine Gelegenheit, mit ihm auszugehen und ihn somit wirklich kennen zu lernen. Doch die Vorsicht und die Angst, verletzt zu werden, siegten über die Versuchung. "Ich glaube nicht, dass das gut wäre", entgegnete sie schließlich. "Wir arbeiten zusammen, und es wäre ... es wäre einfach nicht klug, wenn wir uns auch privat sehen würden."
"Ich weiß. Deshalb habe ich es mir auch zur Regel gemacht, mich mit keiner Frau, die für die Firma arbeitet, anzufreunden. Aber für jede Regel gibt es bekanntlich eine Ausnahme.
Und für mich sind Sie die Ausnahme."
"Das ... das Gerede in der Firma wäre schrecklich."
"Wir hängen es nicht an die große Glocke." Um ihre Lippen zuckte ein Lächeln. "Es gibt nichts, was in dieser Firma nicht früher oder später herausgefunden wird."
"Was auch immer geschieht, wir werden damit fertig. Wir sind zwei Erwachsene.
Kommen Sie schon, Alissa. Sie haben es doch wirklich so gemeint, als sie sagten, Sie würden sich von mir angezogen fühlen, nicht wahr?"
Alissa wurde wieder rot. Sie blickte von ihm weg und starrte ins Kaminfeuer. "Ja", gab sie zu. "Ich habe es so gemeint."
"Und ich habe noch nie zuvor für eine Frau das empfunden, was ich für Sie empfinde.
Meinen Sie nicht auch, dass wir es uns selbst gegenüber schuldig sind, herauszufinden, wohin uns unsere Gefühle bringen? Tun Sie's, Alissa. Geben Sie uns diese Chance. Sagen Sie ja!"
Sie sah ihn wieder an, belustigt, aber auch hin und her gerissen. Dirks gebieterische Persönlichkeit und sein scharfer Verstand, vereint mit der Gabe, im richtigen Moment auch das Richtige zu sagen, halfen ihm normalerweise dabei, sich durchzusetzen. Wenn er es darauf anlegte, konnte er jeden dazu bringen, genau das zu tun, was er wollte. Viele Male hatte Alissa erlebt, wie er einen verstimmten Kunden so versöhnte, dass der ihm innerhalb von wenigen Minuten aus der Hand fraß. Und jetzt zog er alle Register, um sie mit seinem rauen Charme zu betören. Seine silbergrauen Augen funkelten sie an, zogen Alissa in ihren Bann. Ein einladender Ausdruck zeichnete sich auf seinem männlich-schönen Gesicht ab, und seine rauchige Stimme war die reinste Verführung. Obwohl ihr gesunder Menschenverstand ihr davon abriet, war der Reiz, ja zu sagen, unwiderstehlich. Alissa hatte in ihrem ganzen Leben noch nie etwas Unüberlegtes oder Riskantes getan. Vor allem aber hatte sie niemals etwas so Dummes getan, wie einem für sie gefährlichen Mann ihr Herz anzuvertrauen. "Na gut", flüsterte sie. Dirk war erstaunt darüber, wie erleichtert er sich fühlte.
Er wusste nicht genau, warum es so war, aber es war für ihn plötzlich sehr wichtig, diese Verbindung mit Alissa einzugehen und sie näher kennen zu lernen. "Ausgezeichnet." Er erhob sich, und sie tat es ihm gleich. Einige Sekunden lang füllte ein verlegenes Schweigen den Raum, und Alissa vermied es, Dirk in die Augen zu sehen. Er blickte auf seine Uhr. "Es ist jetzt kurz vor fünf. Wie wär's, wenn ich Sie so um sieben abhole?"
"Sieben soll mir recht sein." Er betrachtete Alissa aufmerksam. "Sie werden es sich doch nicht anders überlegen und mir eine Absage erteilen, nicht wahr?" Alissa hob überrascht den Kopf, und Dirk erkannte an ihrer schuldbewussten Miene, dass ihr gerade genau dieser Gedanke gekommen war. Nach einem kurzen Zögern seufzte sie und schüttelte den Kopf.
"Nein, das werde ich nicht."
Kapitel 4
Dirk fuhr mit Alissa zum University Club, einem exklusiven Privatclub, dessen Mitglieder sich hauptsächlich aus Geschäftsleuten in leitenden Positionen und Houstons Elite zusammensetzten. Es war ein Ort, wo den weiblichen Gästen beim Platznehmen eine langstielige rote Rose überreicht wurde und wo Kellner im Smoking sich stets in diskreter Entfernung zu den Gästen aufhielten, um ihnen einen Dienst zu erweisen, sobald es erwünscht war. Der getäfelte Speiseraum verbreitete eine Atmosphäre von alter Tradition und altem Geld. Eine Combo spielte sanfte Musik, und das Essen war vorzüglich. Zumindest setzte Alissa das voraus. Sie saß Dirk am von Kerzen beleuchteten Tisch gegenüber und kaute ihr Beefsteak, ohne es wirklich zu schmecken. Ihre Aufmerksamkeit war auf
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