Wer ist der andere, Alissa
aus Selbstschutz nicht ohne weiteres auf jemanden einlassen würde. Hinzu kam das Problem, dass sie zusammen arbeiteten. Während der fünfzehn Jahre, die er sie gekannt hatte, hatte sie immer ihr Privatleben von der Arbeit getrennt gehalten. Es würde ihr schwer zu schaffen machen, wenn sie Gegenstand des Klatsches bei Tex-Con werden würde.
Es würde nicht leicht sein, Alissas Vertrauen zu gewinnen, aber Dirk war zuversichtlich, dass er sie zumindest überreden könnte, sich häufiger mit ihm zu treffen. Allmählich würde sie sich daran gewöhnen, ihn auch außerhalb der Arbeit um sich zu haben, und würde lockerer werden ... würde vergessen, wachsam zu sein. Und dann würden sie ein Verhältnis miteinander haben. Und danach ... Nun, sie würden einfach abwarten müssen. Alissa hatte schon erwartet, dass sie in dem Augenblick, als sie am nächsten Morgen das Büro betrat, von ihren Freundinnen und Kolleginnen mit Fragen überfallen werden würde. Sie wurde nicht enttäuscht. Alle vier - Margo, Jolene, Annie und Dorothy - warteten bereits im Gang der Chefetage, und als Alissa aus dem Aufzug stieg, stürzten sie sich förmlich auf sie. "Da bist du ja! Wurde auch allmählich Zeit!" rief Margo aus. "Würdest du so freundlich sein, uns genau zu erzählen, was, zum Teufel, vor sich geht?"
"Ja", mischte Dorothy sich ein. "Und wo genau bist du gestern gewesen? Ich habe den ganzen Tag lang vergeblich versucht, dich anzurufen."
"Mir ging's genauso", nörgelte Jolene, und Annie fügte verstimmt hinzu: "Und mir auch."
Alissa zuckte die Schultern und fegte an ihnen vorbei. "Ich war zu Hause. Mir war nur nicht nach Reden."
Sie steuerte auf das große Büro am Ende des Ganges zu, aber die vier Frauen hefteten sich an ihre Fersen und hörten nicht auf, Alissa mit Fragen zu bombardieren. "Erzähl uns doch nicht so was!" schimpfte Margo. "Nicht nachdem wir gesehen haben, was auf der Tanzfläche vor sich ging. Du hast so eng mit ihm getanzt, dass man zwischen euch beiden nicht einmal eine Stecknadel mit dem Vorschlaghammer hätte eintreiben können."
"Habt ihr beide, du und Matheson, etwas miteinander, das du uns verschwiegen hast?"
erkundigte sich Jolene. "Nein. Natürlich nicht."
"Wirklich? In den fünfzehn Jahren, die du hier bist, hat er dich kein einziges Mal um einen Tanz gebeten. Also, warum sollte er so plötzlich damit anfangen?"
"Ja. Von unseren Plätzen aus konnten wir ganz genau sehen, dass sich zwischen euch beiden etwas anbahnte." Dorothy warf dem aufgebrachten Trio einen Blick zu. "Stimmt's?"
"Es stimmt", bestätigte Jolene. "Und versuch uns nicht weiszumachen, dass Dirk dich nur aus Pflicht um den Tanz gebeten hat."
Annie zog plötzlich scharf den Atem ein und legte sich die Hand auf den Mund. Entsetzt starrte sie Alissa an. "Er hat uns gehört, an dem Tag im Restaurant. Das hat er doch, stimmt's?
Deshalb hat er mit dir getanzt, oder?"
"Natürlich, das ist es!" Margo schlug sich mit der Handfläche gegen die Stirn. "Ich Idiotin, warum bin ich nur nicht darauf gekommen?"
"Ja, das macht Sinn, jetzt, wo ich darüber nachdenke", rief Jolene. "Hey, wartet mal."
Dorothy blickte in die Runde ihrer Freundinnen. "Ihr meint, er will die Situation ausnutzen, dass Alissa scharf auf ihn ist?"
"Entweder das, oder er hat versucht, Alissa in Verlegenheit zu bringen, um es ihr heimzuzahlen", sagte Margo langgezogen. "Das verstehe ich ..."
"Bitte, hört auf damit! Ihr habt wirklich eine blühende Fantasie, das muss ich euch schon lassen." Genau wie ich selbst, musste Alissa sich eingestehen. Doch sie war einfach noch nicht so weit, ihren neugierigen Freundinnen gegenüber zuzugeben, dass sie mit Dirk ausgegangen war.
Mr. Battle hielt Alissa den ganzen Morgen auf Trab, wofür sie nur dankbar war. Je mehr Arbeit sie hatte, desto weniger dachte sie an Dirk. Um die Mittagszeit herum rief Margo an und fragte, wo sie ihren Lunch nehmen sollten. Alissa musste absagen. Eine Besprechung war angesetzt. Sie holte sich aus dem Automaten noch schnell einen Schokoriegel, den sie mit Heißhunger aß. Wie gewöhnlich nahm sie an der Besprechung teil, um sich über den Ablauf Notizen zu machen. Dirk und die anderen Herren waren bereits da, als sie und Mr. Battle den Konferenzraum betraten. Dirks silbergraue Augen waren voll auf sie gerichtet, sobald sie hereinkam. Alissa wagte einen Seitenblick auf ihn, als sie neben ihrem Boss Platz nahm, und bemerkte, dass Dirks Aufmerksamkeit ganz ihr galt. Innerlich erzitterte sie bei der
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