Wer ist der andere, Alissa
gebrochenen Herzen zurückbleiben würde.
Sie blickte ihn an, war zwischen gesundem Menschenverstand und Sehnsucht hin-und hergerissen. Wenn sie überhaupt noch klar denken könnte, würde sie dem gleich jetzt und hier ein Ende setzen, bevor es zu spät war. Die Absage lag ihr bereits auf der Zunge, aber als sie den Mund öffnete, kam ein leises "Ja" heraus. Dirk lächelte und drückte ihre Hand. Er brachte sie zum Eingang. Alissa schloss auf und öffnete die Tür, dann knipste sie innen das Licht an, bevor sie sich wieder Dirk zuwandte. Ihr Lächeln war schwach. "Es war wirklich ein sehr hübscher Abend", sagte sie leise. "Gut. Mir hat er auch gefallen."
"Nun ja, also ... dann gute Nacht."
"Gute Nacht." Aber er machte keine Anstalten zu gehen. Stattdessen blieb er auf der Veranda stehen und betrachtete Alissa mit einem ernsten Ausdruck. Die Nacht war kalt, und in der eisigen Luft bildete ihr Atem kleine bauschige Wolken.
Dirk hob die Hand und fuhr mit den Knöcheln über ihre Wange, dann berührte er mit dem Daumen ihre Unterlippe. Ihre Lippen zitterten, und ein köstlicher Schauder rieselte ihr über den Rücken. Sie schaute zu ihm auf. In ihren blauen, weit geöffneten Augen spiegelte sich ihre Erregung. Dirk umfasste ihren Nacken, schob die Hand unter ihr seidenweiches honigfarbenes Haar. Unter seinen halb geschlossenen Lidern funkelten seine Augen, als sein Blick auf ihrem Mund haften blieb. Alissa fühlte, wie sie ganz schwach wurde. Er wollte sie wieder küssen. Ihr stockte der Atem. Dirk berührte leicht ihren Mund. Seine Lippen bewegten sich sanft an ihren, so zärtlich, dass Alissa erzitterte. Sein warmer Geschmack war das Erotischste, was Alissa jemals erfahren hatte. Ihre Wimpern flatterten, dann schloss sie langsam die Lider. Mit einem Seufzen schwankte sie in seine Arme. Dirk strich ihr unruhig über den Rücken. Er brannte darauf, Alissa auf eine noch intimere Weise zu berühren, aber er unterdrückte dieses Gefühl. Alissa war unerfahren und verängstigt. Es hatte ihn Geduld und Raffinesse gekostet, um so weit zu kommen. Jetzt wollte er nicht das Risiko eingehen, sie für immer zu verscheuchen. Dirk brach den Kuss ab und legte einen Moment lang seine Stirn gegen ihre, ehe er Alissa an den Schultern nahm und sie von sich schob.
"Gute Nacht, Alissa. Und diesmal meine ich es auch so. Ich muss aufhören, solange ich es noch kann, sonst komme ich bis morgen früh nicht mehr von dir los. Und ich glaube nicht, dass du dafür bereit bist." Seine Worte schockierten Alissa und beschworen erotische Bilder in ihr herauf. Ein so heißes Verlangen erfüllte sie, dass sie erschauderte. Sie rang um Fassung und bemühte sich um Gelassenheit, was ihr aber kaum gelang. Ihr ganzer Körper pulsierte und brannte vor Sehnsucht. Doch Dirk hatte Recht. Sie mussten aufhören. "Ja. natürlich. Ich meine ..." Alissa spürte, wie sie rot wurde. Er lächelte und berührte ihre Wange mit den Fingerspitzen. "Gute Nacht, Alissa."
"Gute Nacht", murmelte sie, trat rasch ins Haus und zog die Tür zu. Drinnen lehnte sie sich gegen die Wand, schloss die Augen und stieß einen langen Seufzer aus. Sie konnte es nicht glauben: Gerade hatte sie einen Abend mit Dirk Matheson verbracht. Und wie es schien, hatte er vor, sie wieder zu sehen. Es musste ein Traum sein! Draußen hörte sie, wie der Motor ansprang, und sie öffnete die Augen. Das Scheinwerferlicht des Wagens bildete einen hellen Bogen in ihrem Wohnzimmer, als Dirk rückwärts aus der Auffahrt herausfuhr. Alissa rührte sich nicht, lauschte dem immer schwächer werdenden Schnurren des Mercedes, bis es verstummte.
Sie fühlte sich wie ein Schulmädchen, das mit ihrem ersten Schwarm aus gewesen war, und sie lächelte in der Dunkelheit vor sich hin. Es war kein Traum. Dirk hatte Alissa immer für kühl und reserviert gehalten, doch heute Abend hatte sie ganz anders gewirkt. Heute Abend war sie warm und lebhaft gewesen. Es hatte ihm Freude bereitet, mit ihr zusammen zu sein. Mehr Freude, als er jemals in der Gesellschaft einer anderen Frau empfunden hatte.
Heute Abend hatte er herausgefunden, dass Alissa nicht nur außergewöhnlich intelligent war, sondern auch Sinn für Humor hatte. Er war wie gebannt von ihrem Zauber und Charme, von ihren funkelnden Augen und ihrem Lächeln, von ihrer großen Schönheit. Sie war nicht wie die anderen Frauen, mit denen er sich sonst traf. Obwohl Alissa es gut verbarg, hatte er an ihr eine Verletzlichkeit entdeckt, die ihm zeigte, dass sie sich
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