Wer ist der andere, Alissa
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende." Alissa blickte hoch und sah überrascht ihren Boss an, der gerade in seinen Mantel schlüpfte, um das Büro zu verlassen.
"Sie gehen schon so früh?" Es sah ihm gar nicht ähnlich, seine Arbeit vor sieben Uhr abends zu beenden. Gewöhnlich war er es oder Dirk, der als Letzter das Gebäude verließ.
"Ja. Ich habe meiner Frau versprochen, heute früher Schluss zu machen. Wir haben Familienbesuch von auswärts, und wenn ich nicht zu einer vernünftigen Zeit zu Hause bin, reißt sie mir den Kopf ab." Alissa lächelte. Sie bezweifelte, dass Francine Battle so etwas tun würde. Mrs. Battle war eine kleine Frau mit sanftem Umgangston, rosigen Wangen und verschmitzten Augen. Alissa konnte sie sich nicht einmal mit erhobener Stimme vorstellen.
"Das wollen wir natürlich vermeiden", erwiderte sie mit einem kleinen Auflachen. "Ich werde wohl auch gehen. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, nehme ich den Aufzug mit Ihnen nach unten."
Sie holte ihre Handtasche aus der untersten Schublade und ging zum Schrank, wo ihr Mantel hing. Sie hatte noch keine drei Schritte getan, als die Tür zum Gang aufging und Dirk hereinkam. "Gut. Sie sind noch hier." Er blickte Alissa an, dann wandte er sich an Mr. Battle.
"Meine Sekretärin ist leider schon weg. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mir Mrs.
Kirkpatrick ausleihe, damit der Vertragsentwurf für Mr. Costas heute noch hinausgeht?"
"Nur zu. Kein Problem", antwortete Henry, ohne zu zögern. "Es macht Ihnen doch nichts aus, noch ein wenig länger zu bleiben, Mrs. Kirkpatrick?" Alissa stockte das Herz. Ob Dirk das peinliche Geschwätz gehört hatte oder auch nicht, sie war alles andere als scharf darauf, mit ihm allein zu sein. Außerdem hatte sie sich schon auf ihr Zuhause gefreut, hatte vorgehabt, sich in einem heißen Bad zu entspannen und es sich dann vor dem Kaminfeuer mit einem guten Buch gemütlich zu machen. Nach einem solchen Tag wie heute brauchte sie es einfach, sich ein wenig selbst zu verwöhnen. Trotz alledem zeigte sie ihrem Boss ein mattes Lächeln. "Nein, natürlich nicht."
"Gut. Dann ist das ja geregelt. Na ja, ich mache mich jetzt lieber auf den Weg.
Arbeiten Sie nicht zu hart."
"Ist das auch wirklich keine Zumutung?" erkundigte sich Dirk, nachdem Mr. Battle gegangen war. "Mir ist gerade klar geworden, dass wir Freitag haben. Vielleicht haben Sie ja heute Abend eine Verabredung?"
"Nein. Keine Verabredung." Alissa mied seinen Blick, legte ihre Handtasche auf die Ecke ihres Schreibtischs und setzte sich. Sie nahm die Hülle vom Computer und startete ihn, dann überprüfte sie den Papiervorrat im Drucker. "Überhaupt keine?" Verwirrt schaute Alissa auf und bemerkte, wie Dirk Matheson sie gespannt beobachtete. "Wie bitte?"
"Sie haben nie eine Verabredung?"
"Oh. Nein. Nein, die habe ich nicht."
"Warum nicht?"
Ein leichter Schauer rieselte ihr über das Rückgrat. Warum interessierte er sich so plötzlich für ihr Privatleben? Er hatte sich nie zuvor so verhalten, als ob er überhaupt nur vermutet haben könnte, dass sie ein eigenes Leben führte "Ich ... ich bin dem aus dem Wege gegangen. Ich bin ja erst seit etwas mehr als einem Jahr Witwe."
"Hm ... ach so. Na ja, dann trifft es sich ja gut. Zumindest bringe ich Ihre Pläne für heute Abend nicht durcheinander." Und ohne Überleitung fügte er gleich hinzu: "Wollen wir also anfangen?" Sein Ton war wieder sachlich-nüchtern. "Ich werde Henrys Büro benutzen, um den Vertragsentwurf zu Ende zu bringen, mit dem ich während der Sitzung angefangen habe.
Währenddessen können Sie schon mal einen Begleitbrief zur Faxübermittlung für meine Unterschrift vorbereiten. Sie wissen schon, was ich meine ... ,bei den folgenden zig Seiten handelt es sich um die Angebote, über die wir zu diesem oder jenem Datum verhandelt haben'
und so weiter und so fort. "Ja, natürlich, Mr. Matheson. Mache ich sofort."
Alissa brauchte nicht lange, den Begleitbrief vorzubereiten. Während sie auf Dirk wartete, beschäftigte sie sich mit kleinen Arbeiten. Sie goss die Büropflanzen und brachte die Kaffeebar in Ordnung, dann kehrte sie zu ihrem Schreibtisch zurück und fing an, Mr. Battles Termine für die nächste Woche durchzugehen. "Hallo, meine Schöne. Was? So spät noch hier? Hat der alte Battle dich wieder mit Arbeit zugedeckt?" Alissa gab einen kleinen Laut von sich und fuhr zusammen. Sie blickte auf und sah Jack Hennesey in der offenen Tür stehen, mit der Schulter bequem gegen den Rahmen
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