Wer ist die Coolste im ganzen Land
Cheerleader -Version von Avalon - die, mit der Halley die letzten zwei Wochen nicht wirklich etwas zu tun gehabt hatte?
»Halley … wo steckst du? Komm auf die Bühne!« Avalon ließ den Blick über die Menge schweifen, bis sie Halley schließlich entdeckte.
Die Leute um sie herum stupsten sie an und raunten ihr zu, doch nach vorn zu gehen. Zögernd erklomm sie die Bühne, stellte sich neben Avalon und schaute achselzuckend in die Menge, um deutlich zu machen, dass sie absolut keine Ahnung hatte, was jetzt kommen würde.
»Wir brennen schon den ganzen Abend darauf, etwas für euch alle zu singen … und was soll ich sagen …?« Avalon sah mit einem strahlenden Lächeln zu Halley. »Halley hat einen eigenen Song geschrieben - und zwar über einen gewissen Jemand, der ihr ganz besonders am Herzen liegt. Hört also gut auf die Lyrics. Wir hoffen, ihr liebt
sie genauso, wie sie ihn liebt! Hey, DJ - könntest du uns bitte Beautiful auflegen?«
Als die vertrauten Klänge von Christina Aguileras Song ertönten, brach Halley der kalte Angstschweiß aus. B-Minus kam hinter seinem DJ-Pult hervor und drückte ihr ein Mikro in die Hand, welches sie kraftlos an ihrer Seite herunterhängen ließ.
Sie hatte das Gefühl, dass ihre Füße in Zement steckten und ihre Kehle mit Wattebäuschen ausgestopft war - und zwar mit den extra dicken. In ihrem Magen breitete sich schwindelerregende Übelkeit aus, die sich als Brechreiz ihre Kehle hinaufarbeitete. Sie wusste, dass die Dead Romeos direkt hinter ihr standen, und spürte förmlich, wie Wades Augen sich in ihren Rücken bohrten, als Avalon sagte: »Komm schon, Hal - wenn du es nicht singst, muss ich es machen.« Und dann sang Avalon:
»Oh, Wade, you’re beautiful, so beautiful today.
I’m stoked you moved to town …
Yes, Wade, you’re beautiful in every single way.
So glad we finally found …
… all of the love we found today.«
Halley war völlig fassungslos, dass Avalon sich tatsächlich an die Worte erinnerte - und sie gerade öffentlich wiederholt hatte -, die sie nur für sich allein gesungen hatte.
Sie wollte sich nicht umdrehen und sehen, wie die Dead Romeos sie auslachten. Sie wollte keinen Blickkontakt mit dem Pulk von Leuten, die Avalon zujubelten und sie selbst wahrscheinlich ansahen, als wäre sie ein bedauernswertes, liebeskrankes Groupie. Sie wollte einfach nur, dass dieser ganze Abend niemals stattgefunden hätte.
Von Fluchtgedanken besessen, ließ Halley das Mikro fallen und rannte unter kreischenden Rückkopplungsgeräuschen den Laufsteg hinunter. Und als sie das Ende des Laufstegs erreicht hatte, rannte sie einfach immer weiter.
Bejubelt und ausgebuht
A valon blickte aus einem Fenster zum Mond hinauf, der in der Ferne über dem dunklen Ozean schimmerte. Sie hatte sich in einem kleinen Raum im ersten Stock des Nate’s verkrochen, sich in der hintersten Ecke auf einer hellen Holzbank ausgestreckt und drückte sich eines der elfenbeinfarbenen Kissen an die Brust. Das Gelächter ihrer Eltern, das Klappern des Geschirrs und das entfernte Dröhnen der Dead Romeos, die auf der Terrasse weiter ihre Songs performten, machten sie nur noch trauriger. Avalon wickelte sich eine Strähne ihrer blonden Haare um den Zeigefinger, während ihre Gedanken sich unaufhörlich im Kreis drehten.
Warum hatte Halley statt des Dead-Romeos-Videos ihre Turnübung gezeigt? Warum war sie auf diese kranke Idee gekommen, wo sie doch gerade angefangen hatten, sich wieder richtig gut zu verstehen? Würde sie sich jemals wieder in der Schule blicken lassen können - und wenn ja, würden ihr die Leute dann überhaupt noch in die Augen schauen oder nur auf ihre grotesk riesigen Brüste?
Es war eine geradezu meisterhafte schauspielerische Leistung gewesen, so zu tun, als hätte ihr Halleys Nummer mit dem Video nichts ausgemacht, aber tief im Inneren hatte sie das Gefühl, dass ihre ganze Welt zusammenbrach. Und das lag nicht nur an dem, was Halley ihr angetan hatte, sondern auch an dem, was sie Halley angetan
hatte. Sie versuchte sich immer wieder zu sagen, dass Halley es verdient hatte, dass sie es nicht anders gewollt hatte. Aber tief in ihrem Inneren wusste sie, dass das keine ausreichende Entschuldigung war.
»Hey, alle fragen schon nach dir.« Brianna kam wie eine gelb funkelnde gute Fee in den Raum geschwebt und setzte sich neben Avalons nackte Füße auf die Bank. »Ich dachte, du wärst nur mal kurz auf Toilette gegangen.«
Stirnrunzelnd drückte Avalon das Kissen noch
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