Wer Ja sagt, muss sich wirklich trauen

die Art von Wut, die er geglaubt hatte hinter sich gelassen zu haben. Er knallte sein Glas auf die Theke.
    » Kannst du haben, Schwester. «
    Lucy war zwar Panda losgeworden, aber sie hatte auch ihre Feierlaune verloren. Warum musste er hier auftauchen und alles verderben? Trotzdem, sie hätte nicht so an die Decke gehen sollen. Das war Temples Schuld. Ihre selbstgefällige Gewissheit, dass Lucy in Panda verliebt war.
    Dabei hätte das nicht sein dürfen. Temple irrte sich. Lucy gehörte nicht zu der Sorte Frau, die sich so schnell neu verliebte. Und vor allem gehörte sie nicht zu der Sorte Frau, die sich in jemanden verliebte, der so zugeknöpft war, dass er sich weigerte, auch nur das Geringste von sich zu offenbaren. Trotzdem wünschte sie sich irgendwie, sie hätte mit der Trennung noch gewartet, auch wenn der Sommer fast vorüber war und Panda bald abreisen würde.
    Lucy wartete lange genug, bis sie sicher sein konnte, dass sie ihm draußen nicht begegnete, wenn sie die Kneipe verließ. Der Parkplatz war voll. Da sie seinen Wagen genommen hatte, rechnete sie damit, dass er damit weggefahren war und sie stehen ließ, aber dem war nicht so. Er gab immer noch auf sie acht. Ihre Augen brannten, obwohl sie wusste, dass es besser war, die Trennung hinter sich gebracht zu haben.
    Sie hatte keine Lust, nach Hause zu fahren, hatte keine Lust, mit irgendjemandem zu reden. Lucy warf einen Blick auf den Wagen, konnte sich aber nicht überwinden einzusteigen. Hätte sie ihre Turnschuhe dabeigehabt, hätte sie einen Spaziergang machen können, um einen klaren Kopf zu bekommen, aber ihre hohen Clogs taugten nicht für eine Nachtwanderung. Trotzdem, die Luft war warm, und es war Vollmond. Sie bahnte sich einen Weg zwischen den Fahrzeugen durch wieder in Richtung Kneipe. Eine Seite des Gebäudes war von einer Laterne grell beleuchtet.
    Das Compass lag an einem Seitenarm des Sees. Würde ihr das Grundstück gehören, würde sie auf der Rückseite eine Terrasse errichten. Stattdessen sah sie dort Mülltonnen, einen Geräteschuppen und einen kaputten Picknicktisch mit zwei Bänken. Den zerknüllten Zigarettenpackungen und den Kippen nach zu urteilen, die den Boden übersäten, war dies der Ort, wo das Kneipenpersonal seine Zigarettenpausen machte.
    Sie bahnte sich vorsichtig einen Weg über das unebene Gelände zu dem Picknicktisch und setzte sich auf eine der Bänke. Das feuchte Holz fühlte sich kühl an unter ihren nackten Oberschenkeln, die Luft roch nach See und Bratfett. Sie hörte das Knattern von Motorrädern, und einen Moment lang wollte sie glauben, dass eins davon Panda gehörte, ihrem Sir Galahad, der zu ihr eilte, um sie aus dem trostlosen Sumpf ihrer Gedanken zu retten.
    Lucy sah zu den Lichtern der Häuser auf der anderen Seite des Wassers. Nach seinem Krach mit Temple würde es sie nicht wundern, wenn Panda am kommenden Morgen verschwunden sein würde. Aber was war mit ihr? Wie lange würde sie noch bleiben? Sie malte sich aus, wie sie auf der Klippe hinter dem Haus stand, während um sie herum das Herbstlaub fiel, dann Schnee. Sie sah den Frühling anbrechen, den nächsten Sommer. Jahre, die vergingen. Ihr Haar, das grau wurde, ihr Gesicht, das faltig wurde, die komische Alte, die eines Sommers auf die Insel gekommen und nie mehr fortgegangen war. Zum Schluss würde man ihre mumifizierte Leiche unter einem Berg versteinerter selbst gebackener Brote finden.
    Sie fröstelte.
    » Warte. Ich muss pissen. « Eine laute Stimme.
    » Du musst immer pissen. «
    » Fick dich. «
    Schritte knirschten im Kies. Ein Mann mit einem ungepflegten Bart und einem Tuch um den Kopf tauchte hinter dem Gebäude auf. Während sein Begleiter bei den Mülltonnen stehen blieb, entdeckte der Bärtige Lucy.
    » Hey. «
    Beide trugen Stiefel, gammelige Jeans und noch gammeligere Frisuren. Diese Typen waren keine Anwälte oder Vertrauenslehrer, die sich am Wochenende in Biker verwandelten. Die zwei hier waren echt, und ihrem schwankenden Gang nach zu urteilen, hatten sie ordentlich getankt.
    Lucy Jorik hätte Angst bekommen, aber Viper wusste, wie man solche Situationen handelte. » Selber hey. «
    » Stört es dich, wenn ich mal kurz hier pisse? « , fragte der Bärtige lauter als nötig. » Du kannst auch gern dabei zusehen, wenn du willst. «
    Der Typ bei den Mülltonnen lachte. » Typisch, Mann, dass du hier draußen eine Tussi aufgabelst. «
    Viper war nicht so leicht einzuschüchtern, aber sie war auch nicht dumm. In der Kneipe war es zu