Wer Ja sagt, muss sich wirklich trauen
machen, meine Rechnungen pünktlich bezahlen und die bösen Buben daran hindern, den guten Buben zu schaden. «
» Das hättest du alles bei der Polizei haben können. Warum hast du diesen Job aufgegeben? «
Er zögerte einen Tick zu lange. » Wegen der miesen Bezahlung. «
» Das glaube ich dir nicht. Gegen die bösen Buben zu kämpfen war bestimmt viel spannender, als Temple zu beschützen. Was ist also der wahre Grund? «
» Ich fühlte mich ausgebrannt. « Er deutete auf das Ufer. » Blockwurf. So nennt man die Steine, die aufgeschüttet werden, um Erosionen zu verhindern. «
Mit anderen Worten, er wollte, dass sie aufhörte, Fragen zu stellen. Was in Ordnung war. Sie hatte sich für heute genug mit ihm ausgetauscht.
» Ich gehe nach unten. «
Er folgte ihr. Als sie in die Sonne hinaustraten, sah Lucy, dass Temple große Ausfallschritte gegen den Wind machte. Eine weitere Touristengruppe war angekommen. Eine Mutter stand in der Nähe des Anlegers und diskutierte mit ihrem Sohn, während seine kleine Schwester eine Seemöwe jagte.
Lucy hörte die entnervte junge Frau zu dem Jungen sagen: » Es gibt keinen Saft mehr, Cabot. Du hast das letzte Trinkpäckchen im Wagen leer gemacht. «
» Das war Sophie! « Der Junge stampfte mit dem Fuß auf. » Und du hast ihr den Traubensaft gegeben. Traube ist meine Lieblingssorte! «
Das kleine Mädchen lief mit ausgebreiteten Armen gegen den Wind, der ihr die lockigen Haare aus dem Gesicht pustete. Es war wohl mehr daran interessiert, den Tag zu genießen, das gewaltige Krachen der Wellen gegen die Klippen und die Sonne, die ihm warm ins Gesicht schien, als an dem Wutanfall seines Bruders.
» Das reicht jetzt, Cabot « , herrschte die Mutter ihn an. » Du wirst eben warten müssen. «
Sophie warf die Arme hoch und rannte auf das steinige Ufer zu, während der Wind ihr das pinkfarbene T-Shirt gegen die Brust presste.
» Aber ich habe Durst « , jammerte der Junge.
Ein unerwartet heftiger Windstoß ließ Lucy taumeln. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass auch das kleine Mädchen das Gleichgewicht verlor. Im nächsten Augenblick stolperte es über einen der tückischen Felsblöcke, die das Ufer säumten. Die kleinen Arme ruderten wild in der Luft. Das Kind versuchte sich festzuhalten, aber die Felsen waren zu glitschig. Lucy stockte der Atem. Sie hörte einen Schrei, dann stürzte die Kleine in das raue Wasser.
Noch bevor ihr Kopf von den Wellen verschluckt wurde, stürmte Panda los. Er kletterte über die Felsen, den Blick immer zum Wasser gewandt, um nach dem Kind Ausschau zu halten. Eine Welle krachte gegen seine Beine. Panda stieß sich von den zerklüfteten Felsen ab und tauchte mit einem kraftvollen Hechtsprung ins Wasser.
Erst als Lucy losrannte, bemerkte die Mutter, was passiert war. Sie begann zu schreien und rannte Lucy hinterher. Lucy kletterte auf die nassen Felsen, nur mit Mühe konnte sie verhindern, auch ins Wasser zu stürzen. Sie sah Panda auftauchte, doch er war allein. Eine Sekunde später tauchte er wieder unter. Lucy suchte die Wasseroberfläche ab – nichts. Wieder kam Panda hoch, holte kurz Luft und tauchte erneut ab.
Und dann sah Lucy etwas Pinkfarbenes unter der Wasseroberfläche schimmern. Vielleicht war es nur eine Sinnestäuschung, aber sie betete, dass es mehr war.
» Da drüben! « , schrie sie, als er wieder auftauchte.
Panda hörte sie, drehte sich in die Richtung, in die sie deutete, und tauchte wieder ins Wasser.
Er schien eine Ewigkeit unten zu bleiben. Lucy versuchte, ihn ausfindig zu machen, aber er war in der Tiefe verschwunden.
Die Wellen schmetterten gegen die Felsen, aber das Donnern konnte die herzzerreißenden Schreie der Mutter nicht übertönen. Sekunden verstrichen, jede eine gefühlte Stunde lang, und dann tauchte Panda wieder auf, das Kind fest an sich gedrückt.
Lucy hatte das Gefühl, als würde die Zeit stehen bleiben. Und dann fing die Kleine an zu husten.
Panda achtete darauf, dass ihr Kopf über der aufgewühlten Wasseroberfläche blieb, während sie würgte und spuckte. Als sie begann, mit den Armen um sich zu schlagen, sagte er ihr etwas ins Ohr. Er gab ihr Zeit, um wieder zu Atem zu kommen, um zu begreifen, dass sie in Sicherheit war, bevor er versuchte, sie durch die raue Brandung an Land zu bringen.
Sie klammerte sich an seinen Hals und vergrub das Gesicht an seiner Schulter. Panda redete und redete. Lucy konnte sich nicht vorstellen, was er zu dem Kind sagte. Sie drehte sich um zu der Mutter, die ihr
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