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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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vergessen. Keiner von ihnen antwortete. Sir Joshua faßte sich mit einiger Mühe als erster, und nach einem Augenblick sagte er knapp: »Ach, nur ein Mann, ein Konkurrent. Niemand von Bedeutung.«
    Arthur Ransome glich höflich wie immer die Schroffheit seines Partners aus. » Kala Kanta ist, offen gesagt, ein Schurke, Miss O’Rourke. Es gibt viele gewissenlose Geschäftemacher in Kalkutta, die eine Schande für die moralische Geschäftswelt sind – vergeben Sie mir den scheinbaren Widerspruch.« Er verzog die Lippen zu einem flüchtigen Lächeln. »Aber was dieser Mann tut, geht weit über alle Grenzen hinaus. Wie auch immer, ich entschuldige mich für uns beide, daß wir Sie einer so beklagenswert langweiligen Erörterung ausgesetzt und unhöflicherweise von dem Gespräch ausgeschlossen haben. Ich hoffe, Sie haben sich nicht allzu gelangweilt.«
    »O nein«, erwiderte Olivia wahrheitsgemäß. »Es war faszinierend. Diese Vorfälle, von denen Sie gesprochen haben – sind sie sehr ernst?«
    Sie hatte sich angewöhnt, Sir Joshua viele, oft naive Fragen zu stellen, die er üblicherweise nachsichtig und gutmütig beantwortete. Aber jetzt lag ein verärgerter Ausdruck auf seinem Gesicht: »Nein, natürlich nicht. Auf und Ab gibt es immer im Geschäftsleben, und wir sind davon nicht ausgenommen. Im Chinageschäft werden Männer über Nacht Millionäre oder gehen bankrott. Glücklicherweise sind Leute von unserer Beweglichkeit wie Stehaufmännchen sofort wieder auf den Beinen. Stimmt doch, Arthur, nicht wahr?« Er hatte sich gefangen und war wieder guter Laune. Er rieb sich die Hände und lächelte.
    »Richtig.« Der kleine gedrungene Ransome erhob sich aus dem Sessel und streckte abwechselnd beide Beine. Olivia fiel auf, daß er den Kopf gesenkt hielt, um dem Blick seines Partners auszuweichen.
    Es war beinahe Mitternacht. Ransome war Junggeselle und lebte allein. Deshalb übernachtete er oft bei den Templewoods. Im Gästezimmer im Erdgeschoß hatte man bereits ein Bett für ihn zurechtgemacht. Olivia rief Rehman, der treu vor der Tür des Arbeitszimmers wartete (allerdings war er bereits eingeschlafen), bis sein Herr sich zurückzog, und befahl ihm, das Kaffeetablett und die Cognacgläser abzuräumen. Sie wünschte beiden Männern eine gute Nacht. Ihr Onkel drückte ihr liebenswürdig wie immer einen flüchtigen Kuß auf die Wange und brachte sie zur Tür. Olivia drehte sich noch einmal um, weil sie sich lächelnd für den Abend bedanken wollte, ehe sie die Tür hinter sich schloß. Aber ihr Lächeln gefror, und ihre Augen wurden groß.
    Sir Joshuas Gesichtsausdruck war so feindselig, so unverhüllt böse, so haßerfüllt, daß Olivia wie angewurzelt stehenblieb. Es war nur ein kurzer Augenblick, und ebenso schnell war es vorüber, aber er hatte etwas so Abstoßendes an sich, daß es Olivia schauderte.
    *
    »Sagen Sie«, fragte Freddie Birkhurst, »mögen Sie Krocket?«
    Vor zwei Monaten, als sie neu angekommen war, hätte Olivia ohne Zögern gefragt: »Was ist Krocket?« Acht Wochen von Lady Bridgets unermüdlichem Unterricht in der Kunst höflicher englischer Unterhaltung hatten Olivia jedoch Vorsicht gelehrt. Das Problem war, sie konnte sich um alles in der Welt nicht daran erinnern, ob Krocket ein Spiel oder eine Art Hammelkotelett war. Nach einem prüfenden Blick in das ernste Gesicht des ehrenwerten Frederick James Alistair Birkhurst, ihres Begleiters an diesem Abend, beschloß sie, auf Nummer Sicher zu gehen. »Krocket? Ach, ich bin nicht sicher, daß ich so etwas schon einmal versucht habe.«
    Freddie sah sie an. Seine hervorquellenden Augen waren gefährlich nahe daran, aus den Höhlen zu fallen. Dann lachte er schallend. »O Miss O’Rourke, Sie haben einen himmlischen Sinn für Humor! Sagen Sie, sind alle Amerikaner so entzückend witzig?« Durch das breite Lächeln verschwand sein bißchen Kinn völlig.
    »Es gibt siebzehn Millionen Amerikaner in Amerika, Mr.Birkhurst«, sagte sie kühl. »Da ich nicht alle kenne, kann ich Ihre Frage wohl kaum erschöpfend beantworten.«
    Nach zweieinhalb Stunden in Freddies Gesellschaft war Olivia allmählich mit ihrer Geduld am Ende. Seit er sie in seinem eleganten Brougham mit den Wappen an den Türen abgeholt und zu den Pennyworths gebracht hatte, war er keinen Augenblick von ihrer Seite gewichen, es sei denn, um sich ein frisches Glas Whisky geben zu lassen. Als Lady Bridgets amerikanische Nichte zog Olivia bei Burra Khanas mühelos die Aufmerksamkeit auf sich,

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