Wer Liebe verspricht
ich das. Du warst gut zu mir, als ich dich am meisten brauchte. Ich werde dir das nie vergessen. Was auch geschehen mag, ich werde immer gut von dir denken. Mir fehlt die Kraft, nicht dir. Ich bin der Aufgabe nicht gewachsen. Verstehst du, lieber Freddie«, sagte sie bitter, »keiner von uns ist der Mensch, für den wir ihn hielten – keiner.«
Er hörte kein Wort von dem, was sie sagte. Er drehte sich um und griff heftig nach ihren Händen. »Ich finde für den Jungen eine gute Unterkunft, anständige Adoptiveltern. Ich verspreche dir, er wird bestens versorgt sein. Ihm wird es an nichts fehlen. Du kannst ihn besuchen, wann immer du willst, und so lange bei ihm bleiben, wie du möchtest. Ich schwöre es, Olivia! Du hast mein Wort!«
Sie schüttelte traurig den Kopf. »Das kann ich nicht, Freddie. Ohne Amos würde ich sterben. Er ist mein Leben. Er gibt mir die Kraft zu leben. Du verlangst von mir, daß ich mir das Herz aus dem Leib schneide und ohne Herz leben soll.« Sie biß die Zähne zusammen und machte noch einen Versuch. Sie dachte dabei nur an ihr Versprechen, an das sie gekettet war. »Wenn du einverstanden bist, daß ich Amos mitbringe, dann verspreche ich, daß er dir nie unter die Augen kommt. Du wirst nicht einmal wissen, daß es ihn gibt …«
Er tippte sich an die Stirn, legte den Kopf zurück und schloß die Augen. »In meinem Kopf weiß ich immer, daß es ihn gibt. Reiße ihn mir aus dem Kopf, lösche meine Erinnerung aus, nimm mir für immer mein Bewußtsein – dann bin ich einverstanden.« Sein Lachen durchbrach plötzlich das bittere Schweigen, und es klang schrecklich. »Der Bastard eines Bastards, ein halbschwarzer Mischling und der Erbe der Baronie von Farrowsham – mein Gott, das ist ein Witz!« Er lachte noch einmal.
»Amos wird nie dein Erbe sein! Wenn wir nach England kommen, werde ich dir einen Sohn schenken. Ich schwöre es!« Sie suchte einen Ausweg, eine Fluchtmöglichkeit und erniedrigte sich noch mehr. Aber er schüttelte nur den Kopf.
»Jedesmal, wenn wir zusammenliegen, wird sich sein Bastard zwischen uns drängen und mich daran erinnern, daß jemand bereits mein Vorrecht für sich in Anspruch genommen hat – oder ist es umgekehrt?« Seine Bitterkeit war herzzerbrechend. »Es ist mehr, als ich schwacher Mensch ertragen kann, Olivia. Fordere nicht von mir, daß ich diese Qualen verlängere. Ich kann nicht mehr.«
»Es ist meine Pflicht, dir einen Erben zu schenken.« Enttäuscht über die Niederlage klang ihre Stimme tonlos. »Du kannst nicht noch einmal heiraten.«
»Ich möchte nicht noch einmal heiraten. Für mich gibt es keine andere Frau als dich, Olivia.«
Trotz der Empfindungslosigkeit füllten sich ihre Augen mit Tränen. »Laß die Vergangenheit ruhen, Freddie«, beschwor sie ihn noch einmal, »Raventhorne bedeutet mir nichts mehr, ja noch weniger als nichts !«
»Dann verzichte auf seinen Sohn.«
Er wartete auf eine Antwort. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, und sie kam nicht. Aber dann erkannten beide, daß diese Antwort unnötig war, denn Olivia hatte sie ihm bereits gegeben. Freddie erhob sich, ging zur Tür und öffnete sie.
»Ich habe Willie angewiesen, dir alles zu geben und dir auch finanziell alles zur Verfügung zu stellen, was du vielleicht benötigst. Das Handelshaus, die Plantagen und die anderen indischen Besitztümer stehen dir uneingeschränkt zur Verfügung. Solltest du Kalkutta verlassen, ändert sich an meinen Anweisungen nichts. Ich werde dein Leben lang für dich sorgen, unabhängig davon, wo du leben möchtest. Und dein Sohn«, ein Schatten legte sich über sein Gesicht, »auch er wird natürlich lebenslang finanziell von mir versorgt werden. Ich bin wenigstens Manns genug, diese Pflicht zu übernehmen.«
»Ich möchte nichts von dir, Freddie, keinen Penny …!«
Er überhörte ihre Worte. »Ich hätte das Kind eines jeden akzeptiert, Olivia, eines jeden. Das wollte ich unbedingt klarstellen.« Er ließ die Schultern wieder hängen und sagte bekümmert: »Wenn du es kannst, verzeih mir.« Er schloß leise die Tür hinter sich.
Damit endete ihr Leben zusammen – soweit es ein Zusammenleben gewesen war.
Früh am nächsten Morgen erschien Willie Donaldson, um das Gepäck abzuholen, das ordentlich gepackt und beschriftet in der Eingangshalle stand. Freddie war nicht zu Hause. Er war in der letzten Nacht noch einmal ausgegangen und nicht zurückgekehrt. Mittags erschien Donaldson noch einmal und berichtete, er habe seine Lordschaft
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