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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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lachte. »Also gut, da Sie zu meinen alten Freunden gehören und zu kleinen Ausbrüchen berechtigt sind, werde ich Ihnen die gute Nachricht gleich verraten.« Er tätschelte ihre Hand und drückte sie.
    »Dann müssen Sie schlafen. Ich verbiete Ihnen, vor morgen früh wieder aufzuwachen. Mein Kind, Sie werden wieder Mutter.«
    Ohne den Sinn dieser wichtigen Information zu erfassen, schlief Olivia auf der Stelle ein.
    Dank des Schlafmittels schlief sie lange, tief und erholsam. Sie erwachte im Morgengrauen, als die ersten Sonnenstrahlen durch die Vorhänge fielen und die Vögel zwitscherten. In einer Ecke saß Estelle mit gefalteten Händen in einem Sessel und schlief. Als sie das Rascheln der Bettdecke hörte, schreckte sie auf. Einen Augenblick lang war sie verlegen, als habe man sie bei etwas ertappt, was sie nicht tun sollte. »Ich gehe nach unten und lasse den Tee bringen, ja?«
    »Bist du die ganze Nacht hier gewesen?« fragte Olivia mit geschlossenen Augen.
    »Ja. Ich dachte, du könntest vielleicht etwas brauchen.«
    »Du hättest nicht aufbleiben sollen. Salim hätte dir in einem Gästezimmer ein Bett machen können.«
    Er kommt zurück!
    Olivia konnte nichts anderes denken. Sie verbarg die Wellen der Panik hinter fest geschlossenen Augen vor Estelle. Wußte sie es schon? Natürlich mußte sie es wissen! Wer sonst hätte seine vorzeitige Rückkehr bewirken können als ihre schamlose Cousine? Und was war nun mit Amos …? Mit einem Aufschrei sprang Olivia aus dem Bett und vergaß im Augenblick sogar Estelle. Sie mußte sofort Kinjal schreiben. Amos durfte erst hier eintreffen, wenn sie an Bord ging! Wenn Raventhorne etwas von dem Kind erfuhr … oh, mein Gott! Zuerst einmal mußte sie Estelle loswerden. Es war unerträglich, mit ihr auch nur im selben Raum zu sein.
    »Du mußt dich ausruhen, Olivia«, beschwor Estelle sie, »Dr.Humphries hat es angeordnet. Du darfst dich nicht anstrengen. Du mußt an das Baby denken.«
    »Das Baby …«
    Olivia erinnerte sich schwach.
    Das Baby!
    Dr.Humphries hatte gesagt, sie sei wieder schwanger! Sie würde ein Kind bekommen, Freddies Kind. Ein Birkhurst! Noch immer von Panik geschüttelt, vermochte sie die ganze Bedeutung dieser unerwarteten Nachricht nicht zu erfassen. Benommen legte sie sich wieder hin und schloß die Augen. Die Gewalt der widerstreitenden Gefühle nahm ihr alle Kraft, und sie schlief noch einmal ein. Als sie erwachte, war Estelle nicht mehr im Zimmer.
    Später, sehr viel später brachte Olivia es wieder über sich, an Jai Raventhornes bevorstehende Rückkehr zu denken – und an seine Anwesenheit in der Stadt. Aber auch mit dieser Tatsache konnte sich ihr Gehirn noch nicht abfinden. Sie hatte so lange in Furcht vor seiner Rückkehr gelebt, hatte regelmäßige Alpträume gehabt, daß die Tatsache sich jetzt ihrem Fassungsvermögen entzog. Plötzlich spürte sie ihn überall. Wie ein Gespenst verfolgte er sie hartnäckig und allgegenwärtig, als sei er nie weg gewesen! Sie wußte, das Bewußtsein spielte ihr Streiche. Aber als eine ihrer sorgsam errichteten inneren Barrikaden nach der anderen zusammenbrach, fühlte sie sich ungeschützt und ohne jede Verteidigung. Gleichzeitig erkannte Olivia, daß sie an dieser wichtigen Kreuzung ihres bizarren Lebens mehr denn je ihr inneres Gleichgewicht brauchte. Sie mußte ihre Fähigkeit behalten, die Dinge im richtigen Verhältnis zu sehen. Sie durfte ihre wertvollste Verteidigung gegen ihn nicht verlieren: die Entschlossenheit, Jai Raventhorne nie wieder in ihr Leben eindringen zu lassen.
    »Ist es wahr?« fragte sie Arthur Ransome sofort, als er sie abends besuchte und sich nach ihrem Gesundheitszustand erkundigte.
    »Ja, es ist wahr.« Er wußte instinktiv, wovon sie sprach.
    Olivia unterdrückte die Angst, die bei seiner eindeutigen Antwort wieder in ihr aufstieg. Sie mußte mehr erfahren. »Wie kommt es, daß Onkel Josh es früher erfahren hat als einer von uns?«
    Ransome lachte nachsichtig. »Oh, Josh ist ein alter Fuchs und hat sich keineswegs in seinem Bau verkrochen, wie er uns allen weismachen will. Er hat immer noch seine Quellen, ganz besonders, wenn es um Raventhorne geht. Jedenfalls«, er lehnte sich zurück und runzelte nachdenklich die Stirn, »den Gerüchten nach fährt Raventhorne direkt nach Assam.«
    Olivia sah wieder einen Hoffnungsschimmer. »Und ist auf diese Gerüchte Verlaß? Was glaubst du?«
    Er breitete die Hände aus. »Soviel Verlaß wie auf alle Gerüchte über

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