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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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Galionsfigur. Ich wußte zwar, wie du begriffen hattest, welche Bedeutung die Figur für Jai hat, aber ich wollte das Thema nicht ansprechen. Weißt du, Olivia, du wirst es nicht glauben, aber ich kann Jai nicht alles vergeben. Papas Grab ist noch zu frisch. Es hat mich gefreut, daß du Jai wenigstens zu dieser winzigen Wiedergutmachung zwingen konntest. Dabei ging es nur um Geld. Aber das, Olivia, das ist … unmenschlich.«
    »Menschlichkeit und vielversprechende Geschäftsvorhaben lassen sich manchmal nicht miteinander vereinbaren. Das würde gerade dein Bruder in anderen Fällen bestätigen.«
    »Menschlichkeit und Erpressung lassen sich auch nicht miteinander vereinbaren!« rief Estelle. »Du hast Papas Haus nur gekauft, um Jai mit seiner irrationalen Schwäche zu erpressen! Olivia, gib es zu. Du hast von mir erfahren, daß er diese Schwäche hat. Es ist so … grausam, ihn da zu treffen, wo er am verwundbarsten ist.«
    Olivia hob belustigt die Augenbraue. »Liebe Estelle, soll ich ihn deiner Meinung nach dort treffen, wo er nicht verwundbar ist? Hast du nicht gehört, was er versucht, Farrowsham anzutun?«
    Estelle ließ den Kopf hängen. »Ja, Onkel Arthur hat es mir erzählt.«
    »Und glaubst du, ich werde ruhig mit ansehen, wie er das Handelshaus in den Ruin treibt?«
    »Nein, aber es muß andere Möglichkeiten der Vergeltung geben. Wenn es dir recht ist, könnte ich vielleicht …«
    »Vermitteln? Um Gnade flehen? Nein!« Olivia gab sich große Mühe, ihren Ärger nicht zu zeigen. Sie hatte mit solch unerfreulichen Diskussionen gerechnet. Aber jetzt wollte sie über ein anderes, wichtigeres Thema mit Estelle sprechen. »Er greift Farrowsham an, um mich dafür zu bestrafen, daß ich Freddie geheiratet habe! Nein, sag nichts, Estelle, hör mir gut zu. Du mußt einsehen, daß ich das nicht zulassen kann und mich wehren muß. Ich habe weder seine Möglichkeiten noch seine Körperkraft. Wenn ich wirkungsvoll zurückschlagen will, muß ich zu der einzigen Waffe greifen, die mir zur Verfügung steht – Informationen. Und diese Waffe muß sehr genau treffen. Das wird sie auch.« Olivia erhob sich mühsam vom Sofa und streckte die steifen Beine aus. »Wollen wir jetzt zusammen ein Glas heißen Tee trinken? Ehe wir schlafengehen, möchte ich dir noch etwas sagen.«
    Estelle wußte, Olivia würde nicht zulassen, daß sie das Thema noch einmal aufgriff. Unglücklich unterdrückte sie ihre Gedanken und nickte. Die Kluft zwischen ihnen war noch immer nicht wieder geschlossen.
    Aber Olivia begann Estelle allmählich Angst zu machen. Sie sah wohl, daß die Haltung ihrer Cousine nicht ganz ungerechtfertigt war. Jai verhielt sich ihr gegenüber schockierend und wie ein Untier. Ja, sie mußte sich gegen ihn zur Wehr setzen – vielleicht sogar mit Grausamkeit, mochte diese auch noch so unmenschlich sein. Aber Estelle ängstigte nicht das, was Olivia zu tun gedachte, sondern das boshafte Vergnügen, das sie daraus zu ziehen schien.
    Als sie eine halbe Stunde später Olivia aufmerksam zuhörte, war Estelle zutiefst erschüttert. »Nach England ?« fragte sie entsetzt.
    »Nach allem, was Freddie dir angetan hat, willst du das für ihn tun?«
    »Es wäre falsch, wenn du glaubst, meine Motive seien edel, Estelle! Ich tue es nur, um mich vor meinem Gewissen zu entlasten, nach all dem, was ich ihm angetan habe.«
    »Aber, wie kann Freddie es wagen zu erwarten …?«
    »Freddie erwartet nichts. Soweit mir bekannt ist, weiß er nicht einmal, daß er Vater wird! Ich tue es freiwillig, weil ich es tun muß. Und dich, Estelle, bitte ich um einen ganz besonderen Gefallen. Du und Kinjal, ihr müßt mir versprechen, daß ich mein Baby nicht sehe. Ich verlasse mich auf euch, daß das Kind gut versorgt wird, bis es nach England gebracht werden kann. Was auch geschieht, ihr müßt mir versprechen, daß ich den ersten Schrei des Kindes nicht höre.« Ein Schmerz, der Schatten eines Schmerzes, zeigte sich in ihrem Gesicht und verschwand dann wieder. »Das könnte ich nicht ertragen. Ich würde schwach werden, und das darf nicht geschehen. Nein, weine nicht, Estelle! Sich jetzt Gefühlen zu überlassen, macht es mir nicht leichter, sondern schwerer. Aber wenn du der Ansicht bist, daß du mir nicht helfen kannst …«
    »Natürlich kann ich helfen! Und natürlich werde ich dir helfen!«
    Tränen strömten ihr über die Wangen, und sie warf sich Olivia in die Arme. »Wie kannst du an ein so ungeheuerliches Opfer auch nur denken?«
    Olivia

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