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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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Grab stellen ließ, sechsundfünfzig Jahre alt geworden.
    Es schmerzte Olivia, daß Estelle wieder so niedergeschlagen und traurig war. Sie erkundigte sich deshalb nach Arthur Ransome und fragte, wie ihm der Urlaub in Cawnpore gefalle. Ransome schien auf der Hinreise das Grab ebenfalls besucht zu haben, und deshalb war auch dieses Thema für Estelle schmerzlich. Olivia unterließ es taktvoll, den Brief zu erwähnen, den sie unerwartet von Lady Bridget erhalten hatte. Seit der Abreise ihrer Tante hatte Olivia ihr mit unfehlbarer Regelmäßigkeit einmal im Monat geschrieben, bis jetzt aber nie eine Antwort erhalten.
    »Mein geliebtes Kind«, begann das Schreiben, »ich weiß, bei Deinem angeborenen Mitgefühl wirst Du mir mein langes Schweigen verziehen haben. Es gab für mich nichts, das sich gelohnt hätte, zu Papier zu bringen außer meiner Liebe und meinen Segenswünschen für Dich, die Dich immer begleiten. Mit großer Freude höre ich von Deinem Glück, Deinem Sohn und der Erfüllung, die Du, wie ich weiß, in Deiner Ehe gefunden hast. Ich bin stumm vor Glück, daß Du wieder Mutter wirst, denn mir fehlen die Worte, um meiner Freude darüber Ausdruck zu geben.«
    Es folgte eine Seite lang eine Predigt, die sie in der Kirche gehört und bewundert hatte. Aber das überflog Olivia rasch, denn es ging darin nur um den Lohn der Sünde, um Buße und Sühne, um das Feuer der Hölle und die ewige Verdammnis, die alle Sterblichen nach dem Tode erwartete. Es war so unerträglich und so wenig informativ, daß sich das Lesen nicht lohnte. Olivia hoffte auf etwas persönlichere Nachrichten von ihrer Tante. Sie standen in den letzten beiden Absätzen. Olivia schüttelte mitleidig den Kopf, als sie las: »Ich breche mein langes Schweigen, meine liebe Nichte, um Dir von einem anderen Schweigen zu berichten, das ich auf mich nehmen werde. Es wird mir so große Gnade und gesegnete Ruhe schenken, daß es mich schon jetzt mit unsagbarer Freude erfüllt. Ich darf mich in ein Kloster der Heiligen Mutter Maria am Rande der Yorkshire-Moore zurückziehen. Die Äbtissin wird mir in ihrer großen christlichen Barmherzigkeit in der nächsten Woche das Schweigegelübde abnehmen, mit dem ich mein Leben – das heißt, was von meinem Leben noch bleibt, bis ich in die Ewigkeit gerufen werde – dem demütigen Dienst an Gott weihe, der mein guter Hirte ist. Du darfst nie um mich trauern, Olivia, oder glauben, ich sei aus der Welt geflohen. Alle von uns, denen die Tore des Königreichs der Menschen verschlossen sind, erwartet ein anderes Königreich, das weit, weit über diesem Reich der Sünde steht, wo ohne Unterlaß nur Freude herrscht.
    Ich bete darum, daß Dein Leben immer glücklich sein wird. Ich kann nicht vergessen, auch nicht beim Dienst an meinem Gott, was ich Dir verdanke. Ich spreche in Gedanken jeden Tag mit Sarah, Deiner seligen Mutter. Endlich, endlich hat sie mir verziehen! Leider bin ich nicht fähig, das, was ich von Sarah empfange, anderen zu gewähren. In Deiner gottgegebenen Weisheit wirst Du verstehen, was ich damit meine. Und ich hoffe, daß Du nicht allzu schlecht von mir denken wirst. Möge Gott der Herr auf Dein Leben mit einem gütigen Lächeln schauen, was Du auch tun und wo Du auch sein wirst. Ich grüße den lieben Freddie recht herzlich. Dir und Amos sende ich all meine Liebe. Ich werde beten, daß Du gesund von Deinem zweiten Kind entbunden wirst. Denke manchmal an mich, Olivia, aber Du sollst nie, nie mit Trauer an mich denken.«
    Lady Bridget erwähnte mit keinem Wort ihren Mann oder Arthur Ransome. Olivia weinte, aber in erster Linie um Estelle. Sie wußte nicht, daß auch ihre Cousine einen Brief erhalten hatte, aber von Tante Maude. Weder Estelle noch Olivia erwähnten die Briefe.
    Erfreulicherweise legte sich Estelles Niedergeschlagenheit nach den ersten beiden Tagen. Sie war wesensmäßig fröhlich, und da das Pflichtgefühl ihrer Cousine gegenüber stark war, schob Estelle die eigenen Sorgen in den Hintergrund und widmete sich der Aufgabe, für Olivia so nützlich wie möglich zu sein. Sie erzählte ihr ausführlich und sehr amüsant, daß sie Cawnpore hasse. Die Stadt war häßlich und staubig, die Frauen der Offiziere waren unerträglich und die der Beamten noch mehr. »Sie beklagen sich tagein, tagaus über die Provinz. Etwas anderes fällt ihnen nicht ein, schrecklich !«
    »Und du?« fragte Olivia lachend und froh, wieder einmal über Trivialitäten zu plaudern.
    »Ja, ich auch. Aber sie tragen zur

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