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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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hören kann. Ich wäre auch unendlich dankbar für eine geeignete Amme aus Kirtinagar, die Sie mir empfehlen können. Sie müßte bereit sein, mit dem Kind nach England zu reisen. Ich werde natürlich alle Kosten übernehmen, auch für die Rückkehr der Frau. Mary wird sie begleiten. Die Amme wird bestens versorgt sein und nicht unter der fremden Sprache leiden.«
    Kinjal ließ sich von Olivias Ruhe und Sachlichkeit nicht täuschen, und sie war entsetzt. »Sie wollen das Kind Ihrem Mann überlassen? Sie setzen sich über Ihre eigenen Gefühle hinweg? Nein, nein, nein ! Meine arme Freundin, ich will und kann nicht zu dieser selbstauferlegten Grausamkeit beitragen!«
    »Kinjal, ich muß es tun!« rief Olivia heftig. »Wenn ich es nicht tue, erfülle ich nicht meine moralische Pflicht.« Sie war wie betäubt und empfand im Augenblick keinen Schmerz, sondern nur Ungeduld. Es würde später genug Zeit bleiben zum Trauern. »Verstehen Sie, Kinjal, ich tue etwas, was ich nicht mehr tun müßte. Aber das eine ist nicht ohne das andere zu haben. Sie und Estelle, die ebenfalls in Kürze eintrifft, dürfen nicht zulassen, daß ich schwach werde. Ich habe sonst niemanden, auf den ich mich stützen kann.«
    »Vergessen Sie die moralische Pflicht!« rief Kinjal zornig. »Als Mutter lehne ich mich gegen diese harte, unnatürliche Strafe auf, zu der Sie sich verurteilen wollen!«
    »Ich mich?« Olivia lachte. »Alles in meinem Leben ist mir vom Schicksal bestimmt gewesen, meine Freundin. Ist Ihnen das noch nicht aufgefallen? Ich kann immer nur das tun, was die Umstände von mir verlangen.«
    Kinjal musterte schweigend Olivias lächelndes Gesicht, und ein unendlicher Kummer erfaßte sie. Wie sehr hatte sich ihre liebenswerte, unschuldige Amerikanerin in dieser kurzen Zeit verändert! Ihre Lippen waren verkniffen, schmal und hart, und das Lachen klang höhnisch. Die früher so weichen, mitfühlenden goldbraunen Augen waren abweisend und kalt wie Glas. Olivia schien von einer zwanghaften Unruhe erfaßt zu sein und vermochte die Hände nicht einen Augenblick lang still zu halten. Wo waren die wohltuende Ruhe und die gazellenhafte Anmut, die ihren unvergleichlichen Reiz ausgemacht hatten? Wo war das unschuldige Strahlen, das einst das engelhafte Gesicht von innen her leuchten ließ? Sogar die einst glänzenden kastanienbraunen Haare wirkten stumpf. Auch von der bezaubernden Offenheit, der niemand hatte widerstehen können, war nichts mehr zu spüren. Jetzt wirkte sie unangenehm selbstgefällig, bemühte sich verstohlen, den Blicken auszuweichen, und wirkte abstoßend unehrlich. Die Veränderung war grausam. Kinjal wand sich innerlich vor dem schrecklichen Gefühl eines großen Verlusts.
    »Behalten Sie das Kind, Olivia!« flehte sie. »Vergessen Sie Freddie, vergessen Sie das teuflische Abkommen – vergessen Sie Jai Raventhorne! Olivia, Sie wollen Rache, die nur Sie selbst zerstört, Ihnen die klare Sicht und das Urteilsvermögen nimmt. Bei all dem wird Jai nicht ein Haar gekrümmt. Nehmen Sie Ihre beiden Kinder und fahren Sie auf die paradiesische Insel, Olivia. Dort werden Sie wieder lernen, zufrieden zu sein. Sie werden wieder lachen und lieben und geliebt werden. Sie werden glücklich sein und vielleicht wieder ein ruhiges Leben führen können.«
    Olivia staunte über Kinjals mangelndes Verständnis. Jai Raventhorne vergessen? Jetzt? Es fehlte nicht mehr viel, um die Rechnung zu begleichen. Sie hatte so lange darauf gewartet, auf den Augenblick der Abrechnung!
    Aber dann fiel ihr ein, daß Kinjal wie Estelle nicht nur mit ihr befreundet waren. Sie konnte von Kinjal kaum erwarten, daß sie Jai ihr zuliebe aufgab.
    Nein, sie würde Jai Raventhorne nicht vergessen! Das Leben drehte sich um viele Achsen in vielen Kreisen.
    Es gab eine Zeit der Liebe, eine Zeit zu vergessen und eine Zeit der Rache.
    Kinjal zuliebe lächelte sie nur.
    *
    Estelle berichtete, sie habe auf dem Weg nach Kalkutta einen Abstecher nach Burdwan zum Grab ihres Vaters im Dschungel gemacht und einen Marmorgrabstein aufstellen lassen mit der Inschrift:
    »Hier ruht Joshua Adam Templewood, geliebter Gatte von Bridget Lucy, geb. Halliwell, und verehrter Vater von Estelle Sara Sturges. Geboren am 28. Juni 1793, gestorben am 15. November 1849 hier in der Wildnis unter tragischen Umständen. Tief betrauert in ewiger Liebe, nie vergessen, unersetzbar. Auf grünen Auen läßt ER mich lagern.«
    Sir Joshua wäre an dem Tag, an dem Estelle den Grabstein auf das einsame

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