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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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schlagenden Akazien am Ende des Gartens hüpfte und tanzte der Hooghly. Als er sich an dem improvisierten Monsunballett beteiligte, türmten sich seine übermütigen Wellen zu beweglichen Mauern. Wenn Olivia inzwischen etwas an Kalkutta liebte, dann waren es die nächtlichen Rituale dieser Jahreszeit. Sie kuschelte sich mit Clementine auf dem Schoß in einen Korbsessel auf der Veranda, sah dem Spiel von Himmel, Erde und Wasser zu und fühlte sich seltsam getröstet und sicher. Selbst auf der anderen Seite des Globus, eine Million Jahre und Meilen von ihren Wurzeln entfernt, war das ihr vertraut: das Donnergrollen, das rauschende Wasser in den Dachrinnen, die Regeninsekten, die um die Wandleuchter tanzten, der satte Geruch der nassen Erde, der Schlamm, der klatschende Regen, das intensive Leuchten des gesättigten Grüns – das alles war hier ganz wie zu Hause.
    Zu Hause!
    Plötzlich überwältigte sie die Sehnsucht. Ihre Augen begannen zu brennen, und ihre Kehle schmerzte. Aber Olivia biß sich fest auf die Unterlippe und unterdrückte das Heimweh. Ich werde nicht weinen, gelobte sie leise und drückte das Gesicht in Clementines warmes, staubiges Fell. Komme was wolle, ich werde nicht weinen!
    *
    Es war nach neun, als die Räder der Kutsche rumpelnd die Auffahrt heraufrollten, und Sir Joshuas lautes »Koi hai?« das ganze Haus in Bewegung brachte, während er in fließendem Hindustani Befehle herunterrasselte.
    Das Gewitter war schon lange vorüber und hatte eine angenehme Kühle hinterlassen. Am klaren Himmel segelten, von einem sanften Wind getrieben, Wolkengaleonen über die Baumwipfel. Der unvermeidliche Chor der Zikaden und das kontrapunktische Quaken der Frösche mit ihren tiefen Stimmen sorgten für ein Konzert vor der Veranda, wo Olivia immer noch saß und nachdachte. Mit der Ankunft des Hausherrn hörte man auch wieder das geschäftige Treiben der Menschen. Barfüßige Diener eilten stumm wie Mäuse die Treppen hinauf und herunter; die Punkahs an den Decken quietschten, während sie Luft fächelten; unter Lady Bridgets strenger Aufsicht klirrten im Anrichtezimmer Gläser, klapperte Besteck und der würzige Duft von warmem Essen lag in der Luft. Von der vorderen Veranda drangen Sir Joshuas tiefes Lachen und Estelles Geplapper zu Olivia herüber, und kurze Zeit später näherten sich schwere Schritte zielstrebig ihrem Sessel.
    »Jasmine hat dich heute abgeworfen?«
    »Nun ja …« Mit einem vorwurfsvollen Blick auf ihre Cousine hob Olivia die Wange für Sir Joshuas flüchtigen Kuß, »gewissermaßen«.
    »Ich hoffe, du bist nicht schlimm verletzt.«
    »Überhaupt nicht! Nur ein paar Kratzer. Jasmine hatte die Hecke gestern fehlerlos genommen. Ich hätte einen Silberdollar gewettet, daß sie es noch einmal schaffen würde.« Olivia zog ein schiefes Gesicht. »Glücklicherweise stand der Graben voll Wasser.«
    »Glücklicherweise?« Sir Joshua zog eine Augenbraue hoch. »Nun ja, ich würde einen Silberdollar wetten, daß deine Tante anders darüber denkt! Es ist nicht deine Aufgabe, aus der armen, alten Jasmine ein Springpferd zu machen. Versuch es nicht wieder, ja?« Seine Augen blitzten, und er zwinkerte ihr zu. »Wir wollen den Pioniergeist doch etwas mehr zügeln, nicht wahr? Mehr will ich nicht sagen, weil Bridget zweifellos schon alles gesagt hat. Habt ihr gegessen?«
    »Ja. Und es ist noch jede Menge Vindaloo -Curry für dich und Onkel Arthur übrig.« Estelle drückte liebevoll den Arm ihres Vaters.
    »Wirklich? Was hast du denn gegessen, oder hast du gefastet?« Er lächelte, tätschelte den wohlgerundeten Hintern seiner Tochter und wandte sich wieder Olivia zu. »Heute morgen ging es in der Handelskammer wieder einmal drunter und drüber. Die neuen Teesteuern schaffen eine Reihe ganz verzwickter Probleme. Komm später zu uns, wenn du Lust hast. Ich werde dir dann erzählen, wie wir würdigen Boxwallahs zu keifenden Fischweibern werden, wenn es um Rupien, Annas und Pies geht.« Er drehte sich um und verschwand mit großen Schritten im Haus. Estelle wich nicht von seiner Seite.
    Olivias Stimmung hob sich wie immer in Anwesenheit ihres Onkels, den sie sehr mochte. Als Seniorchef von Templewood und Ransome, dem größten Tee-Exportunternehmen in Kalkutta, war er der ungekrönte König unter den Kaufleuten und vor kurzem zum Direktor der hiesigen Handelskammer gewählt worden. Wenn Olivia in den engen Grenzen der Kolonialgesellschaft etwas geistig anregend fand, dann waren es die Kämpfe in der

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