Wer liebt mich und wenn nicht warum
Diddl-Maus?
Bye, du Weichei
Felix
P.S.: Grüß Maiken von mir!
Dienstag, 7. Juni
Die Geschichte der Menschheit muss umgeschrieben werden. Was uns vor Jahrtausenden den Fortschritt brachte, war nicht, wie behauptet wird, die Erfindung des Rades. Es war die Zähmung der Kuh! Die Menschen aus grauer Vorzeit hätten nämlich niemals genug Zeit gehabt, um das Rad zu erfinden, wenn nicht irgendwann ihr Essen eingezäunt vor der Höhle gegrast hätte.
6.30 Uhr Ja! So fange ich meine Bewerbungsrede an. Und dann spreche ich über Auerochsen, denn die finde ich niedlich.
Diese Urzeitkühe sehen aus wie unsere heutigen Kühe, nur sind sie größer und schwarz. Sie haben geschwungene Hörner und witzige Frisuren. Sieht aus, als hätten sie sich eine braune Wuschelperücke zwischen die Hörner geklemmt.
Eben habe ich mich im Internet schnell schlau gemacht über diese Urviecher und jetzt kann ich locker zehn Minuten über sie quatschen. Also befasse ich mich jetzt mit den wirklich wichtigen Fragen für die Bewerbungsrunde: Was zieht Jane heute an, um Tarzan wie eine Liane um den Finger zu wickeln?
6.50 Uhr Tja. Jane kann heute nicht zur Schule gehen, sie hatdefinitiv nichts zum Anziehen. Sie hat bereits all ihre Klamotten aus dem Schrank geholt, anprobiert und verworfen.
7.00 Uhr Jane sollte sich jetzt aber langsam entscheiden, sonst geht Tarzan allein in den Dschungel …
7.07 Uhr Jane hat ihren Bruder gefragt, was sie anziehen soll. Der hat mit spitzen Fingern eine knallenge schwarze Jeans und ein schwarzes Top aus dem Klamottenstapel gezogen.
»Spinnst du?«, hat Jane genörgelt. »Ich wollte was Besonderes. Irgendwas, das ich nicht jeden Tag anhabe. Etwas, das alle Blicke auf mich zieht.«
»Großer Fehler!«, hat Flocke gesagt. »Ehrlich, Lil, lass das lieber. Wenn ein Typ bemerkt, was ein Mädchen anhat, dann nur, weil daran was nicht stimmt.«
7.15 Uhr Brüder. Man weiß nie, ob man ihnen glauben soll.
7.16 Uhr Ich tu es jetzt einfach, und zwar aus Zeitnot. Aber ich gebe dem Styling eine persönliche Note. Ich ziehe dazu die Kette an, die Tom mir zum Geburtstag geschenkt hat: das neuseeländische Koru aus grüner Jade. Sieht schön aus auf schwarz. Und der grüne Kringel ist ein Symbol für einen Neuanfang, das passt.
7.40 Uhr Im Klassenzimmer. Boah, Vicky! Wenn Flocke recht hat, liegt die mit ihrem Outfit total daneben. Lehnt da am Lehrerpult und ist gestylt wie ein Mädchen aus einem amerikanischen Pferdeflüsterer-Film: hautenge Jeans, Cowboygürtel,dazu eine karierte Bluse, die sie am Bauch geknotet hat. Aus dem Ausschnitt blitzt ein jeansblauer BH mit Spitzen hervor. Die Haare hat Vicky zu einem weizenblonden Zopf geflochten und an ihren Ohren baumeln Hufeisen. Wetten, dass sie über Pferde reden wird?
7.42 Uhr Hui! Maiken ist heute ganz Karrierefrau! Ich hatte ja befürchtet, sie würde uns mit einer Federboa auf dem Kopf einen schamanischen Tanz vorführen und die Geister unserer Ahnen beschwören. Von wegen! Sie trägt zu ihrer Jeans einen Blazer und sie hat ihren Laptop mitgebracht, weil sie eine PowerPoint-Präsentation vorbereitet hat. PowerPoint! Maiken! Die will echt mit auf die Insel, koste es, was es wolle!
7.45 Uhr Da kommt Tom. Sieht aus wie – Tom eben. Also so, dass man am liebsten sofort aufstehen und unter einem Vorwand in seine Nähe gehen will, weil man das Gefühl hat, da wäre es ein bisschen schöner als überall sonst.
Wow, was für eine exakte Personenbeschreibung! Ich glaube, bei einem Überfall wäre ich die Lieblingszeugin jedes Polizisten! Okay, ich versuche es anders. Hier ist sein Steckbrief:
Wanted – only alive!!!
Name: Tom Barker
Alter: 16
Größe: groß. Wo ich ende, fängt gerade mal seine Nasenspitze an
Statur: schlank, breite Schultern
Haare: hellbraun
Augen: fast schwarz, lange Wimpern
Stimme: auffallend tief
Typ: eher so der Naturbursche
Geruch: von Weitem nach Aftershave,
von Nahem ein bisschen nach Zimt
Besondere Kennzeichen: kein Mann großer Worte
Achtung: unbewaffnet, aber trotzdem gefährlich!!!
Sagt das jetzt mehr über Tom aus? Ich könnte noch hinzufügen: Tom trägt heute Jeans und ein zerknittertes T-Shirt, er hat einen Kissenabdruck auf der Wange und seine Haare zeigen in alle Richtungen, nur nicht in die, in die er sie gerade mit allen zehn Fingern zu kämmen versucht. Ich glaube, er hat keine gute Nacht hinter sich. Hat vermutlich auch an seiner Rede gefeilt, statt zu
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