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Wer liebt mich und wenn nicht warum

Wer liebt mich und wenn nicht warum

Titel: Wer liebt mich und wenn nicht warum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Andeck
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Katharina, ihre Mutter, hat sich heute Mittag das Bein gebrochen und muss operiert werden, und ihr Mann ist auf einer Dienstreise in Venezuela, da hat Mama die beiden Jungs aufgenommen. Weil sie Katharina mag.
    »Ähm, warte mal!«, sagte ich, als Paps mir die Zusammenhänge erklärte. »Wenn ich mich richtig erinnere, reist Mama in drei Tagen ab, zu ihrem Stipendium, und du bist drei Monate lang alleinerziehender Strohwitwer.«
    »Stimmt.« Er seufzte. »Aber keine Sorge, du und ich, wir schaffen das.«
    Tja. Vielleicht war das kein günstiger Moment, um ihm von meiner Abreise am Samstag zu erzählen. Aber wann, wenn nicht jetzt? Und damit es ein bisschen dringender klang, habe ich ein kleines Detail weggelassen. Ich habe nicht erwähnt, dass das noch gar nicht sicher ist.
    15.20 Uhr   Oh, oh. Familienkonferenz. Mama, Papa, ich. In einer halben Stunde. Ich wittere Stress.
    16.10 Uhr   Das war heftig, und wer gewonnen hat, ist noch offen. Ich sitze hier in meinem Zimmer und warte auf die höchstelterliche Entscheidung, ob ich nun auf die Insel mitfahren darf oder nicht. Dabei steht für mich längst fest: Ich fahre mit. Die wissen es nur noch nicht, aber wenn sie gleich ein Nein verkünden, gebe ich nicht nach, dann geht die Diskussion in die nächste Runde.
    So. Hier mal eine Kurzzusammenfassung des Gesprächs eben:
    Mama (schrill): »Ein Praktikum? Auerochsen? Meine Güte, Lilia, muss das sein?«
    Ich: »Ja.«
    Mama: »Warum ausgerechnet jetzt? Kannst du das nicht auch nächstes Jahr machen?«
    Ich: »Das Praktikum findet eben genau jetzt statt. Nächstes Jahr wird es nicht angeboten. Außerdem braucht ihr mich dann bestimmt auch wieder für irgendeinen Mist. Ihr braucht mich doch immer. Ich bin euer Joker. Wenn keiner da ist und keiner was machen will, dann habt ihr ja immer noch – LILIA , die eierlegende Wollmilchsau.«
    Papa: »Jetzt bleib bitte mal sachlich. Warum sagst du uns das denn erst jetzt?«
    Ich: »Weil ich es jetzt erst weiß.«
    Mama: »Wie stellst du dir das überhaupt vor?«
    Ich: »Schön. Ich stelle es mir schön vor.«
    Mama: »Nein, wie stellst du dir das hier zu Hause vor?«
    Ich: »Ist das nicht eher euer Problem?«
    Mama: »Eine Familie ist ein Team, da muss man zusammenhalten, besonders in Notfällen.«
    Ich: »Hmmm. Definiere Team. Und definiere Notfall.«
    Mama (überdeutlich artikulierend): »Das mit Katharina war ein UNFALL . Und Katharina ist eine FREUNDIN . Freunden muss man HELFEN .«
    Ich (auch überdeutlich): »Sie ist DEINE Freundin, hilf DU ihr. Aber du kannst doch nicht DEINEN Freunden helfen, indem du ihnen MEINE Hilfe anbietest. Wir sind ein Team – heißt das für dich, WIR müssen alle tun, was DU willst?«
    Mama: »Lilia, nicht in dem Ton!«
    Ich: »Ich seh das nicht ein. Du willst an die Nordsee, weil das für dich wichtig ist. Und ich will auf die Insel, weil das für mich wichtig ist. Wieso darfst du gehen und ich muss hierbleiben? Ist dein Leben etwa wichtiger als meins?«
    Mama: »Versteh mich doch auch mal. Ich habe jahrelang beruflich zurückgesteckt, wegen euch Kindern. Und jetzt habe ich endlich die Chance, noch mal neu durchzustarten. Das ist die Gelegenheit, auf die ich seit Jahren warte, und es ist bestimmt die letzte. So ein Stipendium in einem Künstlerhaus wird einem als Übersetzer kein zweites Mal angeboten.«
    Ich: »Und warum hast du das nicht Katharina gesagt? Sie ist deine Freundin. Sie hätte verstanden, wie wichtig das für dich ist.«
    Mama: »Sie hatte Schmerzen und Sorgen um ihre Jungs. Ich musste ihr das einfach anbieten und ich wusste ja nicht, dass du wegwillst, du hattest mir kein Wort über deine Pläne gesagt.«
    Ich: »Ich hatte ja gar keine Gelegenheit, etwas zu sagen, ichweiß das doch erst ganz kurz. Sowohl das mit dem Praktikum als auch das mit den Jungs. Du hast mich ja auch nicht gefragt, bevor du sie aufgenommen hast.«
    Und dann fing das Ganze wieder von vorn an.
    18.00 Uhr   Familienkonferenz, Teil 2. Die Urteilsverkündung.
    Teilnehmer: Mama, Papa, Flocke. Ich.
    Papa (holt tief Luft): »Lilia! Deine Mutter und ich haben nachgedacht. Wir verstehen deine Gründe. Natürlich hast du ein Recht auf ein eigenes Leben. Und natürlich konntest du nicht wissen, dass wir dich ausgerechnet jetzt hier so dringend brauchen würden. Trotzdem möchten wir dich bitten, auf dieses Praktikum zu verzichten, denn wir können jetzt nicht mehr von unserem Versprechen an Katharina zurücktreten, dazu ist es zu spät. Aber halt, bevor du

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