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Wer liebt mich und wenn nicht warum

Wer liebt mich und wenn nicht warum

Titel: Wer liebt mich und wenn nicht warum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Andeck
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akzeptieren, so wie meine Haarfarbe oder meine Schuhgröße. So bin ich eben.
    9.50 Uhr   Grund für meine Notlage heute Nacht war mein knurrender Magen. Es ist ja nichts Neues, dass ich unberechenbar werde, wenn ich Hunger habe.
    Ich hatte gestern leider der Kühe wegen das Abendessen verpasst und als ich endlich am Haus ankam, war Fritzi schon mit dem Abwasch beschäftigt. Huh, war die drauf! Als hätte sie zum Abendbrot frittierte Taranteln gegessen. Meckerte was von »Essenszeiten« und »pünktlich« und »Schmarotzer« und »arbeitenden Menschen im Weg rumstehen«. Heftig!
    Ich hatte aber überhaupt keine Lust auf Stress mit Fritzi, ich hatte Hunger und sonst gar nichts. Deswegen habe ich mir zwei Scheiben Brot geschnappt und gleich den Rückzug angetreten. Statt zu streiten, bin ich zum Gemüsegarten geschlichen und habe mir noch zwei Tomaten geholt. Das war ganz okayzum Brot, aber richtig satt hat mich diese Mahlzeit natürlich nicht gemacht.

    Nachts konnte ich nicht schlafen. Ich hatte richtig Bauchweh vor Hunger und irgendwann sah ich nicht mehr ein, warum ich unter meinem Boot hungern sollte, wenn nur zweihundert Meter entfernt von mir ein ganzer Essensschrank voll leckerster Lebensmittel stand, die auch mir gehörten. Also habe ich mich aufgerappelt und bin über die Veranda ins Haus geschlichen. Ich habe die beiden Petroleumlampen auf dem Küchentisch angezündet und mir ein Käsebrot mit Gürkchen geschmiert, hmmm, lecker. Ein Joghurt war auch noch da, das war bestimmt sowieso meiner.
    Ich hatte einen Riesenhunger und setzte mich an den Tisch, um alles an Ort und Stelle zu verspeisen.
    Das leise Klackern an der Fensterscheibe drang erst gar nicht in mein Bewusstsein. Aber als ich aufblickte und zum Fenster sah, fiel ich fast vom Stuhl. Was ich da sah, war aber auch zu krass. Die ganze Fensterscheibe war übersät von Hornissen. Riesige, schwarz-gelbe Insektenleiber krabbelten übers Glas und es wurden immer mehr. Das klackernde Geräusch entstand, wenn die Neuankömmlinge gegen die Scheibe prallten. Es war wie in einem Horror-Film. Und plötzlich fühlte ich mich unendlich allein. So richtig durch und durch einsam, als gäbe es auf der Welt keinen Menschen außer mir. Und auch das nicht mehr lange.

    Jetzt verstehe ich, warum die Leute immer sagen, dass ihnen vor Schreck das Blut gefror. Das ist wirklich so. Mir wurde plötzlich ganz kalt und ich konnte mich nicht mehr bewegen. Keinen Millimeter, weder vor noch zurück. Nur mein Gehirn arbeitete noch und ich überlegte verzweifelt, was ich tunkonnte. Durch die Küchentür sausen und raus aus der Küche? Aber was, wenn auch die Tür von außen schon mit Hornissen bedeckt war, die nur darauf warteten, über mich herzufallen? Knackte es da nicht schon an der Tür? Hilfe, ich war umzingelt.
    In meiner Todesangst schaffte ich es, die Starre abzuschütteln. Ich sprang auf, riss das Küchenhandtuch vom Haken, warf es vor der Tür auf den Boden und stopfte es mit zitternden Fingern in die Türritze. Dann riss ich ein Blatt Küchenkrepp von der Rolle, drehte es zu einer Wurst und steckte es ins Schlüsselloch.
    So. Alles dicht! Erleichtert sank ich auf meinen Stuhl und atmete erst einmal tief durch. Aber sofort schoss mir ein neuer Gedanke durch den Kopf. Ob die anderen wohl in Gefahr waren? Was, wenn die Viecher jetzt in die Schlafzimmer eindrangen und über unser ganzes Team herfielen? Ich sah Maiken vor meinem inneren Auge, von schwarz-gelben Insekten mit zuckenden Fühlern bedeckt. Und Tom. Es war grauenhaft. Nicht mal Vicky wollte ich mir so vorstellen.
    Sieben Hornissen töten ein Pferd, das hatte ich mal irgendwo gelesen. Allein die am Fenster waren zahlreich genug, um eine ganze Pferdeherde zu meucheln. War’s das jetzt? Krochen die Viecher schon unter den Ritzen der Schlafzimmertüren durch? Lebten die anderen überhaupt noch? Und wenn ja, wie lange noch?
    Fieberhaft suchte ich in meinen Gehirnwindungen nach einer Idee, um sie zu warnen, aber mir fiel nichts ein. Gar nichts. Schreien? Oh nein, das war eine ganz schlechte Idee. Wenn sie meinen Schrei hörten, würden die anderen sich bewegen. Die Tür öffnen. Mit nackten Füßen über den Boden laufen, um mir zu Hilfe zu eilen. Sie würden erst recht gestochen werden.
    Was konnte ich nur tun? GAAAH! Es war aussichtslos. Mir fiel ja nicht einmal etwas ein, das man gegen diese Tiere tun konnte, wenn man gewarnt war. Sollte ich ein Feuer legen und die Stechmonster mit Rauch vertreiben? Ließen sich

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