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Wer liebt mich und wenn nicht warum

Wer liebt mich und wenn nicht warum

Titel: Wer liebt mich und wenn nicht warum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Andeck
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bestens!«, schrieb er dann noch. »Florian und ich haben die Lage im Griff.«
    Oha! Er lügt! Ich merke das! Wenn nämlich wirklich alles in Ordnung wäre, käme Paps nie auf die Idee, dass ich mir Sorgen um ihn machen könnte. Dazu lebt er viel zu sehr in seinereigenen Welt. Das schreibt er nur, weil es Grund zur Sorge gibt und er mich davon ablenken will. Ich kenne ihn!
    »Ich lerne täglich viel dazu, besonders über Goldfische«, stand da noch. Und: »Dein dich liebender Vater«
    Hä? Wieso über Goldfische? Was gibt es da zu lernen?
    Dieser Brief ist merkwürdig!!! Zum Glück ist Flocke bei ihm, sonst würde ich mir wirklich Sorgen machen.
    Ich frage mich ja, ob es der Rosine gut geht. Ob sie sich wohl an Flocke wendet, wenn sie Probleme hat? Bis jetzt ist sie damit immer zu mir gekommen. Und selbst wenn sie Flocke gegenüber ein Problem anspricht, merkt der das dann?
    Ach, ein bisschen melancholisch hat mich dieser Brief schon gemacht. Oder sitzt mir der Hornissenschreck immer noch in den Knochen?

Betreff: Inselhorror
    Datum: 14.06., 19:58 Uhr  
    Von: Tom Barker < [email protected] >
    An: Felix von Winning < [email protected] >
    Hi!
    Wieder ein Film. Schreib mir mal, sonst ist das der letzte!!!
    Tom

    Vor der Linse erscheint Toms Gesicht in groß. Er hält die Kamera am ausgestreckten Arm. Das Bild wackelt ein bisschen.
    »Heute nur ganz kurz«, sagt er grußlos. »Ich bin nämlich total am Ende, ich habe eine krasse Nacht hinter mir. Habe keine Sekunde geschlafen.« Tatsächlich, er sieht grau aus. »Und einen beschissenen Tag hatte ich auch. Irgendwas geht auf dieser Insel vor. Irgendetwas stimmt nicht mehr. Die Nerven liegen blank, alle sind reizbar und bei der kleinsten Gelegenheit gibt es Streit. Ich vermute, das liegt daran, dass Fritzi die Klappe nicht gehalten hat. Sie hat heute Morgen nämlich was gesehen, das nicht für ihre Augen bestimmt war. Sorry, aber ich kann jetzt nicht drüber reden. Ich erzähle dir das irgendwann später, das ist ziemlich kompliziert. Ich will jetzt nur noch eins: schlafen. Bis bald!«

Mittwoch, 15. Juni
    Sitze auf dem Hochsitz und denke mir Titel für Kuh-Filme aus. »Keinohrkuh« (eine Kuhmödie). »Der Herr der Rinder« (Zottelkühe aus Mittelweide). »Plötzlich Kuh« (Teenie-Film mit rosa Kühen). »Wir Rinder aus Bullerbü« (Fröhliche Kälbchengeschichten). Irgendwas muss man ja machen, wenn man sechs Stunden täglich auf Kühe starrt.
    14.00 Uhr   Mensch, bin ich müde. Die letzte Nacht am Strand war übel, es hat nämlich geregnet. Mein Boot hielt zwar den Regen ab, aber nicht die feuchte Luft. Nach ein paar Stunden war doch alles klamm: Kissen, Schlafsack, Klamotten. Ich wollte aber nicht ins Haus, denn ich wusste, da warten die ja nur drauf. Außerdem ist die Stimmung dort zurzeit übel. Jeder hackt auf jedem rum, und alle auf mir. Das schlechte Wetter macht es nicht besser.
    »Kuravellikeli«, das war das heutige Wort aus Harris Finnisch-Kurs, und das heißt »Matschepampewetter«. Passt gut zu diesem Tag. Alles ist matschig und alle pampen sich an. Sogar unsere Biologen.

    »Leute, wir haben ein Problem«, sagte Sonja nach Harris Finnisch-Kurs und biss in ihr Brot mit Himbeermarmelade. Siekaute und sprach nicht weiter. Das macht sie immer. Sie deutet etwas an und lässt sich dann den Rest aus der Nase ziehen.
    »Welches?«, fragte Simon. Er ist unheimlich sozial, wenn er nicht gerade Quatsch macht. Zum Beispiel rettet er jedes peinliche Gespräch.
    »Blattläuse«, sagte Sonja. »Im Gemüsegarten, an den Rosen.« Sie sah mitfühlend in die Runde, so als wüsste sie, dass sie uns mit dieser Tatsache sehr, sehr wehtun würde, aber als ginge es eben einfach nicht anders.
    Harri stellte seinen riesigen Teepott ab und deutete mit beiden Händen ein Würgen an. »Die Rrrosen rrreißen wir rrraus, die kann man sowieso nicht essen«, polterte er. »Dann verbrennen wir sie und weg sind die Läuse.«
    »Ach! Alles, was nicht essbar ist, kann also deiner Meinung nach weg?« Sonja schüttelte den Kopf. »Eine seltsame Auffassung für einen Naturschützer!« Sie nahm sich noch ein zweites Brot.
    Jetzt sah Harri ein bisschen sauer aus. »Und warum hast du etwas gegen Blattläuse? Weil sie dein Essen fressen, oder? Blattläuse sind auch Natur, Frau Naturschützerin.«

    Knut wischte sich einen Krümel aus dem Mundwinkel und versuchte, zu vermitteln. »Jetzt macht das mal nicht unnötig kompliziert. Wir sprechen hier nicht von einem Biotop, wir reden von einem

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