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Wer liebt mich und wenn nicht warum

Wer liebt mich und wenn nicht warum

Titel: Wer liebt mich und wenn nicht warum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Andeck
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Gemüsegarten. Die Interessen von Blattläusen treten da naturgemäß in den Hintergrund.«
    »Du sagst es«, brummte Harri. »Aber die von Rosen auch. Und Gift ist ja wohl keine Alternative, also müssen die Rosen weg.«
    »Die Rosen locken Käfer und Bienen an«, argumentierte Sonja scheinbar ruhig, aber ihre Finger zitterten. »Auch in einem Gemüsegarten braucht man Artenvielfalt.«
    Harri verdrehte genervt die Augen. »Ach! Dann lass doch auch die Blattläuse da. Dann hast du noch eine Art mehr in deiner Artenvielfalt.«
    »Schmierseife«, sagte Knut. »Wir besprühen die Läuse mit Schmierseife, das verklebt ihre Atemwege und sie ersticken. Und für andere Organismen ist das nicht giftig.«
    Sonja ließ ihr Messer sinken und sah ihn lange an. Sehr lange. »Dann verkleben ihre Atemwege? Das willst du tun? Das war jetzt aber ein Witz, oder?«
    »Okay. Kein Salat mehr für uns«, beschloss Knut. »Das ist die einzige Lösung.« Er sah dabei gar nicht traurig aus.
    »Nein«, bestimmte Sonja. »Wir sammeln die Blattläuse ab.«
    »Ja, fein«, sagte ich. »Und dann tun wir sie in ein Glas und tragen sie in den Wald, wo wir sie auswildern können.« Ich hatte das ironisch gemeint, aber Sonja besaß überhaupt keinen Sinn für Ironie.
    »Super Idee, Lilia!« Sie lächelte mich an.
    »Das ist jetzt aber nicht dein Ernst«, stöhnte ich.
    War es aber. Und Sonja hatte noch so eine kreative Idee. »Lilia, das kannst du doch machen. Du hast ja heute Vormittag frei.«
    »Boah, das ist ja die reinste Syphilisarbeit«, murmelte Simon und sah mich mitleidig an.
    »Ich finde wirklich, dass Lilia auch mal was für die Allgemeinheit tun könnte.« Fritzis Stimme klang schneidend wie eine Kreissäge, als sie das sagte.
    »Ihr wollt jetzt wirklich, dass ich im Regen im Gemüsegarten stehe und Blattläuse von den Rosenblättern sammele?«, fragte ich sicherheitshalber noch mal nach.
    »Warum denn nicht?« Vicky zog die Augenbrauen hoch. »Andere müssen gleich im Regen Kuhfladen durchstochern. Wo ist das Problem?«
    »Okay, okay, es gibt kein Problem! Wenn ihr das wollt, mach ich das natürlich«, sagte ich achselzuckend. »Von mir aus messe ich den Blattläusen auch Fieber, bevor ich sie auswildere.«
    »Viel Spaß«, säuselte Vicky und lächelte wie eine Giftechse.
    Natürlich habe ich keine Blattläuse gesammelt. Ich bin ja nicht doof. Es gibt doch in jeder Branche diese Azubi- und Praktikantenscherze. Da schickt man zum Beispiel Maurerlehrlinge los, um Gewichte für die Wasserwaage zu holen oder Getriebesand oder Lufthaken, irgendwas, das es nicht gibt. Oder Kochlehrlinge müssen im Kühlschrank alle Eier umdrehen, damit sich die Luftblase nicht an der Schale festsetzt, lauter so sinnloses Zeug eben. Und wenn sie das wirklich machen, lachen sich alle kaputt, harharhar. Ich soll jetzt also Blattläuse von den Blättern wischen und dann schleichen sie sich an, filmen mich, stellen das Video auf YouTube und lachen noch in zehn Jahren über mich.
    Nee, nee, nee, Leute.
    14.50 Uhr   Da hinten kommt Tom. Er trägt vier Zaunpfosten auf der Schulter, mal sehen, wo er hinwill.
    Tom winkt und zeigt Richtung See. Wahrscheinlich will er zum mittleren Bootssteg, da hat er gestern auch schon gearbeitet. Um dorthin zu kommen, muss er an der Auerochsenherde vorbei. Ich hebe den Daumen und signalisiere »alles in Ordnung«, denn die Tiere dösen in der Nähe meines Hochsitzes in der Hitze und sind in friedlichster Stimmung. Tom nickt und geht leise vorüber.
    15.00 Uhr   Oha! Da kommt noch jemand. Vicky. Sie nähert sich langsam und starrt auf den Boden, als wären Kuhfladen das Einzige, was sie gerade interessiert. Ha, sage ich da nur. Ha! Das kann sie ihrer Großmutter erzählen. Vicky ist doch gar nicht mehr im Dienst um diese Zeit.
    Wetten, dass die Spur der Kuhfladen sie ganz zufällig zum mittleren Steg führen wird?
    15.07 Uhr   Da steht Vicky immer noch und stochert in einem Fladen rum . Hihiii, ich hab eine Idee. Mein Hochsitz steht unter einer Kiefer und ich muss nur die Hand ausstrecken, wenn ich Kiefernzapfen pflücken will. Zufälligerweise will ich das gerade. Tja, und schräg unter mir liegt der genüsslich wiederkäuende Auerochsenstier, zuckt mit den Ohren und wedelt mit der Quaste, um Fliegen zu vertreiben. Der hat lange genug geschlafen, normalerweise steht er um diese Zeit immer auf.
    Ich weiß, man tut so was nicht, besonders, wenn man so gereift ist wie ich. Aber ich mach das jetzt trotzdem, einfach nur, weil ich

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