Wer lügt, gewinnt
ich Pedro Jequitibás Manuskripte noch nicht einmal angerührt. Wenn Laércio sie jetzt zurückhaben wollte, würde ich mich rausreden. Ich duschte, nahm meine schwarze Aktenmappe, um nicht mit leeren Händen dazustehen, und ging in den Verlag.
Laércio war unrasiert, und sein Keksgesicht sah nun wie ein vertrockneter Cream Cracker aus. Sie brauchen nicht weiter zu lektorieren, Jequitibá hat den Verlag gewechselt, sagte er traurig und müde. Er schaute mich an und wartete darauf, daß ich irgendwas sagte, aber ich hatte nichts zu sagen. Ich hörte mir die ganze Geschichte an. Am Abend zuvor war Jequitibá bei Laércio zu Hause aufgetaucht und hatte ihm ohne Umschweife verkündet, daß er einen Vertrag über neunhunderttausend Dollar bei Mondial unterschrieben hätte, wo er nun seine Trilogie … kann man lernen veröffentlichen würde.
Hatten Sie denn keinen Vertrag mit ihm? fragte ich. Eine Reihe von Vertragsklauseln hat er ich weiß nicht wie oft ändern lassen, Mirna war es leid, dieses verfluchte Papier ständig neu zu tippen. In Wirklichkeit stand Pedro aber bereits in Verhandlung mit Mondial und wollte Zeit gewinnen. Sie glauben gar nicht, was für Dinge ich am Freitag von Pedro zu hören bekommen habe. Ich brauche einen Verlag mit einem besseren Vertrieb, hat er gesagt. Er meinte, die Verkaufsstrukturen bei Universalis seien noch nie effizient gewesen, und er hätte dreimal so viele Bücher verkaufen können, wenn er sie bei Mondial veröffentlicht hätte. Finden Sie, daß wir einen schlechten Vertrieb haben?
Ja, das finde ich, sagte ich.
Na gut, aber ist das ein Grund dafür, den Verlag zu wechseln? Sie haben gesagt: neunhunderttausend Dollar.
Um neunhunderttausend Dollar geht es jetzt. Wissen Sie, wieviel er wert war, als ich ihn eingestellt habe? Nicht einen müden Heller. Ich habe Pedro Jequitibá aufgebaut. Er war ein Niemand. Ich habe ihm das Buch von Dale Carnegie Wie man Freunde gewinnt. Die Kunst, beliebt und einflußreich zu werden gezeigt und ihn gefragt, ob er in der Lage wäre, etwas in der Art zu machen. Zu Anfang hat Pedro seine Bücher praktisch abgeschrieben. Selbst die Trilogie, die Idee zu der Trilogie, ist nicht von ihm, sondern von einem anderen Amerikaner, ich habe den Namen vergessen, ich glaube, Herbert Richards oder so ähnlich. Das hat mir dieser Plagiator zwar nicht erzählt, aber ich habe es herausgefunden. Wir saßen bei ihm zu Hause und tranken Whisky, Pedro erhielt einen Anruf und ging ans Telefon, ich blieb alleine zurück, schaute mir die Bücherregale an, und plötzlich erregte ein Titel meine Aufmerksamkeit. Ich zog das Buch heraus und sah, daß alles darin stand, das gesamte Konzept für die Trilogie. Und nicht nur das Konzept. Er hatte ganze Sätze abgeschrieben. Seine Geschichte mit dem »Nein sagen leichtgemacht« hatte ich super gefunden. Das stammt gar nicht von ihm. Das ist von dem Amerikaner. Ich habe in dem Buch von dem Amerikaner auch ein Kapitel gefunden, in dem von Kränkungen die Rede war. Auch das hat Pedro abgekupfert. Pedro ist ein widerwärtiger Plagiator.
Laércio setzte sich entmutigt an seinen Schreibtisch.
Pleite gehen werde ich.
Ich kann solche Bücher für Sie schreiben.
Dieser Schuft, ich gebe zu, daß er abgeschrieben hat, aber er wußte, was die Masse will.
Das weiß ich auch.
Nein, davon verstehen Sie nichts.
Die Welt will betrogen sein, sagte ich.
Ich rede über diese Art von Schreibe, die bei so vielen Leuten so gut ankommt.
Wir reden über das gleiche. Die Leute wollen die »Wahrheiten« hören, die sie schon kennen. Und sie lieben Veränderungen, bei denen sie sich nicht von der Stelle rühren müssen. Ich weiß, wie man so was macht, Laércio.
Es wird nicht klappen.
Natürlich wird es das. Ein Buch über was denn?
Worüber möchten Sie? Sagen Sie’s, ich schreibe es Ihnen. Radtouren mit Ihrem Kind an strahlenden Sonntagen?
Pädagogisches verkauft sich nicht.
Wählen Sie sich Ihren Engel?
Engel gibt es schon in rauhen Mengen. Das geht nicht. Wie mache ich mir keine Feinde?
Unser Konzept ist ein anderes. Feinde interessieren nicht. Wenn Sie sich Freunde machen, haben Sie keine Feinde. Das beste wäre Wie man Freunde gewinnt. Die Kunst, beliebt und einflußreich zu werden. Der alte Dale ist unübertroffen. Ist doch wahr.
Ich finde, Der Manager im Hier und Jetzt ist ebensogut wie Dale.
Aber José Guber ist kein guter Name.
Wir können uns einen Ami-Namen ausdenken.
Nur wenn wir ein Ph.D. hinter den Namen setzen würden.
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