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Wer lügt, gewinnt

Wer lügt, gewinnt

Titel: Wer lügt, gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrícia Melo
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Bruders für den Umschlag zu verwenden, mich anfänglich etwas in Sorge versetzt hat, aber das Ergebnis hat mich überzeugt. Ich glaube, daß es den Verkauf unterstützen wird. Rufen Sie mich an, um mir zu sagen, ob es Ihnen gefällt.
     
    Gruß,
Laércio
     
    PS: Dieser miese Pedro Jequitibá hat in einem Interview behauptet, er habe Carnegie nie gelesen. Wissen Sie, was ich gemacht habe? Ich habe bei der Zeitung angerufen und ihnen gesagt, sie sollen Kapitel 2 des Buches Glücklichsein kann man lernen mit Kapitel 6 aus Wie man Freunde gewinnt Die Kunst, beliebt und einflußreich zu werden vergleichen. Jequitibá erwähnt darin den Spruch, den er sich an die Tür seines Büros gehängt hat, du bist wichtig, das hat er von Carnegie abgekupfert, dieser Plagiator. Außerdem hat Jequitibá ipsis litteris den Satz »Fast alle Menschen halten sich für wichtig. Für sehr wichtig.« abgeschrieben. Im selben Kapitel spricht Jequitibá von einer Studie der New York Telephone Company, die belegt, daß das in Telefongesprächen am häufigsten verwendete Wort das Pronomen ich ist. Das steht in Carnegies Buch. Sie haben das auf intelligente Weise in Ihren revelatorischen Übungen verwendet. Aber Jequitibá läßt sich über dieses Thema aus, indem er wie ein Idiot abschreibt. Und der miese Hund hat schon siebenhunderttausend Exemplare verkauft.
     
    Dreiundzwanzig Uhr. Vorsichtshalber ging ich zu Fuß um den Block. In Wohnvierteln wie diesem, mit dunklen Gäßchen, war nach acht keiner mehr unterwegs, höchstens noch mit dem Auto. Fernsehgeräusche, Filme, Werbung, Nachrichten, alle hockten vor der Glotze. Die Tankstelle hatte geöffnet, aber von dort aus, so stellte ich fest, war es unmöglich, Fúlvias Haus vernünftig im Blick zu haben.
    Ich ging zurück. Sprang über die Mauer und verstauchte mir beim Aufprall das Fußgelenk. Der Zwergpudel kam kläffend angerannt, Ralf, so hieß er. Komm her, Ralf, sagte ich. Zwei Minuten später hatte ich ihm das Genick gebrochen. Ich lief durch den Garten, am Haus entlang, hinkend wegen meines Fußes, im Wohnzimmer brannte Licht.
    Neben der Küchentür ging ich in die Hocke. Wasserplätschern, es wurde Geschirr gespült. Ich drehte am Türknauf, stieß die Tür auf und ging hinein. Als das Hausmädchen die Waffe und die schwarze Maske sah, die mein Gesicht verbarg, wich sie mit weit aufgerissenen Augen zurück. Sie stieß gegen den Tisch, fiel rücklings zu Boden, gab keinen Pieps von sich. Sie sah nur meinen Revolver. Ich holte aus meiner Jackentasche eine Rolle Isolierband und klebte ihr den Mund zu. Wenn den Menschen die Todesangst packt, verwandelt er sich in ein widerliches Etwas, noch abstoßender war diese unterwürfige, winselnde Frau, sie tat mir richtig leid, es fehlte nur noch, daß sie sich auf die Schuhe gepinkelt hätte, die Ärmste. Ich brachte sie in die Vorratskammer, verfrachtete sie auf einen Stuhl. Es ist alles in Ordnung, sagte ich, es wird gar nichts Schlimmes passieren. Ich fesselte ihr die Hände auf dem Rücken, fesselte ihr die Füße, schloß sie ein.
    Auf dem Rückweg zertrennte ich die Telefonschnur. Ich ging durch den Flur, vorbei am Bad, Ronald und Fúlvia saßen auf dem Sofa und sahen fern, als ich mit der Waffe im Anschlag eintrat.
    Um Gottes willen, ein Einbrecher, rief Fúlvia. Das hatten wir nicht verabredet, ich fand es witzig. Es klang so unecht, wie sie es sagte, ich verstehe nicht, warum Ronald nicht kapierte. Ich ging näher heran, befahl Ronald aufzustehen. Er bat mich, ruhig zu bleiben, sagte, daß er kooperativ sein würde, daß er mir Dollars geben würde, Schmuck, die Autos und was sonst ich immer mitnehmen wolle, aber daß ich seiner jungen Frau, die sich in anderen Umständen befände, nichts antun, daß ich sie in Ruhe lassen solle. Ihr wird nichts passieren, sagte ich, und in diesem Moment bemerkte ich, daß Ronald mir in die Augen schaute, richtig tief schaute er mir in die Augen, ich befürchtete, daß er meine Stimme erkannt hatte, ein beschissenes Gefühl überkam mich, so als ob ich gleich die Kontrolle über die Situation verlieren würde.
    Ich dachte, er würde irgendwas sagen, aber Ronald rannte Hals über Kopf hinaus, in Richtung Garten. Ich lief hinter ihm her, den Revolver in der Hand, stolperte über die Schwelle der Glastür, die in den Garten führte. Fúlvia rannte an mir vorbei, komm schon, sagte sie, los, los, los, ich brauchte eine Weile, um mich hochzurappeln. Ich fand Fúlvia auf der Terrasse, er liegt unter dem Auto,

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