Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer lügt, gewinnt

Wer lügt, gewinnt

Titel: Wer lügt, gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrícia Melo
Vom Netzwerk:
die Schuld an seinem Ungemach gab und der, diese Worte stammen von ihm, »im Herzen nichts als Haß und Verzweiflung« beherbergte. Er spielte mit dem Gedanken, seinem elenden Leben ein Ende zu setzen, nicht ohne vorher seinen zwei Jahre alten Sohn zu töten, um »ihm zu ersparen, in dieser Welt voller Ungerechtigkeiten leben zu müssen«. So seine Worte. Eines Tages ging er, nachdem er zeitig sein Büro verlassen hatte, griesgrämig die Straße entlang, darüber nachgrübelnd, daß er sich an diesem Abend das Leben nehmen würde, als er im Schaufenster einer Buchhandlung Lernen Sie sich selber lieben liegen sah. Ohne zu wissen warum, ging er hinein und kaufte das Buch. Und ebenfalls ohne zu wissen warum, fing er gleich, als er nach Hause kam, an, es zu lesen. Er las ohne Pause. Bis zum Schluß. Als er fertig war, beschloß er, ohne zu wissen warum, die »Regeln des Buches«, die Worte sind von ihm, zu befolgen, und innerhalb kurzer Zeit veränderte sich sein Leben, die Beziehung zu seiner Frau, seinen Familienangehörigen und seinen Arbeitskollegen wurde besser, er wurde befördert, er ist ein glücklicher, erfüllter Mann, und zwar deshalb, weil er gelernt hat, die Worte stammen von ihm, »daß das wichtigste ist, daß der Mensch sich selber liebt«.
    Und das interessanteste ist, daß ich, während dieser Mann redete, dachte, genauso ist es, genau das passiert gerade mit mir. Mein symbiotisches Vokabular verlieh mir Kraft für alles. Meine neue Einstellung, die Klarheit meines Denkens, meine Stimmung, die passenden Worte, meine Art zu sprechen, ich war dabei, mich zu verändern, und das hatte mit meiner neuen verbalen Haltung zu tun. Ich hatte mich verändert. Zum Beispiel hörte ich auf, die Exzesse meiner Mutter hinzunehmen. Ich riß ihr das Megaphon aus den Händen und warf es weg. Sie raufte sich die Haare, aber ich ließ mich davon nicht unter Druck setzen, so wie es normalerweise passiert wäre. Und als sie anfing, vom Fenster aus zu schreien und die Nachbarn mir eine Unterschriftensammlung präsentierten, zögerte ich nicht und brachte meine Mutter in einem Pflegeheim unter. Anfangs redete sie kaum mit mir, sie wandte das Gesicht ab, wenn ich sie besuchen kam, das hätte mich früher fertiggemacht. Aber ich sagte mir selbst immer wieder, ich bin so. Ich denke so. Ich will es um meinetwillen so. Ich plante die Einzelheiten für den Mord an Ronald, und ich spürte, daß ich nicht aufgeben würde, ich marschierte vorwärts. Ich komme voran, wiederholte ich. Das war der Beweis für die Macht des richtigen Wortes. Bücher sollten nicht nur zum Vergnügen geschrieben werden, so wie ich es früher getan hatte, sondern um zu lehren, aufzubauen und zu retten.
    Abgesehen von den praktischen Vorbereitungen stimmten Fúlvia und ich uns gefühlsmäßig ein, indem wir uns meine subliminalen Übungen zunutze machten, die, wie ich bemerkt hatte, die tiefsten Schichten des Bewußtseins stimulierten.
    Fúlvia war bei diesen Experimenten unschlagbar. Sie war die erste, die meine Übungen ausprobierte.

26
    Subliminale Übungen
     
    Vom Kreis: Zeichnen Sie auf ein Blatt Papier einen großen Kreis. Kleben Sie es mit Klebstreifen an die Wand. Schließen Sie die Augen und versuchen Sie, mit dem Zeigefinger die Mitte des Kreises zu treffen.
    Von der Zahl eins: Eins ist eine magische Zahl. Sie ist der Anfang von allem, die erste Stufe auf Ihrer Erfolgsleiter. Sie sollten das Wort eins häufig verwenden. Atmen Sie ein. Beim Ausatmen sagen Sie einnnnnnns, indem Sie die Stirnhöhlen mit dem Ton dergestalt füllen, daß Ihre Wangen vibrieren. Wiederholen Sie diese Übung fünfmal.
     
    Revelatorische Übungen
     
    Ich: Ich ist das Wort, das die Menschen am häufigsten benutzen. Jedesmal, wenn jemand irgend etwas sagt, taucht das Wort ich auf. Spüren Sie dieses Ich, das Sie aussprechen. Begeben Sie sich vor den Spiegel, schauen Sie in Ihr Gesicht und sagen Sie ich, ichhhhhhhh, und denken Sie dabei an das Ich, das Sie sind. Und dann, wenn dieses Ich erscheint, in welcher Situation auch immer, denken Sie daran, was es inmitten Ihrer Worte tut.
     
    Zurück zu den Tatsachen. Auf einen Vorschlag von Fúlvia Melissa hin rief Ronald mich eines Donnerstag nachmittags erneut an, seine Stimme klang munter, er erzählte mir, daß er seine mechanische Beinprothese eingeweiht hätte, und lud mich ein, einen Whisky mit ihm zu trinken.
    Ich kam zehn Minuten zu früh. Die Außensprechanlage war defekt, was das Hausmädchen dazu zwang, persönlich das

Weitere Kostenlose Bücher