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Wer lügt, gewinnt

Wer lügt, gewinnt

Titel: Wer lügt, gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrícia Melo
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davon?
     
    Auf der Innenseite des Umschlags als weiterer Text: João Aroeira, 35 Jahre alt, ist Begründer einer Lehrmethode für Techniken zur Verhaltensänderung auf der Grundlage der symbiotischen Linguistik.
     
    Die Schotterpiste war schmal und voller Unebenheiten. Weit und breit keine Menschenseele. Weiter geradeaus befand sich eine Erdölbohrung, die nicht mehr in Betrieb war. Ich hielt in der Nähe der Plattform, wir stiegen aus dem Auto aus, es wehte ein kräftiger Wind, sie ordnete ihr Haar vor dem Seitenspiegel meines Chevrolets. Ich ging zur Bohrstelle, ich wollte mir das Pumpwerk anschauen. Es war voller Unrat und schien schon seit langer Zeit außer Betrieb zu sein. Ich ging zurück in Richtung Chevrolet. Sie stand da, gib mir die Waffe, sagte sie. Ich drückte ihr die Waffe in die Hand, hob eine Dose vom Boden auf. Ich werde die Dose dort aufstellen, sagte ich und deutete auf ein Autowrack. Schieß nicht, bevor ich dir OK gebe, hast du verstanden? Sie spuckte ihr Kaugummi aus. Alles klar, man muß nur auf den Abzug drücken? Ich ging rüber, plazierte die Dose auf dem Verdeck des Autos. Als ich wieder zurückkam, zielte sie mit dem Revolver auf meine Brust. Bleib stehen, du Hurensohn. Ich hörte einen dumpfen Knall, ich dachte gar nicht daran, stehenzubleiben. Sie feuerte noch zwei weitere Schüsse ab.
    Ich wurde wach und machte meinen Kopf frei von James Cain. Nein, nicht James Cain. Chandler, Der große Schlaf. In letzter Zeit träumte ich nur noch von den Verbrechen, die ich studiert hatte, eine Tortur.
    Wenn jemand eine Drecksarbeit zu erledigen hat, kann ich ihm nur den Rat geben, sich einen Plan zurechtzulegen und ihn ohne lange zu fackeln in die Tat umzusetzen. Andernfalls ist der Plan etwas, das einem immer noch bevorsteht und Nacht für Nacht Albträume verursacht, die Sicht, das Denken unterminiert, Sümpfe bildet, und was man für gut befunden hat, ist plötzlich gar nicht mehr so gut, Zweifel tauchen auf, man wird unsicher, denkt, daß man geschnappt werden wird, ich war das alles leid. Ich rief Fúlvia im Institut an und teilte ihr mit, daß es in der kommenden Nacht passieren würde. Die Grundeigenschaft unseres Planes war seine Einfachheit. Wir würden das tun, was jeder tun würde. Der Vorschlag kam von mir selbst, und es war mein symbiotisches Vokabular, das mich auf die Idee dazu brachte. Zu jener Zeit betrieben wir unsere literarischen Studien, ich sagte, wir sind auf der Suche nach irgend etwas Originellem, ich sagte, aber was wir tatsächlich brauchen, ist das gute alte Händehoch-Schema, danach wird in Brasilien doch gemordet. Ich suchte mir ein paar alte Zeitungsausschnitte zusammen und zeigte Fúlvia die Zahlen, vorbei die Zeiten, als die Haupttodesursache in São Paulo der Herzanfall war, sagte ich. Die Anzahl von Leuten, die bei Überfällen ums Leben kommen, ist weitaus größer als die derer, die durch einen Herzinfarkt sterben. Man braucht sich nur die Statistiken anzuschauen. Es wird ganz einfach gehen, sagte ich, du läßt die Küchentür auf, ich komme rein und erledige die Geschichte in zwei Minuten. Du hast selbst erklärt, sagte Fúlvia, daß der erste Gedanke, der einer Frau, die ihren Mann umbringen will, in den Kopf kommt, der ist, einen Überfall vorzutäuschen. Das Problem, antwortete ich, das Problem ist, daß sie falsch an die Sache herangehen, sie erzählen ihren Freundinnen, daß sie einen Liebhaber haben, sie schicken die Kinder am Tag des Verbrechens zur Oma, sie legen den Hund, der immer frei herumläuft, an die Leine, sie geben dem Hausmädchen frei. Der Fehler bei einem Verbrechen dieser Art ist, zu versuchen, sich die Arbeit zu erleichtern, wir werden uns gar nichts leichter machen, sagte ich. Die Tür muß verriegelt sein, die Köchin muß am Kochtopf stehen, der Hund im Garten herumlaufen. Bei verriegelter Tür? fragte Fúlvia, hast du nicht gerade gesagt, daß ich den Riegel von der Küchentür auflassen soll? Ja, sagte ich, ich meine das ja nur theoretisch. Die Polizei soll denken, daß die Tür verriegelt gewesen ist, aber in Wahrheit wirst du sie für mich auflassen. Ach so, dann ist es ja gut, antwortete Fúlvia, ich dachte schon, du wolltest den Plan ändern. Alles soll seinen ganz normalen Gang gehen, sagte ich, das will ich damit sagen.

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    Guber,
wie verabredet hinterlege ich für Sie beim Portier Ihres Hauses ein Exemplar Ihres Buches, das ich gerade frisch aus der Druckerei geholt habe. Ich muß gestehen, daß der Gedanke, das Foto Ihres

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