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Wer lügt, gewinnt

Wer lügt, gewinnt

Titel: Wer lügt, gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrícia Melo
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Tor aufzumachen, das war sehr gut, ich schrieb in mein Heft, Sprechanlage nicht reparieren.
    Meiner Bitte folgend, ließ Fúlvia sich einige Minuten Zeit, um mit Ronald herunterzukommen. Ich schlenderte im Haus herum, schaute mir die Plazierung der Telefonapparate im Wohnzimmer an, den Garten, den Zuweg zur Wohnzimmertür, den Weg, der zu der Hintertür führte, ich spielte den Eindringling und ging in die Küche, um um ein Glas Wasser zu bitten, wobei ich vorgab, ich müsse ein Medikament einnehmen, ich bemerkte die Vorratskammer, so wie Fúlvia sie beschrieben hatte, die Hintertür, die rückwärtige Mauer, die die Abgrenzung zum Nachbargrundstück bildete. Auf dem Rückweg ins Wohnzimmer zeichnete ich eine Skizze auf ein Blatt Papier.
    Ronald kam als erster herunter. In der Tat, sein mechanisches Bein war ein voller Erfolg. Es fiel kaum auf. Er zog sogar den Schuh aus, damit ich es sehen konnte, selbst das Material war unglaublich, Lederimitat, mit Zehen, sehr beeindruckend.
    Doch wirklich beeindruckt war ich von Ronald. Ein korrekter, liebenswürdiger, gut angezogener Mann, der Typ Mensch, den man anschaut und von dem man sagt, sieh mal, was für ein prima Kerl. Fúlvia hatte mir seine Geschichte erzählt, angefangen mit der Zeit, als er noch ein unbedeutender kleiner Kaufmann war, Inhaber eines Ladens für Baumaterial, einem kleinen, mit Seilen, Werkzeugen, Zement- und Kalksäcken vollgestopften Verschlag. Ronald hatte Fúlvia als Verkäuferin eingestellt, und drei Monate später waren sie verheiratet. Zunächst lebten sie in Frieden. Fúlvia bestand die Aufnahmeprüfung für die Universität, absolvierte ihr Biologiestudium, Ronald eröffnete noch einen Laden und noch einen, die Geschäfte liefen gut, aber er hatte bereits damit angefangen, sie als dumme Ziege und blöde Kuh zu beschimpfen. Als Fúlvia dann zu arbeiten begann, ging Ronald dazu über, sie zu verprügeln. Es gibt Männer, sagte Fúlvia, die nur Lust empfinden, wenn sie ihre Frauen verdreschen.
    Nachdem wir uns kennengelernt hatten, wurde alles nur noch schlimmer.
    Fúlvia erzählte mir, als sie die Trennung verlangt habe, sei Ronalds Antwort gewesen, ihr den Arm zu brechen. Ich schaute mir Ronald an und versuchte, jenen aufs Geld versessenen, gewalttätigen, aggressiven Mann in ihm zu sehen, der herumprügelte, einen Mann, der seine Frau an einem strahlenden Sonntag im Schlafzimmer einschließt, nur um sie zu quälen, doch der Mann, der mir gegenübersaß, war ein Ehemann wie aus der Margarinewerbung.
    Ronald machte einen Whisky für mich zurecht und einen weiteren für sich selbst, und dann, als Fúlvia, die schön war wie immer, sich zu uns gesellte, tranken wir noch einen und noch einen weiteren. Zum Abendessen leerten wir außerdem zwei Flaschen Wein.
    Ich achtete ständig auf alles und registrierte die Einzelheiten. Als ich schon im Begriff war, mich zu verabschieden, bat Ronald mich zu warten, er wolle mir und Fúlvia noch etwas zeigen. Er ging zum Musikschrank, legte eine CD ein, schaut nur, sagte er.
    Ronald fing an zu steppen. Er bewegte sich auf seinen ungelenken Beinen mehrmals quer durch den ganzen Raum, fast wäre ich zu ihm gestürzt, weil ich dachte, er würde fallen. Am Ende bedankte er sich mit klassischer Geste, indem er den Kopf neigte und seine Arme ausbreitete. Er fragte, ob es uns gefallen hätte. Ich bejahte, Fúlvia gab keine Antwort.
    Auf dem Nachhauseweg verspürte ich Lust, alles hinzuschmeißen. Wären mir am darauffolgenden Tag nicht die Spuren der Hiebe und Schläge und Fußtritte auf Fúlvia Melissas Körper ins Auge gesprungen, ich hätte aller Wahrscheinlichkeit nach aufgegeben.

27
    Idee für die Umschlaggestaltung
     
    Sie streben nach Erfolg? Nach Geld? Sie wollen Ihr Leben ändern? Dann Reichen Sie sich selbst die Hand.
     
    (Laércio, dies ist der Text, der in etwas kleinerer Schrift vorne auf dem Umschlag erscheinen soll.) Darunter steht in Rot der Titel Reichen Sie sich selbst die Hand. Der Umschlag als solcher ist blau, darauf ist die Innenfläche einer geöffneten Hand abgebildet, als Symbol für Geben und Nehmen. Mein Pseudonym ist in Rot gehalten. João Aroeira. Sich selbst helfen lernen.
    Ein ansprechendes Foto von einem kräftigen Mann, der das Kinn auf die Hand gestützt hat und lächelt, folgt auf der Rückseite. Mir ist die Idee gekommen, das Foto von Moisés, meinem Bruder, zu verwenden, das ich Ihnen mitschicke. Zu Lebzeiten hatte Moisés unheimlichen Erfolg bei Frauen. Was halten Sie

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