Wer Mit Schuld Beladen Ist
ein.
»Hi! Ben Beagle am Apparat!« Der Reporter klang so munter, als wäre er schon seit fünf Stunden wach, vier Meilen gerannt und hätte die erste Story des Tages bereits geschrieben.
»Hi. Hier ist Clare Fergusson.«
»Ah! Was kann ich für Sie tun, Reverend?« Er klang einfach nur erfreut, von ihr zu hören. Sie sollte wirklich die Zeitung von heute lesen.
Vielleicht war es gar nicht so schlimm, wie sie dachte.
Dann fuhr er fort: »Ich muss Sie warnen. Der Post-Star druckt Gegendarstellungen nur, wenn der Antragsteller eindeutige und überzeugende Beweise hat, dass unsere Informationen falsch waren.«
Vielleicht war es auch schlimmer.
»Eigentlich rufe ich Sie nicht wegen dieser Van-Alstyne-, äh, Geschichte an. Ich habe eine Frage zu dem Artikel, von dem Sie mir gestern Morgen erzählt haben.« War das wirklich erst gestern gewesen? Ihr kam es vor, als wäre seitdem ein Jahr vergangen.
»Schießen Sie los.«
»Der Mann, dessen Schwein getötet wurde – was ist eigentlich genau mit dem Schwein passiert?«
»Es wurde geschlachtet. Die Kehle war aufgeschlitzt, der Bauch von oben bis unten, und an den Hinterläufen wurde ein bisschen herumgehackt.«
»Haben Sie es gesehen? Hat er es der Polizei gemeldet?«
»Ja, er hat Anzeige erstattet. Ich habe das Schwein nicht in situ gesehen, aber er hatte Fotos gemacht, um sie der Polizei zu zeigen. Es war ein ausgewachsenes Schwein, seiner Aussage nach drei-, vierhundert Dollar wert.«
»Können Sie mir den Namen des Farmers sagen?«
»Er ist kein richtiger Farmer. Er ist Pädiater unten in Clifton Park. Er besitzt ein großes altes Anwesen, hält Hühner und jedes Jahr ein paar Schweine.« Im Hintergrund konnte sie Papier rascheln hören. »Er heißt Irving Underkirk. Warum interessiert Sie das?«
»In der letzten Woche wurde das Lamm eines meiner Gemeindemitglieder getötet. Das Ganze klang sehr ähnlich wie Ihr Fall.«
»Sie glauben, dort draußen läuft ein Hobby-Schlachter herum?«
Clare gab ein nichtssagendes Geräusch von sich. »Haben Sie eine Nummer, unter der ich ihn erreichen kann?«
»Zwei, die Privatnummer und die der Praxis.« Beagle rasselte die Nummern herunter. Clare kritzelte sie auf den Rand des Telefonbuchs.
»Danke, Mr. Beagle, ich weiß es zu schätzen«, sagte Clare. »Tschüss.«
»Warten …«, hörte sie noch, dann lag der Hörer wieder auf der Gabel.
Umgehend wählte sie die Praxisnummer des Kinderarztes.
»Clare«, sagte Elizabeth, »helfen Sie mir. Ich begreife nicht ganz, was das Aufspüren toter Tiere mit Ihren Pflichten als Seelsorgerin zu tun hat.«
»Sie nimmt Tierschutz und Schneepflügen gleichzeitig in Angriff«, sagte Lois. »Ich finde das außerordentlich effizient, Sie nicht?«
Elizabeth rückte von der Sekretärin ab.
»Kinderärztlicher Dienst Clifton Park«, ertönte eine Stimme an Clares Ohr.
»Ich möchte bitte Dr. Underkirk sprechen.«
»Ist es ein Notfall?«
»Nein, es, äh …« Clare hatte vergessen, dass es praktisch unmöglich war, den Hörer zu nehmen und mit einem Arzt zu sprechen. »Es ist kein Notfall.«
»Nun, dann fürchte ich …«
»Können Sie mich zu seiner Arzthelferin durchstellen?«
»Wir haben eine Ambulanzschwester, die könnte ich Ihnen geben.«
»Es handelt sich nicht um eine medizinische Angelegenheit.« Clare atmete ein. Es brachte gar nichts, der unglücklichen Empfangsdame den Kopf abzureißen. »Ich untersuche eine Reihe von Tiertötungen. Ich habe gehört, dass der Doktor ein Schwein …«
»Mein Gott, ja, wir alle haben von dem Schwein gehört.«
»Ich muss ihm eine Frage zu dieser« – Tierquälerei? Barbarei? – »diesem Vorfall stellen«, sagte Clare. »Wenn Sie mich zu seiner Arzthelferin durchstellen würden, könnte sie die Frage an ihn weiterleiten.«
»Nun, das ist doch was ganz anderes, nicht? In diesem Fall möchte er bestimmt persönlich mit Ihnen sprechen. Bleiben Sie dran, es wird eine Weile dauern.«
Erneut Musikberieselung. Clare legte ihre Hand auf die Sprechmuschel und sagte: »Lois, würden Sie die andere Leitung benutzen und Harlene Lendrum im Revier anrufen? Fragen Sie nach, ob noch weitere Fälle von abgeschlachteten Tieren gemeldet worden sind. Lassen Sie sich Namen und Telefonnummern geben, so weit vorhanden.«
»Das scheint mir keine Angelegenheit der Kirche zu sein«, bemerkte Elizabeth.
»Angelegenheit? Die ganze Menschheit ist unsere Angelegenheit«, zitierte Lois, schnappte sich ihren Notizblock und erhob sich von ihrem Stuhl
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