Wer Mit Schuld Beladen Ist
hinterlassen. Er fährt heute überall im North Country herum, um mit Lindas Kunden zu reden. Wenn er sich noch nicht auf den Heimweg gemacht hat, müsste er eigentlich noch im Algonquin sein. Ups.« Harlene kehrte zu ihrer normalen Lautstärke zurück. »Bitte warten Sie einen Moment.« Ein Klicken.
»Reverend Fergusson?« Die Frau am anderen Ende der Leitung klang nicht eben glücklich.
»Hallo, Investigator Jensen. Was kann ich für Sie tun?«
»Sie können aufhören, Polizei-Interna in der Presse breitzutreten.«
Jensen musste endlich den Post-Star gelesen haben, was mehr war, als Clare zu tun beabsichtigte. »Ich habe nicht mit der Zeitung gesprochen. Was immer der Reporter weiß, hat er beim Herumhängen im Revier aufgeschnappt.«
»Ich spreche von Quinn Tracey«, blaffte Jensen.
»Was?«
»Officer Flynn ist zu ihm nach Hause gefahren, um ihn zu befragen. Die Mutter sagt, ein Reporter hätte angerufen und gebeten, mit dem Jungen sprechen zu dürfen. Nach dem Gespräch hat sich der Bursche verdünnisiert.«
»Er ist weg?«
»Wissen Sie oder vermuten Sie etwas? Rufen Sie uns an, und dann vertrauen Sie uns, dass wir die Sache verfolgen. Aber erzählen Sie nicht alles brühwarm dem Post-Star. «
»Das habe ich nicht getan!«
»Es war derselbe Reporter, der auch den Fall Keane recherchiert, Reverend. Wollen Sie mir weismachen, das wäre ein Zufall?«
»Es – nun, das nicht gerade, aber ich habe nicht …«
»Hören Sie, ich habe keine Zeit. Ich muss nach Loudonville. Wenn wir den Jungen der Traceys nicht auftreiben, mache ich Sie persönlich dafür verantwortlich. Schönen Tag noch.«
Und Clare saß da, den Hörer in der Hand, den Mund geöffnet, um eine weitere Frage zu stellen. Was wollen Sie von Quinn Tracey? Jensen schien reichlich Säure zu verspritzen, wenn man bedachte, dass sie Clares Erkenntnisse als aus dem Ruder gelaufene Streiche abgetan hatte. Es sei denn, Jensen hatte entschieden, dass diese Reihe von Tiertötungen doch auf etwas hindeutete. Etwas wie …
Audrey Keane.
Wo würde Quinn sich verstecken? Noch ehe sie die Frage gedacht hatte, kannte sie die Antwort. Sie griff nach dem Telefonbuch und blätterte durch die Seiten, bis sie den Eintrag fand: MACENTYRE, CRAIG UND VICKI.
Sie wählte die Nummer. Es klingelte und klingelte und klingelte, und als der Anrufbeantworter ansprang, hätte sie am liebsten gebrüllt. Stattdessen sagte sie: »Aaron? Hier spricht Clare Fergusson. Wir haben uns neulich über deinen Freund Quinn unterhalten. Würdest du …«
»Hallo«, sagte Aaron.
»Oh.« Clare kam sich blöd vor. »Du bist zu Hause.«
»Meine Leute sind nicht da. Wenn ich allein bin, soll ich immer erst warten, wer dran ist, ehe ich mich melde.« Seine Stimme klang verändert. Tonlos.
»Äh …« Sie wollte ihn nicht mit etwas erschrecken, das wie aus dem letzten Horrorstreifen für Teenager klang. Verlass sofort das Haus! »Wann kommen deine Eltern nach Hause?«
»Ich weiß nicht, sie sind mit meiner Schwester zum Einkaufen nach Albany gefahren. Ich kann für mich selbst sorgen, falls sie wegen des Wetters dort bleiben müssen.«
Aaron klang weit entfernt.
»Geht es dir gut?«, fragte Clare.
»Ja, klar.«
»Ist dein Freund Quinn bei dir?«
»Quinn?«
Sie seufzte. »Aaron, die Polizei will unbedingt mit ihm reden. Falls er bei dir ist oder noch auftaucht, musst du dort anrufen und ihnen sofort Bescheid sagen.«
»Die Polizei anrufen und Bescheid sagen. Okay.«
Sie war jenseits des Ärgers und begann sich zu sorgen. »Ist er gerade bei dir?«
»Nein.«
»Würdest du mir sagen, wenn er bei dir wäre?«
»Ja.«
Ihr fiel nichts mehr ein. Sie konnte ja nicht durch die Leitung kriechen, um den Jungen in Sicherheit zu bringen. »Das ist kein Spiel. Ruf die Polizei, falls er irgendwie Kontakt zu dir aufnimmt.«
»Mach ich. Auf Wiedersehen, Reverend Fergusson.«
Sie legte auf, betrachtete durch das Fenster das Schneetreiben. Und jetzt?
Sie nahm den Hörer und wählte wieder einmal die Nummer des Reviers.
»Polizeirevier Millers Kill.«
»Harlene, Clare hier. Tut mir leid, Sie zu stören, aber ich habe eine Idee, wo Quinn Tracey sein könnte.«
»Ist das offiziell? Okay, bleiben Sie dran, ich zeichne den Anruf auf. Schießen Sie los.«
Clare beschrieb die Freundschaft des Jungen mit Aaron MacEntyre und das Telefongespräch, das sie soeben geführt hatte.
»Und Sie glauben, dass der Junge der Traceys dort sein könnte, weil Aaron am Telefon eigenartig geklungen
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