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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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setze ich eine Anzeige in die Zeitung!« Sie wand sich, doch er hielt sie fest, grub seine Finger in ihre Schultern, tat ihr weh, wie sie ihm weh getan hatte.
    »Wie, zum Teufel, bist du überhaupt dorthin gekommen? Dein Pass liegt zu Hause! Dein Make-up und alles andere sind zu Hause!«
    »Man braucht keinen Pass. St. Croix gehört zum Gebiet der Vereinigten Staaten. Und wenn du immer noch nicht weißt, dass ich ein Reisenecessaire besitze …« Sie stieß einen Seufzer aus: Du bist hoffnungslos. »Lass mich bitte los.«
    Er gab sie frei, presste die zu Fäusten geballten Hände gegen die Oberschenkel. Debbie auf der anderen Seite ließ Linda ebenfalls los und begann, in ihren Taschen nach einem Taschentuch zu suchen.
    Linda sah quer durch die Lobby. »John hat mich nach New York mitgenommen und mir dann seinen Privatjet zur Verfügung gestellt.«
    Opperman machte eine abwehrende Geste. »Nicht meinen. Die Gesellschaft hat ihn geleast.«
    »Verdammt großzügig«, meinte Russ. »Kosten die Dinger nicht ungefähr tausend Dollar die Stunde? Was haben Sie im Gegenzug erhalten? Eine Vorhangberatung gratis?« Er wusste, dass er sich wie ein Arschloch aufführte, aber er konnte nicht anders. Linda sog hörbar die Luft ein.
    Opperman betrachtete ihn gelassen. »Angesichts Lindas Begabung wäre es das sicher wert gewesen. Aber zufällig haben wir mehrere potentielle Investoren zum BWI-Resort auf St. Thomas geflogen, daher war es überhaupt kein Problem, Ihre Frau unterwegs abzusetzen.«
    »Darum habe ich es gemacht«, erklärte Linda. »Ich hatte mich mit ihm darüber unterhalten, wie dringend ich mal rausmusste, und John erwähnte den Investorenausflug. Die Freundin eines der Männer, die für ihn arbeiten, jobbt als Haustiersitterin …« Ihr stockte der Atem, sie schlug die Hand vor den Mund. »Es ging alles so schnell.«
    Debbies Suche nach einem Taschentuch war Barbara LeBlanc aufgefallen. Die Geschäftsführerein holte eine Schachtel Kleenex von der Rezeption und reichte sie der tränenüberströmten Frau. Debbie putzte sich die Nase. »Ich kann ja verstehen, warum du ihm nichts davon erzählt hast« – ein Rucken des Kopfes in Richtung Russ –, »aber warum hast du mir nichts gesagt?«
    Linda senkte den Blick auf ihre Stiefelspitzen. Durch die blonden Locken sah Russ, wie ihr Gesicht sich rötete. »Ich wusste, dass du würdest mitfliegen wollen, wenn ich dir davon erzähle. Und ich wollte unbedingt allein sein.«
    »Darum habe ich ihr auch angeboten, in meinem Ferienhaus statt in einem Hotel zu wohnen«, bemerkte Opperman. »Völlige Ungestörtheit.«
    »Und keine Möglichkeit für Ferngespräche?«, schnauzte Russ.
    »Chief Van Alstyne« – Opperman trat auf ihn zu –, »ich bin nicht dafür verantwortlich, dass Linda keinen Kontakt zu Ihnen hielt. Vielleicht könnten das nächste Mal ja Sie mit Ihrer Frau in die Karibik fliegen.«
    Russ hätte am liebsten seine Faust in Oppermans glattem, reichem Gesicht versenkt. Dass er dafür keinen Anlass und keine Entschuldigung hatte, verstärkte den Drang nur noch. Stattdessen lief er mit großen Schritten zu der Stelle, an der Linda ihre Reisetasche hatte fallen lassen, und hob sie auf. »Gehen wir!«
    Linda blickte ihre Schwester an. Debbie unterbrach die Restaurierung ihres Gesichts. »Soll ich dich fahren? Ich habe einen Mietwagen.«
    »Wenn es dir nichts ausmacht, ich glaube, Russ und ich müssen uns dringend unter vier Augen unterhalten.« Linda warf ihm einen Blick zu, in dem sich Warnung und Enttäuschung zu gleichen Teilen mischten.
    »Okay. Ich fahre hinter euch her.«
    Linda trat mit ausgestreckten Händen auf Opperman zu. Er ergriff sie und lächelte sie an.
    »Ich danke dir«, sagte sie. »Für alles. Und ich entschuldige mich …« Ihr Blick streifte Russ.
    »Du musst dich nicht entschuldigen, meine Liebe. Sehen wir uns am Montag?«
    »Mit den Stoffmustern in der Hand.« Linda lächelte ihn strahlend an, dann hakte sie sich bei ihrer Schwester ein und ging zur Tür. Russ folgte ihnen wie ein unbeholfener Hotelpage.
    »Danke für Ihre Hilfe, Ms. LeBlanc«, sagte er über die Schulter.
    »Gern geschehen«, erwiderte sie. »Ich bin froh, dass alles, äh, glimpflich ausgegangen ist.«
    Russ blieb stehen. Der Windstoß, der ihn traf, als sich die Tür hinter Linda und Debbie schloss, wirbelte seine Haare durcheinander und trieb Schneeflocken in seinen Kragen. »Würden Sie mir einen Gefallen tun und beim Revier in Millers Kill anrufen? Geben Sie dort Bescheid,

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