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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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hat?«
    »Genau.«
    »Haben Sie vorher schon mal mit Aaron MacEntyre telefoniert?«
    »Nein.«
    Harlene schnaubte. »Macht nichts, ich vertraue Ihrem Instinkt. Ich schicke jemanden hin, sobald ich kann, aber ich muss Ihnen leider sagen, dass wir momentan knapp an Leuten sind.«
    Clare zögerte. Sie hatte alles getan, was sie vernünftigerweise tun konnte.
    Nein, hast du nicht.
    »Ich fahre selbst«, sagte sie.
    »Reverend, ich glaube nicht …«
    »Ich muss. Ich nehme mein Handy mit.« Sie rasselte die Nummer für die Disponentin herunter.
    »Sie wissen, dass das dem Chief absolut nicht gefallen wird.«
    Clare schwieg kurz, um sicherzugehen, dass keine Spur von Bitterkeit in ihrer Stimme mitschwang. »Ich glaube, der Chief hat wichtigere Dinge im Kopf als mich.«

45
    A ls er das letzte der dreihundert Zimmer des Algonquin betrat, hatte Russ für den Rest seines Lebens genug von seidenen Steppdecken, Mahagonischränken und fransenbesetzten Sesselchen. Er und Barbara LeBlanc hatten sich von der Präsidenten-und Flitterwochensuite durch die Executivesuiten, Juniorsuiten, Deluxezimmer, Superiorzimmer und Standardzimmer gearbeitet, ohne einen Hinweis darauf zu finden, dass seine Frau sich jemals in einem davon aufgehalten hatte.
    Er hatte einiges von John Oppermans gegenwärtiger Bleibe gesehen – die Präsidentensuite natürlich –, aber das Einzige, was sie über den Präsidenten des BWI verriet, war, dass er im Badezimmer stapelweise Wirtschaftsmagazine hortete und einen wirklich öden Musikgeschmack besaß – es sei denn, die CD der Ten Tenors und die Classical-Light-CD neben der eingebauten Stereoanlage gehörten zur Raumausstattung.
    Während sie die Treppe hinuntergingen – die Aufzüge blieben außer Betrieb, solange die Elektriker am System arbeiteten –, hörte er aus der Lobby das Brüllen einer Frauenstimme.
    »Hallo? Niemand hier? Russ?«
    Barbara LeBlanc warf ihm einen Blick zu. »Sie sorgen heute für Leben in der Bude.«
    Er nahm zwei Stufen auf einmal und landete mit stechenden Knien in der leinen-und planenverhüllten Lobby.
    Er erblickte eine Blondine in einer vertrauten roten Cabanjacke, und sein Herz begann zu rasen, doch im nächsten Moment erkannte er seine Schwägerin, die sich eine von Lindas Jacken geliehen haben musste.
    »Debbie?«
    Sie drehte sich um. Sie schien tatsächlich erleichtert, ihn zu sehen, was bedeutete, dass sie wirklich Angst gehabt haben musste, hier in dem leeren Hotel zu stranden, während draußen der Sturm tobte. »Was machst du hier?«, fragte er.
    »Ich bin gekommen, um bei der Suche nach meiner Schwester zu helfen.« Ihre trotzige Stimme zitterte. Die Fahrt durch die Berge war vermutlich schlimm gewesen.
    »Du kannst helfen, indem du dort bleibst, wo du bist. Das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist, dich aus irgendeiner Schneewehe ziehen zu müssen.«
    Ihre Augen wurden zu Schlitzen. »Ich habe mir schon gedacht, dass du das sagen würdest. Du kannst viel einfacher behaupten, du hättest Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um sie zu finden, wenn es dafür keine Zeugen gibt, nicht wahr?«
    »Ach, um Gottes willen«, begann er.
    »Hi.« Barbara glitt an seine Seite und streckte Debbie die Hand entgegen. »Ich bin Barbara LeBlanc, die Geschäftsführerin.«
    »Debbie Wolecski.« Sie umklammerte die Hand der Geschäftsführerin mit einem Griff, den kein Mann gewagt hätte. »Linda Van Alstynes Schwester.«
    »Aha.«
    »Hat er Ihnen gesagt, dass sie verschwunden ist?«
    Barbara lächelte schief. »Wir haben gerade das gesamte Hotel nach ihr abgesucht. Ich habe Teile dieses Gebäudes gesehen, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie existieren.«
    Debbie blickte von der Geschäftsführerin zu Russ. »Nichts? Keine Spur von ihr?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Auch nichts bei ihren anderen Kunden?«
    »Woher weißt du, dass ich ihre Kunden aufgesucht habe?«
    Debbie machte eine ungeduldige Geste. »Ich habe mit der Disponentin im Revier gesprochen. Sie hat mir ebenfalls geraten zu bleiben, wo ich bin.«
    Russ fuhr sich mit der Hand durch die Haare und spürte, wie sich die Muskeln in seinem Rücken vor Anspannung verknoteten. »Du solltest deinen Mietwagen hier stehen lassen und mit mir zurück in die Stadt fahren. Ich bringe dich morgen wieder her, wenn die Schneepflüge durch sind.« Er warf Barbara einen Blick zu. »Das geht doch sicher, oder?«
    »Natürlich. Unser Hausmeister räumt unsere Zufahrt und den Privatweg zur Sacandaga Road. Sie können Ihren Wagen

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