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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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worden ist.«
    Auf ihrem Monitor blitzte die Fahndung nach Dennis Shambaugh auf. Über dem Polizeifoto glühte POLIZEIREVIER MILLERS KILL.
    »Der Verdächtige wird gesucht wegen Angriffs auf einen Officer, Autodiebstahl, Befragung in einem Mordfall, Befragung in einem schweren Betrugsfall. Der Verdächtige ist vermutlich nicht bewaffnet, hat aber eine Vorstrafe wegen schwerer Körperverletzung. Die Einheiten Acht-zwei-null und Acht-eins-acht sind unterwegs. Seien Sie extrem vorsichtig.«
    Adrenalin schoss ihr durch die Adern. Sie gab Gas, der kraftvolle Motor heulte auf, die Scheibenwischer schlugen hart gegen den Schnee, der waagerecht auf die Scheibe prasselte. Sie passierte die Raststätte von Pattersonville. Sie überholte Auto, Truck und Geländewagen – was wollten all diese Menschen an einem Tag wie heute auf der Straße? Schließlich hing sie hinter einem Opa fest, der ihren Umriss im wirbelnden Schnee nicht erkannte und mit konstanten sechzig Stundenkilometern auf der Überholspur weiterfuhr. Sie schaltete das Blaulicht ein, und endlich bemerkte er sie und zog nach rechts.
    Sie schaltete das rot-weiße Licht wieder ab und beschleunigte. Sie schätzte, dass sie allmählich näher kam. Sie teilte ihre Aufmerksamkeit zwischen der Straße vor sich und den Fahrzeugen rechts, eine Aufgabe, die durch die schlechte Sicht erschwert wurde. Gott sei Dank hatte der Gauner keinen dieser Japaner geklaut, die wie fünfzig Prozent aller anderen Autos aussahen. So konnte sie sich auf die einzigartige Kastenform des Volvo konzentrieren.
    Geländewagen. Geländewagen. Lincoln. Toyota. Mazda. Toyota. Seifenkisten und Opaautos und Generika.
    Dann, direkt neben ihrem rechten Kotflügel, der Umriss eines Volvo-Kombi. Dunkel, obgleich sie nicht darauf gewettet hätte, dass er grün war. Sie schaltete das Funkgerät ein. »Zentrale, hier spricht Acht-eins-neun. Ich sehe eine mögliche Übereinstimmung. Ich kann die Nummer in dieser Brühe nicht erkennen.«
    »Acht-eins-neun, bleiben Sie dran. Einszwei-null ist fünfzehn Kilometer in westlicher Richtung hinter Ihnen.« Und er könnte sie überholen und weiterfahren, falls sie den falschen Typen herauswinkte.
    »Zentrale, ich bleibe dran.« Sie schaltete ihren Videorekorder und das Blaulicht ein.
    Im selben Moment schoss der Volvo nach vorn und verschwand mit hoher Geschwindigkeit im Schneetreiben, während O’Brien aufs Gaspedal trat.
    »Heilige Scheiße«, fluchte sie. »Er hat die Scheinwerfer ausgeschaltet.« Sie schaltete die Sirene ein, umklammerte das Lenkrad und raste hinter ihm her, während der Lärm auf ihren Verstand einhämmerte und das zu schnelle Schlagen ihres Herzens übertönte. Er konnte unmöglich entkommen. Das hier war der Thruway, keine Landstraße. Vor ihnen war keine Ausfahrt, abgesehen von der Mautstelle Amsterdam, an der sich die örtliche Polizei vermutlich bereits in Stellung brachte.
    Doch er konnte einen grauenhaften Unfall verursachen. Würde der Klang der Sirene das Heulen des Windes und das Dröhnen des Gebläses und das Geräusch der Scheibenwischer übertönen? »Runter von der Fahrbahn«, murmelte sie.
    In der Dunkelheit vor ihr tauchte ein Umriss auf. O’Brien fluchte und stieg auf die Bremse, worauf das Heck ihres Wagens ausbrach wie ein bockendes Wildpferd. Die roten Rücklichter wurden größer und größer, sie biss die Zähne zusammen und bereitete sich auf den Aufprall vor, und dann tat sich im Verkehr auf der rechten Spur eine Lücke auf und der Geländewagen schleuderte über die Fahrbahn und in die Schneewehen auf der anderen Straßenseite.
    »Zentrale, Fahrzeug hat auf meiner Höhe den Thruway verlassen«, stieß sie hervor, kurz bevor ein Wirbel roter Bremslichter durch den grauen Schneeschleier blitzte. Ein Wagen vor ihr rutschte in den Mittelstreifen. Sie kurvte daran vorbei, touchierte einen Minivan mit dem hinteren rechten Kotflügel, sah, wie der Wagen vor ihr zur Seite rutschte, o Gott, bitte nicht überschlagen und der Minivan in dessen Haube krachte, beide Fahrzeuge außer Kontrolle gerieten, o Gott, bitte, und dann ein weiteres Auto vor ihr aus der Dunkelheit schlitterte und auf den Mittelstreifen raste und weiter und weiter fuhr, und sie registrierte: keine Scheinwerfer, und sie registrierte: Kasten, und sie fluchte: »Zum Teufel, er wendet. Er versucht, nach Westen zu entkommen.«
    Den Bruchteil einer Sekunde sah sie in ihren Rückspiegel, um sich zu vergewissern, dass ihr in den zwei sichtbaren Metern niemand

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