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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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erblickte Elizabeth de Groot, die mit verschränkten Armen neben Lois’ Schreibtisch stand. Der Schein einer Lampe, der aus ihrer eigenen Tür fiel, hob ihre aschblonden Haare und die dunkle, geistliche Kleidung hervor. Um vierzehn Uhr reichte das schwache, sturmdüstere Tageslicht kaum aus, um das Büro zu erhellen. »Sie haben mich erschreckt«, sagte Clare. »Ich hatte geglaubt, Sie wären gemeinsam mit Lois aufgebrochen.«
    »Das wollte ich auch. Doch offen gesagt hatte ich angesichts der Ereignisse das Gefühl, Sie brauchten mich hier. Wollen Sie nach Hause?« Eine berechtigte Frage, da Clare Stiefel, Parka, Mütze und Handschuhe trug.
    »Äh.« Clare war ziemlich sicher, dass ihre Diakonin anzulügen dem Aufbau einer gut funktionierenden Beziehung nicht eben förderlich sein würde.
    »Wo wollen Sie denn nun hin? Gibt es einen seelsorgerischen Notfall?«
    Clare seufzte. »Nicht genau.« Sie nahm die Mütze ab. »Wollen Sie noch versuchen, die ganze Strecke bis Johnston zu bewältigen?«
    Elizabeth ließ sich nicht ablenken. Mit verschränkten Armen und erwartungsvoller Miene ähnelte sie auf unheimliche Weise Clares Mutter, wenn diese auf ein Geständnis wartete. Alles, was fehlte, war deren sirupsüße Stimme: »Du kannst es mir genauso gut jetzt erzählen, ich werde es ja sowieso herausfinden.«
    »Ich habe gerade eben mit Quinn Traceys bestem Freund telefoniert. Er klang sehr seltsam. Ich fahre hin, um nach dem Rechten zu schauen.«
    »Warum? Gehört er zu uns?«
    Eine Frage, bei der Clare am liebsten ihre Haare ausgerissen hätte. Sie griff auf das Lukasevangelium zurück. »Ein Schriftgelehrter, der sich zu rechtfertigen suchte, fragte Jesus: ›Wer ist mein Nächster?‹«
    Die Diakonin besaß den Anstand, beschämt dreinzusehen. »Also gut«, sagte sie, »das war schlecht formuliert. Aber selbst der gute Samariter würde die Sache heutzutage vielleicht professionellen Helfern überlassen.«
    »Ich habe die Polizei angerufen und Bescheid gesagt. Sie schicken so bald wie möglich jemanden hin.«
    »Und warum müssen Sie dann fahren?«
    »Weil ich befürchte, dass Quinn Tracey ein sehr gestörter junger Mann ist. Und sein bester Freund – sein einziger Freund – ist allein zu Hause. Wie soll er damit umgehen, falls Quinn bei ihm auftaucht und sagt ›Versteck mich‹ oder ›Ich brauche Geld‹ oder ›Lass uns zusammen abhauen‹?«
    »Aber das Wetter …«
    Clare fischte ihre Schlüssel aus der Tasche. »Ich habe Allradantrieb. Ich komme ohne große Schwierigkeiten hin und zurück.«
    Elizabeth gab ein Geräusch von sich, das bei einer weniger damenhaften Person ein Schnauben gewesen wäre. »In Ordnung. Aber ich werde Sie begleiten.«
    »Nein, das werden Sie nicht!«
    Die Diakonin ignorierte Clares Protest. Sie betrat ihr winziges Büro und kehrte mit ihrem Wollmantel über dem Arm zurück.
    »Es gibt absolut keinen Grund, warum Sie mitfahren sollten«, sagte Clare.
    »Ich wüsste auch keinen guten Grund, warum Sie hinfahren sollten, aber Sie haben mich davon überzeugt, dass es sich um Ihre seelsorgerische Pflicht handelt. In Ordnung. Ich werde Sie bei Ihrer seelsorgerischen Pflicht unterstützen.«
    Clare öffnete den Mund, um zu widersprechen. Elizabeths Blick spießte sie auf. »Falls Sie argumentieren wollen, dass es für mich nicht sicher ist, Sie zu begleiten, müssen Sie diese Aussage auch auf sich beziehen.«
    Clare klappte den Mund zu.

    Die Fahrt zur Old Route 100 war entsetzlich. Der Wind wirbelte den auf dem Boden liegenden Schnee hoch in die Luft, wo er sich mit dem aus den bleiernen Wolken fallenden Niederschlag mischte. Dreimal musste Clare den Fuß vom Gaspedal nehmen und den Subaru ausrollen lassen, weil sie nicht weiter als einen Meter sehen konnte. Andere Wagen tauchten aus der gespenstischen Weiße auf, Scheinwerfer glänzten und verschwanden dann im Sturm.
    Außerdem gab es noch Elizabeth de Groot.
    »Haben Sie erwogen, sich zu einer eher städtischen Gemeinde versetzen zu lassen?«, fragte sie. »Vielleicht hätten Sie in einer anregenderen Umgebung nicht so stark das Bedürfnis, sich auf riskante Unternehmungen wie diese einzulassen.«
    Clare antwortete nicht.
    »Sie wissen, dass der Bischof große Stücke auf Sie hält. Aber sehen wir den Tatsachen ins Gesicht. In der Gesamtbilanz, sind Sie da ein Gewinn oder ein Verlust für die Diözese? Was meinen Sie?«
    Clare biss die Zähne zusammen und beugte sich näher zur Windschutzscheibe.
    »In der kurzen Zeit, die ich hier bin,

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