Wer mit Wem - Entscheide Du!

reibe mir ungläubig die Augen und blinzle. Da ich gestern die Fensterläden und Vorhänge nicht zugemacht habe, scheint mir die Morgensonne auf die Nase, und als ich mich aus dem Bett schäle, sehe ich einen grünlichen Gesichtsabdruck auf dem Kopfkissen – oje, meine schöne Maske! Trotzdem habe ich superweiche Haut, Gurke und Quark waren also nicht ganz umsonst.
    Ich stelle mich singend unter die Dusche und ziehe mir danach passend zu meiner guten Laune ein luftiges hellblaues Blümchensommerkleid mit Spaghettiträgern und weiße Sandaletten an. Die Haare binde ich zu einem Pferdeschwanz und lasse vorne zwei Strähnchen herausfallen. Jetzt noch etwas Puder und Lipgloss, dann kann der Tag beginnen.
    Ich mache mich auf in Richtung Terrasse und hoffe, dass dort ein großes Frühstück auf mich wartet, ich habe nämlich einen Bärenhunger. Schön wäre es natürlich, wenn mir Meisterkoch Flo den Kaffee höchstpersönlich servieren würde …
    â€žLara, na, hast du dich richtig ausgeschlafen?“ Meine Tante kommt auf mich zu und knuddelt mich. „Als du gestern nicht mehr aus deinem Zimmer gekommen bist, hab ich ganz leise bei dir reingeschaut. Aber du hast so friedlich geschlummert, da wollte ich dich nicht wecken. Immerhin hast du Ferien und sollst tun und lassen, was du willst. Und du siehst so blass aus! Was du brauchst, ist eine Menge Schlaf, frische Luft und Sonne. Und ein gutes Frühstück.“
    Puh, zum Glück keine Vorwürfe, dass ich mich nicht mehr hab blicken lassen. Tante Hedwig lacht mich nur an und ich finde, sie sieht richtig jung und hübsch aus. Ich mag sie wirklich gern. Sie ist so herzlich und natürlich. Komisch, dass ihre Tochter ganz anders ist. Da sitzt sie an einem der Frühstückstische in der Sonne – dieses Mal in einem engen schwarzen Kleid mit hohen Pumps, die Haare hochgesteckt, neben ihr der schnuckelige Porsche-Patrick, der sie gerade mit einem halben Brötchen füttert. Verena hält das Köpfchen schief, spitzt ihre roten Lippen und nimmt einen winzig kleinen Bissen. Dabei klimpert sie verführerisch mit ihren langen Wimpern. Fast noch schlimmer als Natalie.
    Trotzdem bin ich völlig fasziniert von dieser Szene. Wäre ich an Verenas Stelle, ich hätte wahrscheinlich einen Riesenbissen gemacht und dabei wäre die Marmelade hundertpro über seine Hand und auf mein Kleid gekleckert. Sexy Essverhalten haben Miriam und ich nicht durchgenommen. Vielleicht kommt das erst im Kurs für Fortgeschrittene.
    â€žSetz dich mal da rüber zu den jungen Leuten“, meint meine Tante und schiebt mich zu den beiden an den Tisch. Eigentlich hätte ich mich lieber an den Nebentisch gesetzt, an dem zwei alte Damen mit Sonnenhüten in ihren Teetassen rühren.
    â€žMorgen“, murmele ich und fühle mich ziemlich unbehaglich.
    â€žHi“, grummelt meine Cousine und ihr Lächeln verschwindet abrupt von ihren roten Lippen, als sie mich sieht.
    Porsche-Patrick aber zwinkert mir zu – wie gestern.
    Ich werde rot.
    â€žNa, alles klar bei dir?“, will er wissen und ich nicke.
    Dann schenkt er mir eine Tasse Kaffee ein und ich schmiere mir eine Brötchenhälfte. Dabei achte ich darauf, dass ich nicht zu viel Marmelade nehme, und beiße möglichst vorsichtig immer nur kleine Häppchen ab, obwohl ich ein ganzes Schaf verdrücken könnte.
    Zum Glück schweigen die beiden jetzt nicht und schauen mir beim Kauen zu (das hasse ich nämlich und meistens passiert mir dann auch irgendwas Blödes), sondern wir unterhalten uns ganz nett. Wobei – eigentlich redet nur Patrick. Er erzählt erst von seinem Auto und der richtigen Pflege der Alufelgen und Ledersitze, dann von seinem Lieblingssport, dem Klettern, und davon, welche Touren er schon gemacht hat und welch schrecklichen Gefahren er dabei ausgesetzt war.
    Verena hängt an seinen Lippen, kichert ab und zu, nickt bestätigend und macht die ganze Zeit „Ahaaa“ und „Ojeee“ und „Waaahnsinn“ und „Eeecht? Das hätte ich mich ja niiie getraut!“
    Ich sage gar nicht viel und hoffe, dass keiner merkt, dass ich mir schon die vierte Brötchenhälfte mit Marmelade bestreiche.
    â€žVerena, kommst du bitte? Ich brauche dich am Empfang!“, ruft meine Tante aus dem Fenster.
    Meine Cousine steht seufzend und mit einem verführerischen Augenaufschlag in Patricks sowie einem