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Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Titel: Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wasserdicht. Sie waren in einer Disco. Wir haben sogar die Überwachungskameras gecheckt. Die haben die Bude zur Tatzeit nicht verlassen, nicht für eine Sekunde.«
    Â»Was ist mit dem Stalker?«
    Â»Kein Alibi. Aber wir haben keinen Anhaltspunkt gegen ihn. Ein Richter hat uns einen Beschluss unterzeichnet, wir haben sein Haus auf den Kopf gestellt, gehofft, irgendwo Wanderschuhe oder so zu finden, an denen Erde vom Paradiestal klebt. Nichts.«
    Â»Die Sachen kann er längst entsorgt haben«, wandte ich ein. Zeit genug hätte er gehabt.
    Â»Möglich. Aber es passt auch nicht zu seinem Persönlichkeitsprofil.« Er erläuterte mir ziemlich lang, was er meinte. Der Abend fiel über das nasse Grün draußen her. Ich hörte dem Kommissar nicht mehr zu. Bedankte mich höflich und legte auf.

    *

    Der Regen prasselte auf das Zelt. Evas Taschenlampe streikte. Sie hockten im Dunkeln. Charly hörte die Bäume rauschen. Ab und zu knackte ein Ast. Blitze zuckten.
    Sie machten alles falsch.
    Bei Gewitter und Sturm im Wald! Dümmer ging es nicht.
    Â»Wir sollten zum Auto!«, sagte Charly.
    Â»Geblubber!« Dirk schnaubte. »Jetzt da raus? In dieses Inferno? Im Zelt sind wir wenigstens trocken.«
    Aber es war ein Zweimannzelt, und Charly bekam Atemnot. Vielleicht, weil es zu eng war hier drin, vielleicht wegen des Gewitters. Vielleicht, weil er an den einen Wagen auf dem Wanderparkplatz dachte, der ihm nicht mehr aus dem Kopf ging.
    Die sind uns gefolgt, dachte er. Die haben Bedenken, dass ich mir zu viel zusammenreime.
    Eva hatte sich zusammengekringelt. Ihre Füße lagen auf Dirks Schoß.
    Ich gehöre hier nicht her, dachte Charly. Er hörte Schritte. Schritte im Sturm, im Platzregen, im Gewitter. Blödsinn, tadelte er sich selbst. In dem Lärm hört niemand irgendwelche Schritte. Schon gar nicht auf weichem Waldboden.
    Dann knackte ein Zweig. Ganz nah am Zelt.
    Â»Da draußen ist einer!« Charly fuhr hoch.
    Â»Bitte geh raus und sieh nach!«, juxte Dirk. »Bestimmt ein afrikanischer Wirtschaftsflüchtling, der bei uns um Asyl nachsuchen will.«
    Â»Und wenn die Drogen im Auto hatten?« Charly dachte an die kleinen Kartons. »Pillen. Ampullen. Irgendwas.«
    Â»Wer denn?« Eva versuchte, sich in eine bequemere Position zu manövrieren. »Mensch, es wird ganz schön kalt.«
    Charly war ganz dankbar um die kühle, feuchte Luft. Endlich schwitzte er mal nicht.
    Warum sollten die Typen hinter ihnen herkommen? Er, Charly, hatte seine Lektion in dem Stehcafé in Kulmbach gelernt.
    Eine Weile lauschte er seinem Herzen, wie es pochte, kleine Pausen einlegte, stolperte. Ein paar Blitze schossen gleichzeitig vom Himmel. In dem gleißend hellen, violetten Licht sah er die Silhouette eines Menschen jenseits der Zeltwand.

    *

    Bis zur Lehrerkonferenz verließ ich das Haus nicht. Manchmal telefonierte ich mit Sabina. Sie hatte wenig Zeit. Ich hatte den Eindruck, dass sie wegen einer Männergeschichte im Stress war.
    Die Konferenz zog an mir vorbei wie ein Film, für den ich mich nicht interessierte und für den ich nicht mal eine Kinokarte gelöst hatte. Evas, Dirks und Charlys Tod wurde nicht thematisiert. Ich hatte angenommen, der Chef würde ein paar Worte sagen. In der Kaffeepause zog ich ihn beiseite. Ob ihm klar sei, dass es andere Szenarien gäbe. Nicht nur diesen einen, grässlichen Verdacht, dass Charly …
    Der Chef winkte ab. Er sei selbst mit Waldschmid in Kontakt gewesen. Es gäbe keine andere Erklärung als diese eine. »Auch wenn es schmerzhaft ist. Besonders für Sie, Frau Plein. Ich weiß, wie nahe gerade diese drei Schüler Ihnen standen.«
    Ich nutzte die Chance und sagte ihm, ich würde die Frühpensionierung anstreben. Er nickte nur, lächelte freundlich, nichtssagend, berührte meinen Arm und ging ins Konferenzzimmer zurück.

    *

    Charly rannte. Er folgte dem Schatten, der längst mit der Finsternis des Waldes verschmolzen war. Plötzlich wurde ihm klar, dass er nicht mehr zum Zelt zurückfinden würde. Im Licht der immer schneller aufeinanderfolgenden Blitze erreichte er den Waldrand und stürmte in die Mitte des Tales. Er stand bis zu den Knöcheln im Wasser. Was hatte Eva erzählt? Das Paradiestal wäre ein Trockental, das sich bei starkem Regen vollständig mit Wasser füllen konnte.
    Charly war völlig durchnässt. Er kam sich vor wie ein

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