Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps
aufgeregt.
»Ich habe Evas Twitterkonto geknackt.«
»Wie â¦Â«
»Habe das Passwort erraten. Nneka. Der Name ihrer Lieblingssängerin.«
Noch bevor ich mehr begreifen konnte, fuhr Sabina fort:
»Dadurch konnte ich auch ihre privaten Nachrichten lesen. Sie hatte einen Stalker auf Twitter. Einer, der ihr auf den Fersen war, ihr ständig Nachrichten schrieb und bescheuerte Mails schickte. Ein richtiger Wichser. Sie hat ihn geblockt.«
Ich schwieg.
»Das heiÃt, er konnte ihr nicht mehr folgen.«
Die Informationen wirbelten durch meinen Kopf.
»Der Witz ist aber, sie hat ihn erst an dem Abend geblockt, bevor sie ins Paradiestal gefahren sind.«
Paradiestal. Was für ein fürchterlicher, verquerer Name für das, was dort geschehen war. Zwei blutige Morde und ein tragischer Unglücksfall, wenn man die offizielle Version heranzog. Ich glaubte immer weniger an sie.
»Ich habe sogar den Klarnamen von dem Wicht. Peter Abel. Aus Hof. Ich habe schon Waldschmid angerufen.«
»Sie glauben, dass dieser Mann die drei umgebracht hat?«
»Er hatte die Gelegenheit, denn er wusste, wo sie hinwollten. Er hatte vor allem ein Motiv: Er war garantiert stinksauer, weil Eva ihn geblockt hatte. Vielleicht ist er den dreien gefolgt, es kam zum Streit â¦Â«
»Vielleicht«, flüsterte ich. Meine Stimme klang ganz trocken, dünn wie raschelndes Laub. »Vielleicht.«
*
»Okay. Versöhnung ist angesagt«, erklärte Eva.
Die Sonne kam wieder heraus. Sie saÃen im Zentrum von Selb in einem Café. Der Porzellanbrunnen 34  sprudelte. Eva trank einen Espresso, Charly aà ein Spaghettieis. Dirk bekämpfte seine Kopfschmerzen mit einem Tonicwater.
»Seid ihr Jungs bereit, das Kriegsbeil zu begraben?«
Charly sah Dirk an. Der erwiderte seinen Blick missmutig.
»Ich würde sagen, das sind wir«, quetschte Charly heraus.
»Na dann!«
Eva wandte sich wieder ihrem Handy zu. »Ziehen wir weiter? Zelten im Paradiestal? Wer hat Lust?«
»Das ist eine ewig weite Strecke, Eva«, murrte Dirk.
»Von Selb aus ist alles weit.« Charly leckte seinen Löffel ab und legte ihn weg. »Ist doch so.«
»Fangt nicht schon wieder an!« Eva drohte mit dem Finger.
Plötzlich mussten sie lachen. Charly, Dirk und Eva. Sie lachten und lachten, bis ihnen die Tränen kamen. Sie schlugen sich ab, legten Geld auf den Tisch, standen auf. Rannten zum Porzellanbrunnen, spritzten sich gegenseitig nass. Eva schoss ein paar Fotos. Charly jagte weiter ins Porzellangässchen. Kickte seine Chucks von den FüÃen und fühlte die kühlen Porzellanfliesen an seinen Sohlen. Das Mosaik leuchtete in zarten Pastelltönen. Eine ganze Gasse aus Porzellan! Charly stieà einen langen, ausgelassenen Jubelschrei aus. Es fühlte sich wieder alles ganz leicht an. Genau so, wie es sein sollte.
*
Am nächsten Morgen gab Waldschmid durch, dass auch Peter Abel für die Polizei kein Neuling war. Ebenfalls vorbestraft. Wegen Belästigung. Es hatte etliche Anzeigen gegen ihn gegeben. Alle von Frauen, die sich von ihm belästigt und bedroht fühlten. In den meisten Fällen allerdings hatte er sich aus Mangel an Beweisen aus der Affäre ziehen können.
»Checken wir durch«, sagte Waldschmid.
Ich stand im Nachthemd am Fenster. Es regnete Bindfäden. Der Sommer war zu Ende. Nächste Woche war Lehrerkonferenz. Ich hatte keine Ahnung, wie ich den Fuà in meine Schule setzen sollte, ohne durchzudrehen.
»Was ist mit den Muskelmännern?«
»Den Dealern? Die haben wir noch nicht aufgestöbert. Ist nicht ungewöhnlich. Irgendwann haben wir sie am Haken.«
Ich kann meinen Beruf nicht mehr ausüben, dachte ich. Nicht, wenn die Wahrheit über dieses sinnlose Verbrechen für immer im Dunkel bleibt.
*
Dirk steuerte den Mini auf den Wanderparkplatz bei Treunitz. Massenhaft Autos parkten da, vorwiegend VW-Busse und Jeeps, denen man ansah, dass ihre Besitzer überzeugte Naturfreaks waren. Ein Pärchen schleppte gerade Arme voll Ausrüstung zu seinem Wagen.
»Klettern?«, seufzte Charly. »Vergesst es, okay?«
Eva sprang schon aus dem Wagen. »Wir klettern nicht, wir zelten.«
Eine schier unerträgliche Schwüle lag über dem Wald. Wolken türmten sich zu Angst einflöÃenden Gebilden. In der Ferne grollte Donner.
»Wollt ihr noch klettern gehen?«, fragte die
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