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Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Titel: Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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x-mal abgesucht habe, kann ich das Telefon nicht finden.
    Mir bleibt nur eine Option: Ich rufe mich selbst an. Über einen anständigen Finderlohn kann man reden.
    Aber jetzt gerade geht es nicht. Mein nächster Kunde taucht in einer halben Stunde auf. Ich muss mich fertigmachen. Es ist der, der die neunschwänzige Peitsche bevorzugt. Die Mönche im Mittelalter haben sich damit gegeißelt, vielleicht macht ihn das so high. Er ist mein ältester Kunde. Ich kenne all seine Wünsche aus dem Effeff.

    *

    Ich stecke das Handy ein und gehe nach Hause. Dort lege ich sämtliche Messer, die infrage kommen, auf den Küchentisch. Es sind im Ganzen drei. Zwei haben eine gezackte Klinge: ein Brotmesser und ein Tomatenmesser. Mit denen will ich mich lieber nicht einlassen. Die Zacken sehen gruselig aus. Ich sehe meine Haut schon in Fetzen von meinen Armen hängen. Ich nehme lieber das Fleischmesser. Es ist ungefähr 25 cm lang und schön scharf. Den Wetzstein habe ich noch nicht verkauft. Ich schärfe also das Messer und lege es dann beiseite.
    Fast alle meine Sachen haben via E-Bay einen neuen Besitzer gefunden. Die Stereoanlage, der Plasmafernseher, die Mikrowelle. Sinnlose Statussymbole, das merke ich erst jetzt. Damals erschienen sie wichtig. Ich habe gut verdient. In meinem Job ist das nicht so schwer gewesen. Ich war immer extrem zuverlässig und habe regelmäßig ein paar Cent dingfest gemacht, die irgendwo in einer Bilanz verloren gegangen sind. In Sachen Soll und Haben konnte mir niemand was vormachen. Und das wurde mir dann zum Verhängnis. Wer zu gut ist, muss bluten.

    *

    Aus der Rolle der Business-Tippse schlüpfe ich in die Verkleidung der Safari-Braut mit Kaki-Hosen, die bis oben hochgekrempelt sind, und einem Tarnfleck-BH. Danach habe ich einen Kunden, der Kammerjäger ist, und für den binde ich mir einen überdimensionalen Rattenschwanz an den Stringtanga. Anschließend brauche ich frische Luft und Entspannung.
    Ich schlendere den Leinritt entlang, schaue rüber auf Klein Venedig  43  und denke mir, wow, da müsste man leben. Aber mit meinem Job und meinem Parteienverkehr … schwer zu machen. Und was hätte ich schon von so einer Terrasse am Wasser, wo ich doch nicht mal schwimmen kann!
    Gerade will ich auf mein Handy gucken und schauen, wann mein nächster Kunde dran ist, da fällt mir wieder ein, dass ich kein Handy mehr habe. Allmählich muss ich mir wirklich was einfallen lassen. Ich muss meine eigene Nummer wählen. Also nichts wie nach Hause.

    *

    Ich habe den Rucksack gepackt. Den letzten. Zwei Dosen Bier. Ich habe früher nie Bier aus Dosen getrunken. Ein Brot mit ein wenig Streichwurst drauf. Nur ganz dünn draufgekratzt. In ein Stück Zeitung gewickelt, eines von den Gratisblättern, die man ab und zu vor die Tür geworfen kriegt. Einen Schreibblock und zwei Stifte. Das Fleischmesser. Und das gefundene Handy. Vielleicht will ich ja noch jemanden anrufen. Dann geht’s los. Es ist später Abend. Es dämmert allmählich. Weil Sommer ist, wirkt der Himmel nicht richtig dunkel, es sieht mehr so aus, als ob langsam türkisblaue Tinte mit den rosa Wolken hinter dem Dom verschmilzt. Ich gehe den Treidelpfad  44  entlang. Schön, dass ich ihn noch erleben durfte. Er wurde ja erst vor einem guten Jahr angelegt. Endlich kann man in Bamberg an den Regnitzufern spazieren gehen, und zwar ausgedehnt und eine gute Weile, nicht mehr nur ein paar Meter. Eine Gondel gleitet über den Fluss. Der Markuslöwe grinst von der Fahne am Heck. Sechs Nonnen sitzen drin und lassen sich durch den Alten Kanal schippern. Sie winken mir zu. Ich winke zurück, denn es ist seit vielen Monaten das erste Mal, dass jemand mir zuwinkt. Nicht der schlechteste Abschied vom Leben. Ich möchte am liebsten rufen, he, in wenigen Stunden bin ich tot. Aber natürlich mache ich das nicht. Man tut so was einfach nicht.
    Aus der Pizzeria am Ufer höre ich die Stimmen von Leuten, die trinken, essen, plaudern und lachen. Kerzen flackern auf den Tischen. Im Pizzaofen bullert ein Feuer. In solchen Läden habe ich mich früher mit den Kollegen getroffen. Es kam nicht darauf an, wie viel eine Pizza kostete, ein Sprizz vorher und ein Grappa nachher, geschweige denn der Wein, den man gemeinsam orderte. Man hatte ja ein Portemonnaie dabei, und das war gefüllt, immer, da musste man gar nicht nachdenken. Aus den Lautsprechern klang

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