Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps
um eine halbe Oktave gesunken. Sie schnurrt wie ein Kater. Ich stelle mir einen peitschenden Schwanz vor. Und gelbe Augen.
»Wir könnten uns an einem neutralen Ort treffen«, schnurrt die Stimme.
»Ich bin an einem neutralen Ort.« Warum habe ich das jetzt gesagt? Ich lege das Handy neben mir ins Gras. Serafinas Stimme spricht weiter zu mir. Ich habe seit Monaten mit niemandem mehr gesprochen.
»Buger Spitze«, sage ich und lege auf.
Jetzt habe ich es eilig. Ich schnappe mir das Messer und setze es auf meinen Arm.
Ritzen! Und dann ins Wasser! Los!
Ich ritze, aber nur ein bisschen. Es kommt kein Blut.
Ich ritze wieder. Ein klein wenig Blut ist zu sehen. Aber nicht genug, um an seinem Verlust zu sterben. Ich stecke das Messer wieder in den Rucksack. Vielleicht könnte ich einfach nur ins Wasser gehen. Mich treiben lassen, den Kanal hinunter, bis ich über die Kante des Wehrs in die Tiefe stürze und dort unten ertrinke. Ich ziehe die Schuhe aus. Das Ufer ist steinig und glitschig. Das Wasser ist verflucht kalt. Ich trinke vielleicht erst das Bier aus, damit meine Reflexe nicht mehr so gut sind. Dann bin ich auch entspannter.
Ich habe die erste Dose gerade geleert, als jemand hinter mir steht.
»Hallo. Ich bin Serafina.«
Sie â sie? â ist groà und rund und trägt Jeans und eine Lederweste über einem weiÃen Shirt. Das Haar ist buschig und am Hinterkopf zusammengebunden. Ein Piercing blitzt in ihrem Nasenflügel. Sie sieht aus wie eine Frau â aber ihre Stimme ist die eines Mannes.
»Hallo, Namenloser!«
Ich huste, zu einer besseren BegrüÃung bin ich nicht imstande.
»Darf ich?« Sie hebt das Handy auf und klickt ein bisschen darauf herum. »Wunderbar. Wenn du wüsstest, wie erleichtert ich bin. Alle meine Kunden sind hier drauf. Fotos, Termine, SMS â¦Â« Sie blickt auf meine Bierdose. »Darf ich mich setzen?«
Dann sitzen wir und reden, wir teilen das zweite Bier und dann entkorkt Serafina eine Rotweinflasche. Und während wir trinken und reden und schweigen und in den Himmel gucken, ändern sich meine Absichten.
»Sollen wir schwimmen?«, frage ich. Früher habe ich in solchen Situationen nie derartige Vorschläge gemacht. Ich hatte ja immer ein Portemonnaie mit Plastikkarten dabei und ein Smartphone, und die Sachen konnte ich nicht allein lassen, denn sie wären mir wahrscheinlich geklaut worden. So war mein Leben.
»Ich kann nicht schwimmen.« Serafina krault meinen Nacken.
Da reift in meinem Kopf ein Plan.
Als wir die Flasche ganz ausgetrunken haben, sitzen wir am Ufer, mit den FüÃen im Wasser. Das Wasser leckt an den Zehen und den Knöcheln und fühlt sich schön kühl und weich an. Wir reden nicht mehr, sondern gucken auf den Fluss und in den dunkelblauen Himmel. Dann steht Serafina auf, und ich gebe ihr einen StoÃ. Das ist leicht. Viel leichter, als in meinen Arm zu ritzen.
Sie platscht in den Fluss und treibt davon.
Ich nehme mir das Handy und ihren Rucksack, wo ihre Wohnungsschlüssel drin sind und ein bisschen Geld.
*
Drei Monate später habe ich die Informationen auf Serafinas Handy zu Gold gemacht. Die Domina hat mir das Leben gerettet. Ich habe wieder ein Portemonnaie mit Plastikkarten. AuÃerdem fahre ich einen Jaguar, bin Eigentümer einer sehr schicken Wohnung und habe im Augenblick gerade den Kaufvertrag für eine Villa vor mir liegen. Es ist Herbst geworden, Regenschnüre rinnen über das Fenster. Ich trinke kein Bier mehr, sondern Chardonnay. Einen sehr teuren. Ich habe auch eine neue Stereoanlage; im Moment läuft darauf Le Sacre du Printemps .
Ich habe zwei Handys.
Eines davon klingelt, gerade als die letzten Strawinskitakte verklungen sind.
»Hallo?«
Aus dem Rauschen des Universums zwischen den Satelliten und der Welt schnurrt eine Stimme. Sehr rauchig. Sehr männlich.
»Hi. Hier ist Serafina.«
Freizeittipps
36  Schloss Geyerswörth; Stadtschloss unweit des mitten in der Regnitz errichteten Alten Rathauses. Das Türmchen kann bestiegen werden (Schlüssel ist bei der Tourist-Info um die Ecke erhältlich). Von oben hat man einen wunderbaren Blick auf die Altstadt.
37  Altes Rathaus; malerisch mitten in der Regnitz gelegen, symbolisiert es die Grenze zwischen Bischofs- und Bürgerstadt. Die Fassade wurde im 18. Jh. im Stil der Illusionsmalerei verziert. Das Alte Rathaus beherbergt eine der
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