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Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Titel: Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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›Azzuro‹ von Adriano Celentano, und dann guckte man sich mit in die Länge gezogenen Mundwinkeln an und sagte Sachen wie: »Der ist auch schon lange aus der Mode«, oder irgendwas, um zu signalisieren, dass man Bescheid wusste. Dass man wer war. Einer auf der richtigen Seite. Jemand mit Geld und Plastikkarten im Portemonnaie. Jemand, der den Trend kannte und deshalb ein guter Mensch war. Ein so guter Mensch, dass einem irgendwelche Gaukler aus den Chefetagen die Schwarzen Kassen in die Schuhe schieben konnten.
    Die Gondel ist längst weitergeglitten. Die Nonnen winken jetzt anderen Leuten zu.

    *

    Irgendwie traue ich mich nicht, mein eigenes Handy anzurufen. Was soll ich denn sagen? Sie werden denken, ich bin eine komische Nudel, wo ich doch nur die Nummer wählen müsste, aber Sie werden es nicht glauben: Außerhalb meines Jobs bin ich ein schüchterner Mensch. Ich kann kein Blut sehen, kriege Herzklopfen, wenn ich Leute auf der Straße nach dem Weg fragen muss. Meine Arbeitsuniformen schützen mich vor der Schüchternheit. Aber wenn ich nicht Serafina bin, sondern einfach nur ich, dann bin ich jemand ganz anderes.
    Ich schnappe mir eine Flasche Rotwein und ein Glas. Ein bisschen Natur kann nicht schaden. Es ist Sommer, wer weiß, wie lange das Wetter hält. Eine Decke zum Draufsetzen stopfe ich auch noch in den Rucksack.
    Raus! Ich will in den Hain  45 . Der riesige Park mit seinem uralten Baumbestand ist mir fast zweite Heimat. Egal zu welcher Jahreszeit, ich liebe es, hier umherzustreifen und Bäume zu umarmen. Das ist wahrscheinlich das Nächste, was Sie an mir seltsam finden werden. Wer umarmt schon Bäume. Ich meine, es ist ja leicht, sich zu outen, wenn eine ganz andere Person diese Geschichte aufschreibt. Und meinen richtigen Namen nicht nennt. Aber halt! Bevor ich losgehe und den Abend genieße, ganz für mich allein, rufe ich jetzt doch noch mein Handy an.

    *

    Ich erreiche die Buger Spitze  46 . Der Mann vom Tretbootverleih ist schon weg, aber es hocken immer noch zu viele Leute auf den Bänken und im Gras. Macht aber nichts. Der Abend ist schön. Jenseits des Flusses sitzen Leute in einem Biergarten. Man hört Gelächter und manchmal das Aneinanderschlagen von Bierkrügen. Ich setze mich an der dem rechten Regnitzarm zugewandten Seite ins hohe Gras und öffne eine Dose Bier. Es ist sogar noch kühl und schmeckt gar nicht mal so schlecht. Ich nehme ein paar Schluck und blinzle in den Himmel. Er hat jetzt die Farbe von Stahl, durchbrochen von ein paar violetten Schlieren. Eine dünne Mondsichel hängt dort oben. Morgen wird es wieder einen schönen Sommertag geben. Aber ohne mich.
    Ich nehme gerade einen weiteren Schluck, als das Handy klingelt.
    Ich erstarre. Zuerst denke ich nur, es ist irgendein Handy, von irgendjemandem, der hier an der Buger Spitze sitzt und auf die Nacht wartet, so wie ich. Aber dann kriege ich mit, dass der Klingelton – es sind die ersten Takte von Big Spender – aus meinem Rucksack kommt.
    Ich wühle darin herum. Das Messer, die Stifte, der Schreibblock. Dann halte ich das Handy fest und spüre, wie meine Finger zittern.
    Ich könnte das Teil einfach in den Fluss werfen. Aus, vorbei. Es wird mir einfach vorausgehen. Obwohl ich eine Menge gute Gründe habe, nicht ranzugehen, wischt mein Daumen dennoch über die grüne Taste. Ein Automatismus aus der Vergangenheit.
    Â»Hallo?«, krächze ich.
    Â»Hi. Hier ist Serafina.« Die rauchige Stimme scheint körperlos aus dem Lautsprecher zu steigen.
    Â»Ich – wer?«
    Â»Serafina. Und wer bist du?« Mir stellen sich die Nackenhaare auf.
    Â»Ich …« Natürlich werde ich dieser Person nicht meinen Namen sagen. Niemals. »Ich …«
    Â»Du hast dieses Handy gefunden, nicht wahr?«
    Â»Ja, allerdings.« Nicht dass mir die Person noch einen Diebstahl in die Schuhe schiebt. Die alten Reflexe – Selbstverteidigung. Dabei muss ich mich nicht mehr verteidigen. Das Ende ist nah.
    Â»Ich hätte einen Finderlohn für dich.«
    Â»Ich … Finderlohn … also … das ist doch nicht nötig.« Bescheidenheit. Auch so ein Reflex.
    Â»Sag mir nur, wo ich dich finde.«
    Nein. Niemals. Das werde ich nicht. Auf keinen Fall. Ich fröstle.
    Â»Weißt du, ich habe viele Möglichkeiten. Und Erfahrung. Bei mir ist noch niemand unzufrieden weggegangen.«
    Die Stimme ist

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