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Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Titel: Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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IT-Firma, die jedes Jahr mit einer schwarzen Null abschloss, es bestand also Grund zu der Annahme, dass man sich einen Buchhalter irgendwann nicht mehr leisten konnte.
    Trotzdem ein Urlaub nach Ibiza. Mit einer angepassten Tochter.
    Die Stein dachte an ihre eigene Jugend. Nach dem Abitur: Rucksack, Turnschuhe, Interrail. Mit der Clique, zwei Jungs, zwei Mädchen. Damals hatte sie angefangen, sich eine gewisse Resistenz gegen Enttäuschungen und ein Durchhaltevermögen anzueignen, um das die Kollegen sie beneideten. Mit ihren Eltern nach Ibiza? Unmöglich. Ihre Eltern wären da gar nicht hingefahren. Zu prollmäßig. Zu üblich. Behaupteten sie und fuhren täglich an den Ellertshäuser See  75 . Weil man in einer guten halben Stunde von Haßfurt aus hinkam. Quer durch die Berge und Wälder fahren, auf schmalen Straßen, den einen oder anderen Traktor überholen, dann auf der Wiese liegen, alle zwei Stunden ins Wasser hüpfen. Damals war Unterfrankens größter See ein schattiger Geheimtipp mit einer Kneipe beim Parkplatz, wo man sich ein Eis am Stiel leistete, bevor man nach Hause fuhr. Jetzt gab es einen Bootshafen, Toilettenhäuschen, Imbissbuden, Gedränge und Geschiebe. Die Stein fuhr manchmal am späten Abend raus und schwamm einmal durch den See. An der schmalsten Stelle. Dann lag das Wasser dunkelgrün vor ihr, und ab und zu schnellte ein Fisch in die Luft und kehrte platschend wieder in sein Element zurück. Mit M. war sie noch nicht dort gewesen. Man musste nicht alle Geheimnisse teilen.
    Sie fuhr nach Münsterschwarzach.

    *

    Rolf Scherzinger hockte in der Kirchenbank und starrte vor sich hin. Er trug eine Anzughose, grau, und ein weißes Hemd. Den üblichen Schlips hatte er sich verkniffen. Vielleicht, weil er nicht nur eine Auszeit vom Leben nahm, sondern auch eine vom Dresscode.
    Die Stein schlüpfte neben ihn. Er schrak zusammen.
    Â»Sie?«
    Â»Kloster auf Zeit?«
    Â»Ich kenne einen der Brüder hier. Ich brauche …« Er verstummte. Unter seinen Augen hatten sich tiefe Schatten gebildet. Der Dreitagebart stand ihm nicht. Ihrem Lover dagegen schon. Fand die Stein.
    Â»Sie brauchen Beistand. Das ist nur zu verständlich.«
    Â»Gibt es etwas Neues von meiner Frau?« Er murmelte seine Worte mechanisch, hatte genau diesen Satz schon zu oft genau so ausgesprochen, mit einer läppischen Hebung der Stimme am Ende, die den Satz aussehen lassen sollte wie eine Frage.
    Die Stein verstand. Es war keine Frage. Er wartete nicht auf eine Antwort. Er wollte die Antwort nicht wissen.
    Â»Und Lisa?«
    Â»Lisa?«
    Â»Lisa wollte nach Thailand.«
    Â»Erst Ibiza. Dann Thailand. Das war abgesprochen.«
    Die Stein nickte. Es war ganz still in der Klosterkirche. Ein Monumentalbau aus der Hitlerzeit, wie seltsam, dachte sie. Und wie angenehm wäre es, wenn ich eine Leiche hätte.
    Rolf Scherzinger war ein Mensch, der Wert darauf legte, recht zu haben. Der Pläne machte und darüber wachte, dass sie eingehalten wurden. Sie fragte sich, wie er als Partner war. Als Liebespartner. Wie es war, neben dem korrekten Mann, der auch in seiner Freizeit Anzüge trug, einzuschlafen. Ob er schnarchte. Ob eine Frau mit ihm reden konnte. Über Träume. Ängste. Zweifel.
    Ihre Antwort lautete ›Nein‹.
    Orgelmusik setzte ein.
    Annegret Scherzinger hatte einen Geliebten gehabt. Die Stein wurde sich immer sicherer. Frauen machten das so. In der Lebensmitte begann alles noch einmal von vorn. Aber egoistischer. Klarer. Ohne Rücksicht auf Ehemann und Kind, weil die endlich mal alleine zurechtkommen sollten. Die Stein dachte an ihre eigene Gereiztheit, wenn die Kollegen ihr hinterherliefen wie Entenküken, unfähig, eigene Entscheidungen zu treffen.
    Neben ihr barg Scherzinger sein Gesicht in seinen Händen.
    Aber es gab keinen Geliebten. Annegret Scherzingers Freundinnen jedenfalls hatten keinen Schimmer. Die Damen sangen zusammen im Chor, verkauften an Weihnachten Unicef-Karten, besuchten Lesungen und Konzerte. Sie waren Vertraute. Keine von ihnen wusste etwas von einem Lover, und die Stein glaubte ihnen.
    Â»So eine Reise, drei Mann hoch, nach Ibiza, zur Hochsaison. Ist nicht billig. Und nach Thailand …«
    Scherzinger hob den Kopf. »Die Thailandreise hätte Lisa sich selbst verdient. Sie hat sich einen Ferienjob besorgt. Aber jetzt …«
    Der Mann verfiel wieder in Schweigen. Seine Hände

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