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Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Titel: Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sauertöpfischen Ehemann verlassen, um mit ihm hier in Königsberg zu leben. Scheidung wäre doch okay heutzutage, die Städtchen in den Haßbergen sähen zwar mittelalterlich aus, aber dennoch könnte man sich umentscheiden, neue Pläne machen und umsetzen, wer sollte einen daran hindern.
    Â»Der Tod«, entgegnete die Stein.
    Er fing an zu schreien, die Trauer brach aus ihm heraus, das jahrzehntelang angestaute Gefühl, vom Universum ungerecht behandelt zu werden, und zwar stets. Die Musik aus der Werkstatt brach ab. Fenster wurden geöffnet, Gardinen bauschten sich.
    Er habe Annegret geliebt, heulte Ed Sinsheim, aber er habe sie nicht umgebracht, wie die Stein darauf käme.
    Â»Ich habe nicht behauptet, dass Sie sie getötet haben. Wir haben ja nicht mal eine Leiche.«
    Â»Sie würde niemals einfach so verschwinden.«
    Â»Dann wissen Sie, wo sie ist!«
    Â»Nein!« Er flennte. Er konnte nicht mehr. Die Unsicherheit hatte ihn zermürbt.
    Wieder einer, dem die Stein glaubte.
    Sie erhob sich, warf einen Schein auf den Tisch.
    Â»Warten Sie!« Er heftete sich an ihre Fersen. »Wir kannten uns ja noch nicht lang. Aber sie ertrug diesen Mann nicht mehr. Scherzinger ist ein Idiot, ein verbohrter Spießer, ein Desaster für eine Frau wie Annegret. Bei mir konnte sie sich wieder wie eine Frau fühlen. Wir passten ideal zusammen. Ich liebte ihren Körper und ihre Seele. Ja, wirklich! Mit mir hatte sie wieder Spaß. Im Bett. Und auch sonst. Sie hat sich so gewandelt. In nur ein paar Wochen. Sie wurde eine richtige Femme fatale. Niemand hat was gemerkt, das versichere ich Ihnen!« Sinsheims Lippen klebten beinahe an Ruth Steins Ohr. Sie ging schneller. Er hielt mit. »Sie wollte, dass Lisa erst Abi macht. Dann würde sie es ihrem Mann sagen. Sie würde ihn verlassen. Wir sind zusammen nach Nürnberg gefahren. Da haben wir eingekauft. Ich habe ihr ein Sommerkleid gekauft, ein richtig schickes Teil, wir wollten im September nach Sizilien, und sie hat sich Wäsche gekauft. In der Großstadt, sie konnte das nur in der Großstadt machen. Die Wäsche! Also, hier bei uns … da gibt’s so was gar nicht, und selbst wenn, solche Fähnchen hätte sie nie kaufen können, das hätte sich doch rumgesprochen. Spitze, Seide, das kauft eine Frau an einem Ort, wo sie keiner kennt. Ich wollte das alles für sie bezahlen, auch die Slips und so, aber sie bestand darauf, das selbst zu machen.«
    Die Stein beherrschte sich, obwohl sie am liebsten laut gelacht hätte.
    Â»Damit niemand was merkt, sind wir immer rausgefahren. Ich habe einen Van, da ist genug Platz, und es hat mir sogar Spaß gemacht, den Wagen auszurüsten. Wir sind rumgefahren, und ganz oft haben wir uns bei Kirchen irgendwo draußen hingestellt. Das mochte sie. Kennen Sie Maria Limbach  78 ? Da oben waren wir, sie liebte Balthasar Neumann. Sie interessierte sich für Kunst. Ihr Mann ja gar nicht. Wir waren am Abend da und schauten auf den Main hinunter, das war schön, das war Leben, wirkliches Leben. Sie hatte noch nie in den Armen eines Mannes einfach so in einer milden Nacht auf einem Hügel gestanden und in die Lande geschaut. Und als dann keine Besucher mehr da waren, ich meine, so viele Leute kommen doch nicht nach Maria Limbach, da haben wir es getan. Im Wagen.«
    Tränen liefen über Ed Sinsheims Gesicht. Er war nicht mehr zu stoppen. Die Sonne brannte vom Himmel, doch die Stein wagte es nicht, sich in den Schatten der Gassen zu flüchten. Er durfte nicht aufhören zu reden.
    Â»Wir waren oft im Steigerwald. Ihr Mann war ja kaum zu Hause. Hat Überstunden gemacht, obwohl in seiner Firma so viel nicht zu tun war. Er hatte Angst, seinen Job zu verlieren. Eilfertig und devot hat er in vorauseilendem Gehorsam im Büro gehockt und Minesweeper gespielt. Dann hatten wir Zeit. Wir entdeckten Kunstschätze und tolle Sachen, für die ich früher nie einen Blick hatte. In Großbirkach  79 . waren wir. Sie mochte die Dämonenfiguren so gern, die an dem Turm von der Pfarrkirche. Da hat sie sich immer gefragt, wovor diese rätselhaften Gesellen die Kirche schützen sollen, so hoch oben.« Durch einen Schleier von Tränen sah er die Stein an. »Und jetzt? Und jetzt?«
    Die Kommissarin nickte ihm zu und ging.

    *
    Sie saßen in der Weinschenke auf dem Stollberg  80 , Frankens höchstem Weinberg. Der Himmel glänzte so klar, dass

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