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Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Titel: Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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man bis zum Main sehen konnte. Die Stein fand den Blick nicht sonderlich interessant. Auch nicht die Jets, die unter dem blauen Firmament dahinzogen. Ihre Aufmerksamkeit wurde von weniger angenehmen Dingen okkupiert.
    M. hob sein Glas.
    Â»Der Bacchus ist hier oben gewachsen. Also die Rebe, meine ich.«
    Â»Hm.«
    Â»Steinchen?«
    Die Stein stellte ihr Glas ab. Beugte sich über den Tisch und berichtete von ihrem Gespräch mit Ed Sinsheim. Von seiner Verzweiflung.
    Â»Er war ein Mann mit Träumen.« M. lachte. Sein lockiges Haar ergraute an den Schläfen. Er strich die Strähnen zurück. Hier oben war es angenehm warm, nicht heiß. Bald würde die Sonne untergehen. Es war August. Das Gefühl von Sommer und Leichtigkeit lag über dem Land. Wiesen, Felder, Wald. Wein. Ein zartes Säuseln im Kopf.
    Â»Sie hat Reizwäsche gekauft. Mit ihm zusammen. Aber sie hat bezahlt. Das will mir nicht in den Kopf.«
    Â»Warum? Meinst du, er hätte bezahlen müssen?«
    Â»Annegret Scherzinger hat halbtags gearbeitet. Aber erst seit einem Jahr.«
    M. schwenkte das Glas und sah dem Bacchus zu, wie er sich in die Kurve legte.
    Â»Ich frage mich, warum sie erst in diesem Schuljahr in den Schuldienst zurückging.« Die Stein sah in M.s grüne Augen.»Frag die Tochter!«
    Sie rief Lisa an. Die druckste herum.
    Â»Also, Papa fand, das sei nicht nötig, dass sie arbeitet.«
    Â»Nicht nötig?«
    Â»Na, finanziell.«
    Â»Danke«, sagte die Stein. Sie trank ihr Glas leer.
    M. bestellte sofort ein neues.
    Â»Den Scherzingers ist das Geld ausgegangen. Rolf Scherzingers Job hängt am seidenen Faden.«
    Â»Deswegen hat er seiner Frau erlaubt, dass sie arbeiten geht?« M. schüttelte den Kopf. »Wenn sie das Geld so dringend brauchen, wäre es sinnvoller, er bringt seine Frau nicht um.«
    Â»Urlaub. Gemeinsam mit der Familie. Zum letzten Mal. Danach hätte sie ihren Mann verlassen.« Die Stein ärgerte sich plötzlich über das Säuseln im Kopf. Bestellte ein Mineralwasser. »Ich brauche ein starkes Motiv. Fremdgehen ist ein Motiv, aber ist es stark genug, dass er unter diesen Umständen seine Frau um die Ecke bringt?«
    M. hob beide Hände. »Ich bin nun kein forensischer Experte.«
    Â»Du bist ein Mann.«
    Â»Du meinst … was könnte mich in dieser Lage so extrem reizen, dass ich den Schürhaken nehme und zuschlage?«
    Die Stein ließ ihm Zeit zum Nachdenken. Sie legte den Kopf in den Nacken und blickte in den samtblauen Abendhimmel. Im Westen färbte sich der Horizont rosa. Das warme Licht schwappte über die Wälder und Hügel.
    Â»Also«, fing M. endlich an. »Es ist doch so. Er hat vielleicht von der Affäre mitgekriegt und wurde sauer …«
    Die Stein schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab. Sie rief einen Kollegen an und bat ihn, sofort bei Lisa vorbeizuschauen und nach der Urlaubskasse zu fragen. M. starrte sie verblüfft an.
    Â»Du meinst …«
    Â»Scherzinger kann die Affäre hinnehmen, weil seine Frau Geld heimbringt. Vielleicht weiß er auch selbst, dass er ein Ausbund an Langeweile ist und seine Frau etwas Besseres verdient hat. Doch …«
    Â»â€¦ dass sie Reizwäsche kauft, zusammen mit dem Rivalen …«
    Â»Nein! Dass sie die Reizwäsche aus der Urlaubskasse bezahlt!«
    Â»Hat sie?«
    Â»Wir haben alle Kontobewegungen gecheckt. Spitze ist teuer. Aber wir haben keine passende Abbuchung gefunden.«
    M. grinste. »Das ist zweideutig.«
    Â»Das ganze Leben ist zweideutig.«
    Â»Sie wollte ein anderes Leben!«
    Die Stein antwortete nicht.
    Sie tranken Wasser und Wein und sahen in den Abend hinaus, bis der Kollege zurückrief. Lisa hatte nicht lange herumgedruckst. Die Urlaubskasse der Scherzingers bestand aus einem alten Topf, der in der Speisekammer stand und 2000 Euro enthalten sollte. Es waren aber nur 1500 drin.
    Â»Die Bürger werden wieder vorsichtiger«, kommentierte M. »Sammeln Bares in der Speisekammer. Der Staat fragt zu viele Daten ab!«
    Die Stein schwieg. Die Abendsonne ergoss sich über die Weinberge.
    Â»Wegen 500 Euro …«, murmelte M.
    Â»Wegen 500 Euro. Wegen der Kränkung. Wegen der Aussichtslosigkeit.«
    Die Stein sprang auf und rannte den gewundenen Weg zum Parkplatz hinunter.

    *
    Sie verhaftete Rolf Scherzinger vor der Basilika in Münsterschwarzach. Zwei Tage später

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