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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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ein Findelkind vor die Tür gelegt. Aber es kann nicht hierbleiben.«
    »Spiel dich nicht so auf«, erwiderte Clarissa. »Wir könnten es überall im Schloss verstecken, und du würdest nie erfahren, dass es überhaupt da ist. Lass uns in Ruhe, Oliver. Du hast keine Ahnung, was vor sich geht, du bist ja kaum hier. Und misch dich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen. Du bist hier nur ein Gast, Oliver, mehr nicht.«
    Erstaunt blickte er seine Mutter an.
    Clarissa entließ den Butler, und als er gegangen war, sagte Oliver: »Du solltest mich nicht vor dem Personal demütigen, Mutter.«
    »Du hättest dich ja auch nicht wie ein ungezogenes Kind benehmen müssen.«
    So hatte Clarissa noch nie mit ihrem Sohn geredet. Sie stand aufrecht da und blickte ihn unerschrocken an.
    »Du brauchst Alex nicht vorzuschreiben, wie sie mit einem fremden Säugling umzugehen hat. Du kümmerst dich ja nicht einmal um dein eigenes Kind.«
    »Was gibt es denn da zu kümmern? Er kann doch noch nicht einmal sprechen, was soll ich also mit ihm anfangen?«
    »Nein, du wartest lieber, bis du ihm Jagen beibringen kannst, nicht wahr? Bis du ihm zeigen kannst, wie er mit Frauen umgehen muss.« Clarissa sprach leise. »Wie man tötet und missbraucht.«
    Mit diesen Worten drehte sie sich auf dem Absatz um und rauschte aus dem Zimmer. Alex hätte am liebsten Beifall geklatscht.
    »Nun, welche Laus ist ihr denn über die Leber gelaufen?« Oliver wandte sich an Alex. »Du hast mein Auto gestohlen! Was hast du dir denn dabei gedacht? Wie sollte ich denn hierher zurückkommen?«
    »Das war mir gleichgültig.«
    »Dann hat dir also unsere kleine Party Samstagnacht nicht gefallen?« Er blickte sie an.
    Sie schwieg.
    »Dein Pech.«
    »Meines? Du weißt sehr genau, wie entwürdigend diese Nacht war. Und du hast es mit mir versucht, weil du es nicht gewagt hättest, deiner kostbaren Mrs. Palmerton einen solchen Vorschlag zu unterbreiten, den sie sicher abgelehnt hätte. Du würdest nicht wollen, dass sie schlecht von dir denkt, aber was ich von dir halte, ist dir völlig gleichgültig, nicht wahr?«
    Er blickte sie kurz an und betrachtete dann seine Fingernägel. »Du hast recht, es ist mir egal, was du von mir denkst.«
    In diesem Moment wusste Alex, dass sie frei war. Sie musste sich nie wieder Gedanken darüber machen, wie sie Oliver gefallen konnte. Sie brauchte sich auch nicht mehr einsam zu fühlen, weil sie keine Erwartungen mehr an ihn hatte. Wenn sie Liebe finden wollte, musste sie außerhalb der Ehe danach suchen, aber vielleicht war ihr das ja auch gar nicht so wichtig. Sie würde sich lieber mit unerwünschten Kindern beschäftigen.

31
    A m Donnerstagnachmittag fuhr James Cummins wie immer vor dem Schloss vor. Sein Bruder begleitete ihn.
    Clarissa sah die beiden kommen, warf noch einen raschen Blick in den Spiegel und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Seit sie heute früh um acht Uhr aufgestanden war, hatte sie ihr Make-up noch nicht erneuert.
    Sie war so glücklich wie seit langem nicht mehr, und das lag vor allem daran, dass sie sich mit Alex um den Bau des Krankenhauses kümmerte. Es war ungewohnt für sie, dass sie etwas zu tun hatte, und zwar nicht nur etwas, das ihre Zeit in Anspruch nahm, sondern das sie auch geistig forderte. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie das Gefühl, eine wirkliche Aufgabe zu haben.
    Als sie jetzt beobachtete, wie die beiden Ärzte näher kamen, regte sich etwas in ihr, das dreißig Jahre lang geschlummert hatte. Sie wusste nicht, was es war, aber sie freute sich einfach, am Leben zu sein.
    Noch einmal blickte sie in den Spiegel und zupfte an ihren Haaren, aber dann dachte sie, dass es eigentlich egal war, wie sie aussah. Schließlich war sie schon neunundvierzig Jahre alt.
    Sie ging in den Salon, wo der Tee serviert worden war. Als die beiden Männer eintraten, streckte sie ihnen die Hand entgegen, aber zu ihrer Überraschung begrüßte James sie mit Wangenküssen und sagte: »Ich habe Ben gewarnt, dass es in unserem kleinen Dorf nicht allzu viele anregende Gesprächspartner gibt, und deshalb habe ich ihm vorgeschlagen, dass er uns heute Gesellschaft leistet. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus. Er wird schnell merken, dass wir beide die Probleme auf der Welt hervorragend zu lösen verstehen.« Er lachte verlegen. »Und lassen Sie uns heute nicht vom Krankenhaus reden, er hört ständig davon.«
    Clarissa setzte sich und forderte die beiden Männer ebenfalls auf, Platz zu nehmen. Ben wählte einen

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