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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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»Vielleicht hat sich die Mutter ja hier ein besseres Leben für ihr Kind erhofft.« Vielleicht hatte es auch etwas mit Alex zu tun.
    »Ein besseres Leben«, murmelte Alex. Sie drückte das kleine Mädchen an sich. »Können wir Ihnen einen Kaffee oder einen Tee anbieten, Doktor?«
    »Eine Tasse Kaffee wäre nicht schlecht. Ich bin noch nicht dazu gekommen, welchen zu trinken.«
    »Dann frühstücken Sie doch mit uns. Es ist immer genug da für eine ganze Armee«, bot Clarissa an.
    »Ja, gerne«, erwiderte er. Als er sich an den Tisch setzte, fragte die Herzogin: »Haben Sie mittlerweile ein Haus gefunden?«
    »Oh, hat James es Ihnen nicht erzählt? Ja, ein hübsches Cottage, genau wie ich es mir vorgestellt hatte. Und ich habe mir auch einen Hund angeschafft, eine wunderschöne Colliehündin. Noch ist sie zu klein, aber ich freue mich schon darauf, sie auszubilden. Zurzeit schläft sie allerdings noch bei mir im Bett, muss ich zugeben, ich weiß also nicht, ob ich wirklich streng mit ihr sein kann. Sie beide müssen einmal nachmittags zum Tee kommen und mein neues Haus und den Hund bewundern.«
    »Wie reizend«, erwiderte Clarissa und schenkte sich Tee ein. Ohne Tee wurde sie nicht richtig wach, und es war immerhin schon neun Uhr.
    Das Baby hatte die Flasche ausgetrunken, und Alex nahm es hoch, damit es ein Bäuerchen machen konnte.
    »Was soll aus ihr werden?«, fragte Clarissa und streckte die Arme aus.
    »Lady Alexandra und ich bringen sie morgen Nachmittag ins Waisenhaus.« Der Arzt stand auf und fügte hinzu: »Ich muss jetzt aufbrechen. Ich habe mir heute früh noch nicht einmal die Zeit genommen, meinen Hund zu füttern.«
    »Vielen, vielen Dank«, sagte Alex und reichte Clarissa den Säugling.
    »Ich komme heute Nachmittag vorbei, um nachzusehen, wie Sie zurechtkommen.«
    Als er weg war, sagte Clarissa: »Meine Mutter war immer der Ansicht, junge Frauen sollten nur Kinder bekommen, wenn sie verheiratet waren und für sie sorgen konnten. Allerdings hatte meine Mutter auch nicht allzu viel Ahnung von der menschlichen Natur.«
    Alex dachte an den Sommer, den sie mit Harry verbracht hatte. Was wäre passiert, wenn sie schwanger geworden wäre? An diese Möglichkeit hatte sie damals gar nicht gedacht. »Ja, wir haben wirklich Glück«, sagte sie.
    »Wenn du meinst«, erwiderte Clarissa.
    »Bist du denn nicht der Meinung?«
    »Oh, ich weiß nicht.« Clarissa aß einen Löffel von dem grauen Porridge, den Alex so verabscheute. »Irgendeine junge Frau hat wenigstens für eine einzige Nacht Leidenschaft erfahren. Vielleicht war es das ja wert, meinst du nicht?«
    Erstaunt blickte Alex ihre Schwiegermutter an.
    Clarissa erwiderte ihren Blick und fuhr fort: »Es wäre doch schrecklich, wenn auf dem Grabstein stehen würde: ›Hier liegt jemand, der in seinem ganzen Leben keine Leidenschaft erfuhr.‹«
    Alex legte ihre Hand über die Hand der älteren Frau. »Oh, meine Liebe.«
    »Nun, hattest du Momente der Leidenschaft? Ich habe die Menschen beneidet, die Leidenschaft erlebt und empfunden haben. Hast du dieses Gefühl jemals erfahren?«
    Alex nickte und schenkte sich eine weitere Tasse Kaffee ein. »Ja.«
    »Aber sicher nicht mit meinem Sohn.«
    »Vor ihm. Als ich siebzehn war, glaubte ich, unsterblich in den Pferdeknecht verliebt zu sein. Als meine Mutter uns überraschte, fuhr sie mit mir nach Europa.«
    »Ja, natürlich.« Clarissa seufzte. »Und kannst du dich noch daran erinnern, obwohl es jetzt schon so lange her ist? Wenn du nachts allein in deinem Bett liegst, weißt du dann noch, wie sich die Leidenschaft anfühlte?«
    »Nein, eigentlich nicht. Es ist alles verblasst.«
    »Oh, wie schade. Ich habe immer geglaubt, dass man dieses Gefühl sein Leben lang in sich trägt, wenn man es einmal erfahren hat, und dass es einen wärmt.« Sie legte den Löffel hin und lächelte Alex an. »Ein Pferdeknecht also? Ich hätte wissen müssen, dass er nicht von Adel war. Du brauchst mir nicht zu antworten, aber ich hoffe, ihr habt euch geliebt, so dass du keine Jungfrau mehr warst, als du meinen Sohn geheiratet hast. Ich fürchte nämlich, dass du mit meinem Sohn nicht allzu glücklich bist.«
    »Liebst du ihn denn nicht?«
    »Oh, meine Liebe, ich würde mein Leben für ihn geben, aber ich mag ihn nicht besonders. Sein Vater hat ihm beigebracht, Frauen zu verachten, und auch mich. Er war noch nicht fünf Jahre alt, da hat er mir schon keinen Kuss mehr gegeben. Der Herzog brachte ihm Jagen bei, und er war kaum sechzehn, da

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