Wer nach den Sternen greift
wohl durchgemacht hatte.
Ben nahm sich noch ein Kressesandwich. »Und ich habe gedacht, ich würde mich hier halbwegs zur Ruhe setzen, einen Garten anlegen, angeln und Hunde erziehen und meinem Bruder ein wenig in seiner kleinen Landarztpraxis helfen.« Er und James blickten sich an und lachten.
Clarissa nahm sich ebenfalls ein Sandwich. »Und jetzt haben wir alle neue Aufgaben.«
Sie hat »wir« gesagt, dachte Alex.
James sagte: »Morgen fahren wir nach London, um Ben ein Auto zu kaufen.«
»Das können wir ja vielleicht aus dem Geldfonds für das Krankenhaus bestreiten«, schlug Alex vor.
»Nein, danke«, erwiderte Ben. »Das bezahle ich schon selbst. Im Gegensatz zu Ihrem Mann lasse ich mich nicht kaufen.«
Zerknirscht murmelte Alex: »Gut zu wissen, dass es noch moralische Menschen gibt.«
Ihr wurde klar, dass sie langsam aufhören musste zu glauben, alles und jeden kaufen zu können. Und das war ja auch gut so.
32
O liver hatte sich einen blauen Stutz Bearcat gekauft, ein Auto, das man in England noch nicht gesehen hatte. Jeremy Dawson hatte sich in den Wagen verliebt, als er in Amerika war, und hatte drei davon nach England verschiffen lassen. Zwei wollte er für den doppelten Preis verkaufen.
Drei Tage, bevor Alex ihm das Auto weggenommen hatte, hatte er die Wagen zufällig Oliver gegenüber in ihrem Club erwähnt.
Ein wunderbarer Vorwand, um ein solches Auto zu kaufen. Der Preis spielte keine Rolle. Er würde es ihr schon zeigen.
Sie hatte noch nicht einmal gefragt, wie er ins Schloss gekommen war, nachdem sie ihm den Wagen gestohlen hatte. Nun, zumindest hatte er seiner Frau und seiner Mutter Bescheid gesagt, dass er am Boxing Day wieder eine Jagdparty geben wollte, für die sie vor Jahren berühmt gewesen waren.
»Und was ist der Boxing Day?«, hatte Alex gefragt.
»Das ist der Tag nach Weihnachten«, antwortete Clarissa. »Viele Leute geben ihren Dienstboten an diesem Tag die Geschenke. Aber wir machen es ja direkt am Weihnachtstag. Der Tag danach, das Fest des heiligen Stephan, des ersten christlichen Märtyrers, wird Boxing Day genannt. Worauf das zurückgeht, ist nicht ganz klar, aber es ist ein beinahe ebenso wichtiger Feiertag wie Weihnachten. Als ich jung verheiratet war, haben meine Schwiegereltern, der Herzog und die Herzogin, an diesem Tag eine Jagd und eine Gala veranstaltet. Die Einladungen waren äußerst begehrt.«
»Ich habe schon eine Einladungsliste erstellt.« Oliver warf ein Blatt Papier auf den Tisch. »Mutter, du kannst dich vermutlich gar nicht mehr daran erinnern, wie man eine Jagd veranstaltet.«
»Aber natürlich«, erwiderte die Herzogin empört.
»Nun, schick auf jeden Fall die Einladungen so früh heraus, dass die Männer ihre Hunde bis dahin noch trainieren können. Normalerweise sind sie nämlich erst gegen Ende Januar in Topform. Ich gebe Scully und Mrs. Burnham Anweisungen, da ja keiner von euch beiden weiß, was zu tun ist.« Das sagte er nicht herablassend, sondern ganz nüchtern, und Alex hatte tatsächlich keine Ahnung, um was es ging.
»Es stehen acht Paare auf der Liste und drei ledige Männer. Die meisten Frauen werden auch reiten. Ihr müsst alles lüften lassen und dafür sorgen, dass elf Schlafzimmer vorbereitet sind.«
Alex war ganz aufgeregt. Sie hatte noch keine Gesellschaft auf Schloss Carlisle miterlebt, und jetzt würde sie endlich in die britische Gesellschaft eingeführt. Sie freute sich darauf, den Winter in der Stadt zu verbringen, aber andererseits wollte sie auch den Bau des Krankenhauses nicht versäumen. Es würde im Frühjahr fertig werden. Und zur gleichen Zeit richteten sie die Zimmer im Ostflügel her. Natürlich hatte Großvater ihr das Geld für die Stromleitungen und Badezimmer überwiesen. Und als er gehört hatte, dass Oliver nichts mit dem kleinen Mädchen zu tun haben wollte, hatte er Alex geschrieben, dass er es als Ehre ansähe, wenn die Kleine seinen Namen trüge: Carolina Curran. Er und Annie würden nur zu gerne ihre Paten sein. Allerdings hatte auch Clarissa das bereits angeboten. Sie war völlig vernarrt in das kleine Mädchen.
Es passierte so viel Aufregendes um Alex herum, dass sie es sich eigentlich nicht leisten konnte, sich den Winter über in London aufzuhalten, aber sie wollte auch gerne auf Bälle gehen, andere Leute treffen und selbst Einladungen geben. Nun, sie würde sehen, vielleicht konnte sie ja ihre Zeit irgendwie aufteilen. Schließlich dauerte die Fahrt nach London mit dem Auto nur zwei
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