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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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James.
    »So haben wir das Baby genannt. Meine Urgroßmutter hieß Carolina, und der Name hat mir immer gut gefallen. Ich möchte nicht, dass sie in diesem dunklen, trübsinnigen Haus leben muss. Ich habe den Kindern beim Mittagessen zugeschaut, und es ist kein Wunder, dass die Kinder so traurig aussehen. Das Essen war genauso grau wie der Porridge, den es hier morgens immer gibt.«
    »Oh«, murmelte Clarissa, »ich mag Porridge eigentlich ganz gerne.«
    »Nun ja, vielleicht war er ja essbarer, als er aussah. Aber die Kinder hatten alle diese Kittel an und sahen alle gleich aus. Und um die Säuglinge kümmerte sich stundenlang keiner, und selbst, als sie gefüttert wurden, nahm sie niemand auf den Arm. Also mit Liebe überschüttet werden sie nicht gerade, und sie wachsen ohne Zuneigung und Wärme auf … Ich habe ständig daran denken müssen.« Alex wischte sich eine Träne von der Wange. »Ich könnte es nicht ertragen, Lina dort zu wissen. Und so bin ich auf die Idee gekommen, einen Flügel für unverheiratete Mütter einzurichten. Und wenn wir Frauen einstellen, die sich gerne um die Neugeborenen kümmern, dann brauchen die armen Würmchen nicht ohne Liebe aufzuwachsen.«
    Nicht zum ersten Mal dachte Ben, wie einfach es doch war, Gutes zu tun, wenn man genug Geld hatte. Und er musste zugeben, dass Alex es sich nicht leichtmachte. Sie schrieb nicht einfach nur einen Scheck aus, sondern war mit ganzem Herzen bei der Sache.
    »Wir stellen Personal ein, damit die Neugeborenen und auch die Mütter mit Respekt und Fürsorge behandelt werden. Wir können ja vielleicht auch versuchen, den ledigen Müttern Arbeit zu beschaffen, damit sie ihre Kinder behalten können, wenn sie möchten.«
    Als niemand antwortete, fragte Alex: »Und? Was haltet ihr davon?«
    »Oh, meine Liebe«, erwiderte Clarissa gerührt, »ich finde, es ist eine wundervolle Idee.«
    Vermutlich hätte Clarissa die Idee auch wundervoll gefunden, wenn Alex vorgeschlagen hätte, Schweine in den Repräsentationsräumen zu züchten, dachte Ben.
    »Wir brauchen sie gar nicht zu Gesicht zu bekommen«, beruhigte Alex ihre Schwiegermutter. »Dort drüben gibt es sogar einen separaten Eingang, und sie müssen auch die Haupteinfahrt nicht benutzen. Auch unsere Gäste werden nichts davon mitkriegen. Es gibt sogar eine große Veranda, auf der die Frauen bei schönem Wetter sitzen können, und wir könnten eine Küche einbauen lassen. Und ich denke auch, ich könnte meinen Großvater überreden, dass er in diesem Teil des Schlosses für Heizung und Strom sorgen lässt.«
    Als alle schwiegen, fügte Alex hinzu: »Was nützt mir denn das viele Geld, wenn ich nichts Gutes damit tun kann? Soll ich mir nur Pelze und Reisen und Sommerhäuser dafür kaufen?« Sie dachte an das Haus ihrer Großmutter in Newport und die selten genutzte Villa ihres Großvaters in Westbury. Die Marmorpaläste, in denen sie aufgewachsen war. »Ich brauche keine Yacht oder eine private Eisenbahnlinie …«
    »Ja, wir haben schon verstanden.« James streckte beschwichtigend die Hand aus. »Wir sind nur alle ein wenig sprachlos, weil es so ein großzügiges Angebot ist.« Er warf Clarissa einen fragenden Blick zu. Wie mochte sie es wohl finden, wenn hier alles umgebaut wurde? Schließlich lebte sie schon seit dreißig Jahren hier. »Ich glaube nicht, dass Oliver oder der Herzog die Maßnahmen gutheißen werden.«
    Alex zuckte mit den Schultern. »Sie sind käuflich.«
    »Hier in der Gegend werden nicht so viele illegitime Kinder geboren, dass zwanzig Zimmer das ganze Jahr über belegt wären«, sagte James.
    »Aber es wird sich doch bestimmt wie ein Lauffeuer verbreiten, dass so eine Einrichtung zur Verfügung steht.«
    »Sollen wir denn nicht nur für die Frauen aus dem Dorf sorgen?«
    »Ich habe an alle Frauen aus der Grafschaft gedacht, die nicht wissen, wo sie hingehen sollen. Wenn nötig, können wir sogar als Waisenhaus dienen, bis die Kinder ein Zuhause gefunden haben.«
    »Und wenn sie keines finden?«
    »Wir können Pflegerinnen einstellen, die ihnen Liebe schenken. Wir werden sie großzügig entlohnen, und ich möchte vor allem darauf hinweisen, dass es uns nicht ansteht, ein moralisches Urteil zu fällen.«
    Das hatte Sophie viel zu lange bei ihr, Alex, getan. In den Augen ihrer Mutter hatte sie nie etwas richtig gemacht, bis sie schließlich Oliver heiratete, und wohin das geführt hatte, sah man ja. Ihr Herz war von Lina berührt worden. Sie fragte sich jeden Tag, was diese Mutter

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