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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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wollte die Gelegenheit auch nutzen, um Distanz zu ihrer Ehe zu bekommen.
    Als sie sich an jenem Abend in ihre Suite begab, konnte sie sich kaum an das Gesicht des Franzosen erinnern. Er hatte im Schatten gestanden, und sie wusste noch nicht einmal, welche Farbe seine Augen hatten. Aber der Klang seiner Stimme war ihr im Gedächtnis haften geblieben.
    Als sie mit den Kindern um acht Uhr am nächsten Morgen ins Restaurant kam, war er bereits da. Er erhob sich, als sie eintraten. Alex fragte Hugh: »Sollen wir uns an seinen Tisch setzen?«
    Ohne zu zögern trat Hugh auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand. Sie wechselten ein paar Worte miteinander, dann setzte Hugh sich, Monsieur Renoir rückte einen Stuhl für Alex zurecht und dann auch für Lina.
    »Mein Name ist Carolina«, sagte die neunjährige Lina zu ihm, »aber alle nennen mich Lina. Du redest komisch.«
    »Meine Kinder sind ein wenig zwanglos, fürchte ich«, sagte Alex.
    »Mein Großvater zeigt uns einen Elefanten«, verkündete Lina.
    »Ah, der Zirkus«, sagte der Franzose. »Barnum and Bailey. Er ist berühmt und soll sehr groß sein.«
    »Haben Sie ihn schon gesehen?«, fragte Hugh.
    »Nein. Wo ich lebe, gibt es nur kleine Zirkusse von Zigeunern.«
    »Wo leben Sie denn?«, fragte Hugh.
    Während ein Kellner Kaffee für die Erwachsenen und Kakao für die Kinder einschenkte, erwiderte Philippe: »Ich lebe in der Provence.«
    »Ist das ein Land?«
    »Nein, es ist eine Gegend in Frankreich.«
    »Frankreich ist das Land neben uns«, erklärte Hugh seiner Schwester. »Auf der anderen Seite vom Kanal.«
    »Was ist ein Kanal?«
    »Wir überqueren ihn, wenn wir mit der Fähre nach Paris fahren«, erklärte ihre Mutter.
    »Ach, der Kanal«, erwiderte Lina.
    »Ich lebe im Süden von Frankreich«, erläuterte Philippe.
    »Haben Sie Tiere?«, fragte Lina, der immer noch die Elefanten im Kopf herumschwirrten.
    »Ich habe drei Hunde«, antwortete Philippe, »und meine Tochter hat eine Katze.«
    »Keine Pferde?«, fragte Hugh.
    Philippe nickte lächelnd. »Doch, wir haben jeder ein Pferd. Mein Sohn, meine Tochter und ich reiten samstags immer aus.«
    »Wenn ich dich besuche, kann ich dann mit deiner Tochter spielen?«, fragte Lina.
    Philippe schüttelte den Kopf. »Nein, leider ist sie viel älter als du. Sie ist sechzehn, und mein Sohn ist siebzehn.«
    »Oh, die sind ja alt«, erklärte Lina und verlor das Interesse.
    Der Kellner brachte Waffeln, und die Kinder machten sich darüber her. Lina tunkte verstohlen den Finger in die Sahne und leckte ihn ab. Alex lächelte. Das hätte Sophie ihr nie erlaubt, doch sie war fast versucht, es selbst auch zu tun.
    »Sie können gut mit Kindern umgehen«, sagte sie zu Philippe, wobei sie dachte, dass ihre Kinder sich mit diesem Fremden gerade länger unterhalten hatten als in den letzten sechs Monaten mit ihrem Vater.
    »Wenn ich in einer anderen Familie zur Welt gekommen wäre«, erwiderte er, »dann wäre ich vielleicht Lehrer geworden.«
    »Und was hat Sie davon abgehalten?«
    »Das Familienunternehmen. Ich beklage mich ja nicht. Ich bin damit aufgewachsen und liebe es eigentlich auch. Aber wenn ich hätte wählen können …«
    »Und was ist Ihr Familienunternehmen?«
    »Wein.«
    »Ach?«
    »Wie wächst Wein?«, fragte Lina.
    »Die Trauben wachsen, und daraus machen wir Wein.«
    »Sind Ihre Weine berühmt?«, fragte Hugh.
    »Ja, ziemlich.« Er wandte sich zu Alex. »Beauchamps.«
    »Oh, das sind Sie?«
    »Mein Urgroßvater hat die Firma gegründet.«
    Der Kellner schenkte ihnen Kaffee nach. Hugh und Lina hatten mittlerweile fertig gefrühstückt. »Dürfen wir aufstehen, Mutter?«
    »Passt du auch gut auf deine Schwester auf?«, fragte Alex Hugh, aber sie wusste, dass er es tat.
    Hugh nahm Lina an der Hand, und weil ihm plötzlich seine guten Manieren einfielen, wandte er sich zu Philippe und sagte: »Schön, Sie wiedergesehen zu haben, Sir.«
    Alex begann, das Rührei mit Speck zu essen, das der Kellner gebracht hatte.
    »Bleiben Sie lange in den Staaten?«, fragte Philippe.
    »Den Sommer über. Wenn im Herbst die Schule wieder beginnt, fahren wir nach England zurück.«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass es Ihrem Mann gar nicht recht ist, wenn Sie so lange weg sind.«
    Sie blickte ihn an. »Ach, glauben Sie?«
    »Ja.«
    »Sie irren sich völlig, Monsieur Renoir. In jeder Hinsicht.«
    Ihre Blicke trafen sich. Ein Augenblick verstrich, dann aß er weiter. »Wie soll ich Sie anreden? Euer Ladyschaft? Euer Gnaden?«
    »Alex

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