Wer nach den Sternen greift
einen Schluck Champagner und blickte sie an.
»Es tut mir jetzt schon leid, dass ich nicht den ganzen Sommer über in New York bleibe.«
»Und wohin fahren Sie?«
»Nach San Francisco. Ich bleibe nur zwei Wochen in New York.«
»Sind Sie auf Verkaufsreise?«
»Nein. Wir expandieren nach Amerika, und ich muss mir bei San Francisco Land ansehen, das einer unserer Männer entdeckt hat. Er hält es für ein perfektes Anbaugebiet und möchte dort ein Weingut aufbauen.«
»Ist das Ihre Arbeit? Den richtigen Standort für Weingüter feststellen?«
»Unter anderem.«
»Und würden Sie das Gut in Kalifornien auch leiten?«
»Nein, ich bin Chemiker, kein Geschäftsmann. Wenn wir uns dafür entscheiden, dort zu investieren, wird meine Schwester dort die Leitung übernehmen.«
Ein Kellner erschien, um ihre Bestellung aufzunehmen. Philippe schenkte ihnen noch ein Glas Champagner ein.
»Als Sie gesagt haben, Wein sei Ihr Beruf, habe ich eher angenommen, Sie seien Winzer, und nicht Chemiker.«
Er lachte. »Wein anzubauen ist eine Leidenschaft.«
»Dann ist Ihr Haus vermutlich von Weinreben umgeben.«
»Ja, ich probiere neue Sorten in meinem Garten aus.«
Sie kniff die Augen zusammen und musterte ihn. »Und Sie kochen gerne.«
Sie kannte keinen einzigen Mann, der kochte. Andererseits gab es in ihren Kreisen auch keine Frau, die kochen konnte.
»Ja, es heißt, ich mache ein ausgezeichnetes Omelett«, gab er zu. »Was sehen Sie noch?«
Sie blickte ihn an.
»Sie sind freundlich. Sie nehmen sich Zeit für Ihre Kinder. Sie haben Humor.«
Was fehlte Oliver sonst noch?
»Sie singen unter der Dusche. Sie werden selten laut. Sie segeln gerne und laufen gerne Ski. Sie sind ein guter Zuhörer. Und Sie lesen gerne.«
Er lachte. »Sie sind schlau. Wie haben Sie das mit dem Segeln herausgefunden?«
Durch die Krähenfüße um deine Augen, hätte sie am liebsten gesagt, aber sie schwieg.
»Ich lese auch gerne sonntagmorgens die Zeitung im Bett. Haben Sie das nicht auch gesehen?«
»Sind Sie ein typischer Franzose?«
»Ich habe mich nie in irgendeiner Hinsicht als typisch empfunden.«
»Sie jagen nicht, oder?«
Er legte den Kopf schräg und blickte sie an. »Nein, ich jage nicht.«
»Habe ich es wirklich getroffen?«, fragte sie. »Eigentlich habe ich nur geraten und dabei an die Dinge gedacht, die ich bei einem Mann mag.«
»Und wenn ich sie alle auf mir vereine, dann mögen Sie mich?«
»Das tue ich bereits.«
»Nun, da bin ich ja erleichtert.«
»Sie haben einen amerikanischen Akzent, und Ihr Englisch hört sich auch eher amerikanisch an.«
»Ich war zwei Jahre lang auf der University of Wisconsin und bin dann nach Frankreich zurückgekehrt, um dort Examen zu machen.«
»Warum sind Sie nicht in den USA geblieben?«
»Ich sage es ungern, aber in Amerika werden geistige Ziele nicht so ernst genommen. Außerdem war meine Mutter krank, und ich wollte in ihrer Nähe sein.«
»Und wie geht es Ihrer Mutter jetzt?«
»Es geht ihr wieder gut. Meine Kinder sind bei ihr. Wir leben in einem Haus auf ihrem Anwesen. Da ich oft reise, ist das die beste Lösung.«
»Und wohin reisen Sie?«
»Hören Sie, die Musik hat eingesetzt. Möchten Sie schon vor dem Essen tanzen?«
»Ja, gerne.«
Er stand auf und reichte ihr die Hand, um sie auf die Tanzfläche zu führen. Sie ergänzten sich perfekt. Er war ein exzellenter Tänzer und führte sie hervorragend.
Alex schloss die Augen und gab sich dem Rhythmus hin. »Versprechen Sie mir«, sagte sie, »versprechen Sie mir, dass Sie in den nächsten zwei Tagen nicht weggehen.«
Er lachte. »Das verspreche ich Ihnen.«
38
S ie tanzten, bis das Orchester eine Pause machte. Dann gingen sie an Deck, wo gerade eine Wolke vor den Mond zog.
»Wie alt waren Ihre Kinder, als Ihre Frau starb?«, fragte Alex.
»Celeste war sechs und Raoul sieben.«
»Haben Sie Ihre Frau geliebt?«
»Von ganzem Herzen.«
Warum mochte er wohl nicht wieder geheiratet haben? Als ob er ihre Gedanken lesen könne, sagte Philippe: »Ich bin nie wieder einer Frau wie ihr begegnet.«
»Ihre Kinder kannten sie ja kaum, sie hätten sich bestimmt an eine neue Mutter gewöhnt.«
»Meine Kinder nicht. Und ich auch nicht.«
»Sind Sie einsam?«
»Nein, eigentlich nicht. Die ersten drei oder vier Jahre waren … schwierig. Aber das ist jetzt über zehn Jahre her, und ich finde das Leben wieder interessant und reich. Wir sind glücklich. Ich liebe meine Arbeit und reise an exotische Orte, die kaum jemand kennt.
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