Wer nach den Sternen greift
am Telefon.
»James, irgendetwas ist nicht in Ordnung. Ich fühle mich wie zerschlagen, und das Baby bewegt sich nicht mehr.«
»Ich komme sofort.«
Alex war nicht mehr in der Lage, irgendwohin zu gehen, und blieb einfach sitzen. Als sie nicht zum Mittagessen erschien, machte Clarissa sich auf die Suche nach ihr. »Meine Liebe, es ist Zeit zum … o Gott, was ist los?«
Alex versuchte aufzustehen, aber ihr wurde schwindlig und sie sank zu Boden.
»O Alex, Liebes, ich rufe James an.«
»Ich habe ihn schon angerufen.« Sie übergab sich.
Clarissa geriet in Panik. »Komm, Liebes, ich helfe dir ins Bett.«
»Nein.« Der Raum drehte sich um Alex, und dann wurde alles um sie herum dunkel.
Als sie wieder zu sich kam, lag sie auf dem Bett, und James beugte sich über sie. Erneut schloss sie die Augen und lauschte seiner leisen Stimme.
»Ich werde Sie jetzt untersuchen, Alex. Können Sie mich hören?«
Sie hörte ihn zwar, war aber zu müde, um zu antworten. Wieder wurde sie ohnmächtig.
Als sie erwachte, merkte sie am Stand der Sonne, dass es später Nachmittag war. Sie war mit einer Decke zugedeckt.
»Wie geht es Ihnen, meine Liebe?« Das war James’ Stimme.
»Ich weiß nicht«, krächzte sie.
»Ich muss Sie in die Klinik mitnehmen«, erklärte James. »Ihr Kind ist tot.«
Alex empfand gar nichts.
»Ich habe Ihnen ein Beruhigungsmittel gegeben, aber wir müssen im Krankenhaus noch eine Ausschabung vornehmen. Danach können Sie wieder nach Hause.«
Clarissa stand neben James. Sie sagte: »Ich hole Scully, damit er sie nach unten trägt. Er kann sie im Rolls ins Krankenhaus fahren, das ist bequemer für sie. Ich fahre mit ihr, und wir treffen uns dann in der Klinik.«
Was sonst noch an diesem Tag passierte, glitt wie im Nebel an Alex vorbei. Sie erwachte einmal, als Scully sie ins Auto trug, und noch einmal, als er sie auf den Operationstisch hob. »Ich warte draußen vor der Tür«, sagte er zu ihr, während Clarissa bei ihr blieb und ihr die Hand hielt.
Sie fühlte keinen Schmerz. Sie empfand gar nichts. Sie konnte sich nicht erinnern, dass Scully sie wieder nach Hause fuhr und die Treppe hinauf in ihr Zimmer trug, wo Clarissa sie auskleidete und ins Bett legte.
Als sie früh am nächsten Morgen erwachte, war ihr Kopf wieder klar. Da erst fiel ihr ein, was passiert war, und sie begann zu weinen. Clarissa, die auf einem Sessel neben Alex’ Bett geschlafen hatte, fuhr hoch. Sie setzte sich zu Alex auf die Bettkante und nahm sie in die Arme. Auch ihr liefen die Tränen übers Gesicht.
»Es war ein kleines Mädchen«, flüsterte sie.
In jenem Sommer fuhr Alex mit Hugh und Lina nach Amerika, und ihre Großeltern verliebten sich auf der Stelle in das kleine Mädchen.
»Ich werde sie formell adoptieren«, erklärte Alex.
Sophie zog die Augenbrauen hoch. »Du hast schon früher immer alle möglichen streunenden Hunde und Katzen mit nach Hause gebracht«, sagte sie.
Als Alex und die Kinder im Herbst nach England zurückkehrten, stürzte Alex sich in die Arbeit im Ostflügel, wo die Schwestern sich schon um drei Kinder kümmerten, die von ihren Müttern zurückgelassen worden waren. Alex musste sich sehr zusammennehmen, um nicht auch diese Kinder zu adoptieren.
36
I hre Kinder sind im Bett, und Sie genießen ganz allein den Mondschein«, sagte eine Männerstimme mit französischem Akzent in ihrem Rücken.
Alex nickte und blickte auf das Mondlicht, das auf den Wellen tanzte. »Woher wissen Sie, dass ich Kinder habe?«, fragte sie.
Er trat an die Reling neben sie. Er war einen halben Kopf größer als sie. »Ich habe Sie an den vergangenen drei Abenden beim Essen beobachtet.«
»Tatsächlich? Benehmen sich meine Kinder so schlecht?«
»Ihr Sohn ist sehr unternehmungslustig, würde ich sagen. Ich habe ihn heute Morgen begleitet, als er seine tägliche Runde auf dem Schiff gedreht hat.«
»Ja, das stimmt. Hugh ist unternehmungslustig. Hoffentlich hat er Sie nicht belästigt.«
»Ganz im Gegenteil. Ich bin mit ihm zum Captain’s Deck gegangen, und der Kapitän hat ihn das Schiff steuern lassen.« Der Franzose lachte.
»Ach, Sie sind das. Der nette Mann mit dem Akzent.«
Er deutete eine Verbeugung an. »Und Sie sind die Marquesa Alexandra Carlisle.«
»Schuldig. Aber woher wissen Sie das?«
»Ich habe gefragt. Außerdem habe ich ab und zu Ihr Foto in der Zeitung gesehen. Sie gehören zu den bestangezogenen Frauen auf der Welt.«
»Macht das meinen Ruhm aus? Wie traurig«, murmelte
Weitere Kostenlose Bücher